"Keine Geschmacksfrage!"
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Dienstag, 02. April 2019
Die ersten Entwürfe über ein mögliches Hotel am Anger erregen die Gemüter. Designprofessor Michael Heinrich hat über die Auswirkungen von Ästhetik auf Gesundheit und Wohlbefinden promoviert. Beim Entscheidungsfindungsprozess bietet er die Unterstützung der Hochschule Coburg an.
Nach welchen Kriterien entscheidet der Stadtrat, ob dieses oder jenes Gebäude genehmigt wird? Ist ein Bebauungsplan die einzige Handhabe, die als Argumentationshilfe zur Verfügung steht, oder spielt auch der persönliche Geschmack der einzelnen Stadtratsmitglieder eine Rolle?
Professor Michael Heinrich von der Fakultät Design an der Hochschule beschäftigt sich seit Jahren mit den Wirkungen von ästhetischer Umfeldqualitäten auf die menschliche Wahrnehmung. Im vergangenen Jahr hat er zum Thema "Metadisziplinäre Ästhetik" promoviert.
Jetzt hat er sich in die aktuelle Diskussion um das geplante Hotel am Anger zu Wort gemeldet und bietet beim Entscheidungsfindungsprozess die Unterstützung der Hochschule an.
"Die Interessensabwägung für ein umfangreiches innerstädtisches Bauvorhaben - wie etwa die Angerbebauung - ist natürlich ein komplexer Entscheidungsfindungsprozess, bei dem jedes Kriterium im Sinne des kommunalen Allgemeinwohls gewichtet werden muss", stellt er zunächst klar fest.
Professor Heinrich, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie die Pläne in der Zeitung sahen?
Prof. Michael Heinrich: Ein "Entwurf" für ein Anger-Hotel, wie es am Freitag veröffentlicht wurde, erschreckt zunächst durch seine völlige gestalterische Indifferenz dem städtischen Umfeld und seinen Funktionen gegenüber. Dabei fällt einmal mehr auf, dass ästhetische Beurteilungskriterien kaum sachlich, öffentlich und transparent reflektiert werden.Wie erklären Sie sich das?