Druckartikel: Kinder testen vier Wochen lang ein Leben mit verschiedenen Beeinträchtigungen

Kinder testen vier Wochen lang ein Leben mit verschiedenen Beeinträchtigungen


Autor: Katharina Müller-Sanke

Thurnau, Mittwoch, 10. Mai 2017

katharina müller-sanke Ein Rollstuhl, ein Hörgerät, ein Rollator, eine dicke Brille - da denken viele an alte Menschen. In der Kindertagesstätte Sonnenschei...
Jörg Jenisch zeigt Anna und Andreas, wie die Rollstühle richtig zu steuern sind.  Foto: Katharina Müller-Sanke


katharina müller-sanke

Ein Rollstuhl, ein Hörgerät, ein Rollator, eine dicke Brille - da denken viele an alte Menschen. In der Kindertagesstätte Sonnenschein in Thurnau sieht das etwas anders aus. Die Kinder dort kennen sich mit Menschen mit Beeinträchtigung schon ein bisschen aus. Schließlich hat der Kindergarten auch einige Integrativplätze für Kinder mit größeren oder kleineren Defiziten.
Um über das Thema noch viel mehr zu erfahren und auch selbst zu erkennen, welche Arten von Beeinträchtigungen es gibt und wie sich das Leben mit einer solchen Beeinträchtigung anfühlt, werden die Kinder in den nächsten vier Wochen ein konkretes Projekt durchführen. Es heißt "Leben mit Handicap".
Denise Lauterbach als zuständige Erzieherin hat sich das Projekt ausgedacht. Sie ist eine von zwei Heilerziehungspflegern in der Einrichtung und damit speziell für die Arbeit für und mit Kindern mit Beeinträchtigung ausgebildet. In der ersten Projektwoche, die am Montag begonnen hat, lernen die Kinder das Leben mit einer Gehbehinderung kennen.


Eine Woche lang üben

Jörg Jenisch vom Sanitätshaus Schuhmann und Landstorfer in Kulmbach und Bayreuth hat dafür eine große Auswahl verschiedener Gehhilfen und Fortbewegungsmittel in den Kindergarten gebracht. Die Kinder dürfen nun die ganze Woche über üben, wie es ist, im Rollstuhl zu fahren, welche verschiedenen Kinder-Rollatoren es gibt und wie es sich im Krücken oder Schienen am Bein lebt.
Die fünfjährige Anna und der ein Jahr jüngere Andreas fahren als erste eine Runde zur Probe. Die beiden sind fit - und trotzdem fällt es ihnen nicht ganz leicht, die Rollstühle zu steuern. Wie mag es da erst einem Kind gehen, das auf den Rollstuhl angewiesen ist?
Die Kinder verlieren durch den Kontakt zu den Hilfsmitteln noch ein Stückchen mehr die Scheu. Für sie ist der Anblick der Rollatoren und Rollstühle nicht fremd - trotzdem: Selbst ausprobieren ist eben schon nochmal was anderes.
In den nächsten Wochen wird es noch um Blindheit oder eine andere Beeinträchtigung der Augen, um eingeschränktes Hörvermögen und auch um sprachliche Defizite gehen. "Ziel ist es, dass die Kinder noch mehr Verständnis bekommen. Dass nicht die Beeinträchtigung anderer Kinder im Vordergrund steht, sondern ihr Wesen," so Denise Lauterbach.