Kinder stechen bald in See
Autor: Evi Seeger
Kleinwachenroth, Donnerstag, 01. Oktober 2020
Die Wachenrother "Kleine Dorfmusik" baut für den Garten der Kita "Villa Kunterbunt" ein Piratenschiff.
Ein Piratenschiff für die "Villa Kunterbunt". Das hätte auch Pippi Langstrumpf gefallen. Noch hat das Schiff keinen Namen. Doch das dürfte das kleinste Problem sein. Nachdem unzählige andere Dinge bisher vorzüglich geklappt haben. Die Kinder der Kita "Villa Kunterbunt" in Wachenroth, die es als Geschenk bekommen, werden das Piratenschiff schon taufen.
Derzeit steht das Schiff noch in der Scheune der Familie Dresel in Kleinwachenroth. Vom ersten Baumstamm und vom ersten Brett an selbst gebaut. Seit einem Jahr arbeiten die Mitglieder der "Kleinen Dorfmusik" mit viel Liebe und Ausdauer an ihrem Projekt.
"Kapitän" des Schiffsbaus - so man es in der Seefahrersprache ausdrücken will - ist Andreas Dresel. Als gelernter Zimmermann bringt er die nötigen Kenntnisse mit, um ein solches Projekt zu verwirklichen. Allerdings war es auch für ihn das erste Schiff, das er gebaut hat.
Ende Oktober soll das Spielschiff in den Kindergarten "überführt" werden. Wie, das haben die Musiker schon vorbereitet: Der etwa sechs Meter lange Schiffskörper wird in drei Teile zerlegt und an Ort und Stelle wieder aufgebaut. Allerdings braucht es dafür noch ein richtiges Fundament, das im Garten der Einrichtung angelegt werden muss.
Wie die Musiker zum Schiff kamen, ist eine Geschichte, die sehr viel mit Kreativität zu tun hat. Am Anfang stand eine Idee: "Wir hatten ein bisschen Geld", sagt Martina, die Frau von Andreas Dresel, die Mitglied im Elternbeirat des Kindergartens ist. Mit dem Geld sollte etwas für die Einrichtung angeschafft werden. Ein Piratenschiff im Garten - das wär's doch! Doch dafür reichte das Budget bei weitem nicht aus. "Wenn man das kauft, geht es bei 10 000 Euro los", sagt die junge Mutter. Gemeinsam wurde überlegt: "Das müsste man doch auch selbst bauen können." Gesagt - getan! Die Freunde von der "Kleinen Dorfmusik" wurden gefragt - und das Projekt stand. Unzählige Arbeitsschritte, allesamt von Martina Dresel durch Fotos dokumentiert, waren nötig. Mehr als dreihundert Arbeitsstunden haben die Musiker bereits geleistet. Etwa sechs Kubikmeter Holz wurden bislang verbaut. So wie es jetzt dasteht, würde das Schiff sicher 30 000 Euro kosten, schätzt Martina Dresel. Damit Holz und Farbe und was sonst noch gebraucht wurde, finanziert werden konnte, haben die Musiker Spendenaufrufe gestartet. Sie verklangen nicht ungehört. Firmen, örtliche Vereine, Gruppen und andere Sponsoren haben das Projekt der "Kleinen Dorfmusik" mit Geld- und Sachspenden unterstützt. Inzwischen sind einige Tausend Euro zusammengekommen.
Viele Unterstützer gefunden
Andreas Dresel fertigte zunächst eine Modell-Skizze im Maßstab 1:10 an. Ein örtliches Baustoffunternehmen machte daraus einen richtig professionellen Plan und steuerte außerdem die Schrauben bei. In Volkersdorf wurden nicht nur Balken und Bretter geschnitten, das Sägewerk sponserte auch einen Teil des Holzes.
Nun soll das Schiff aber nicht nur schön werden, es muss auch sicher sein. Dafür sorgt - wie bei allen öffentlichen Spielgeräten - der Tüv, der bereits einen Blick auf den "Rohbau" geworfen hat. Ganz strenge Richtlinien müssten beachtet werden, sagen die Dresels. Damit kein Fallschutz nötig wird, gebe es Vorschriften hinsichtlich der Höhe. Mit der Größe habe man sich nach dem vorhandenen Platz gerichtet. "Wir haben ausgemessen, geschaut, was möglich ist, und uns daran angepasst." Das sei eben der Vorteil, wenn man selbst baut. Je nachdem, wie weit das Geld reicht, soll das Schiff noch mit tollen Spielelementen ausgestattet werden. Ein Kletternetz beispielsweise, Klettergriffe, Steuerrad oder eine Rutschstange, wie sie die Feuerwehren haben, stellen sich die Schiffsbauer vor. Das wird ein Spaß werden, wenn die Kleinen erst einmal in See stechen.