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Kinder werden Igel und Bäume


Autor: Johanna Blum

Adelsdorf, Dienstag, 10. März 2020

Lehrerin Susanne Oehler und Miles zeigen Grundschülern, wie man mit Hunden umgeht.
Die Kinder lernten unter anderem die Igelstellung kennen.  Fotos: Johanna Blum


Seit sieben Jahren besucht Miles, ein Belgischer Schäferhund, zwei bis drei Mal pro Woche den Unterricht in der Adelsdorfer Grundschule. Hier ist Miles gelassen dabei. Wenn die Kinder sich ruhig beschäftigen, setzt er sich gern daneben. Oft schreiben sie dann konzentriert mit einer Hand, mit der anderen kraulen sie ihn.

Miles ist auch ein beliebter Lesepartner. Die Schüler setzen oder legen sich zu ihm auf den Teppich und lesen ihm vor. Es gibt einen Hundedienst, der dafür sorgt, dass Miles frisches Wasser und seine Decke an seinem Platz hat. Ganz besonders liebt Miles den Sitzkreis. Er liegt dann mittendrin und lässt sich kraulen. Mit Miles im Unterricht ist immer für Spaß gesorgt. Bei Bewegungspausen macht er gerne mit und "tanzt" dann mit der Lehrerin.

Oder die Lehrerin sagt: "Zuerst kommen jetzt mal alle Kinder in den Sitzkreis, die etwas Grünes anhaben." Als ob er es verstehen würde, kommt Miles als Erster dazu - er trägt ein grünes Halstuch - und setzt sich wie alle anderen Kinder, die nach ihm kommen, an den Rand des runden Teppichs. Oder die Kinder stellen sich für den "Rechenkönig" in Zweierreihen auf, und Miles stellt sich dazu, als ob er mit seinem Rechenpartner rechnen wollte. Das sorgt immer wieder für viel Spaß. Und mit Spaß lernt man eben leichter.

Miles hat zusammen mit seiner Ausbilderin Susanne Oehler, Lehrerin in Adelsdorf, erfolgreich eine mehrtägige Fortbildung mit Eignungsprüfung zum geprüften Schulhund absolviert.

Er ist auch dafür geeignet, an dem speziellen Training "Beißt der ...?" mit allen Klassen in Adelsdorf und mit Schülern an anderen Schulen zu üben.

Nicht von oben streicheln

Am Montag hatte er einen Einsatz bei der Klasse 1b von Konrektorin Gabriele Mönius zusammen mit der Schulhundeklasse 2d seiner Besitzerin Susanne Oehler. Alle Kinder trafen sich in der Aula. Im ersten Teil wurde spielerisch, aber gezielt trainiert, wie man Hunde anfasst. Hierfür gibt es Regeln, die sich jeder einprägen muss: Zuerst fragt man den Besitzer, ob man den Hund streicheln darf. Dann sollte man die Hand hinhalten, dass er schnuppern kann. Wenn es für ihn in Ordnung ist, schaut er das Kind an. Die Schüler erfahren, dass man einen Hund nie von oben am Kopf streicheln darf. Das kann nur sein Herr, sein Chef, tun. "Streichelt ihn im Hals- oder Brustbereich!"

Die Kinder wissen bereits, dass der Hund vom Wolf abstammt. Susanne Oehler zeigt ihnen die scharfen Reißzähne. "Der Wolf macht Beute, und nur wer Angst hat, rennt weg. Aber läuft man weg, saust der Hund hinterher", warnt sie. Eine Übung, bei der die Kinder im Kreis mit geschlossenen Augen stehen, soll ihre Ohren schulen. "Was hört ihr, wenn ich mit Miles hinter euch um den Kreis laufe?", fragt die Lehrerin. Die Leine klappert, der Hund hechelt, und auch wenn die Krallen den Boden berühren, sei etwas hörbar. "Wenn ihr nicht weglauft, sondern stehenbleibt, bleibt auch der Hund stehen", erklärt Oehler.

Erst wird mit dem angeleinten Hund geübt und dann ohne Leine. Die Kinder, die Angst haben, setzen sich auf die Seite und schauen zu. "Wenn du stehen bleibst, interessiert sich Miles nicht für dich", erklärt die Pädagogin. Ein Beispiel, wie gut der Hund folgt, erleben die Kinder auch. Ein gut trainierter Hund läuft immer links vom Herrn. Dreht der um, wechselt der Hund wieder auf die linke Seite. "Wichtig ist es, nie aus Angst wegzurennen. Der Hund ist immer schneller als ihr", belehrt Oehler. "Sollte ein Hund dich einmal umgeworfen haben, geh in die Igelstellung und verschränke die Hände im Nacken. So findet der Hund dich nicht interessant. Er schnuppert allenfalls und geht weg. Dann erst langsam aufstehen."

In einer weiteren Übung werden die Kinder zu Bäumen. "Nie die Arme hochreißen, denn sonst erwartet der Hund etwas zu fressen oder denkt, es ist ein Spiel. Werde einfach zum Baum und lege deine Arme an den Körper, dann bist du uninteressant", erklärt die Lehrerin. Das wird nun ausgiebig trainiert.

Am Ende spielen die Kinder eine Pausensituation durch. Sie rennen, spielen und springen umher. Wenn sie Miles sehen oder hören, werden sie zu Bäumen. Es klappt vorzüglich. Nun sind die Kinder gewappnet, wenn sie einem Hund begegnen. Viele Grundschulklassen haben schon beim Training mit Susanne Oehler und Miles mitgemacht. "Das war jetzt ganz toll", war die einhellige Meinung aller eifrigen Schüler. "Ich hab keine Angst mehr vor Hunden", erklärte Fynn selbstbewusst.