Druckartikel: Kein Pfarrer? Dann gibt's Geld

Kein Pfarrer? Dann gibt's Geld


Autor: Martin Koch

Coburg, Sonntag, 20. November 2016

Auch im Dekanat Coburg fehlt es an Pfarrern. Kirchengemeinden, die länger als sechs Monate mit einer Vakanz auskommen müssen, erhalten nun von der Landeskirche Bargeld.
Die Luther-Büste in der Coburger Morizkirche Foto: Jochen Berger


Das geistliche Personalkarussell im Dekanat Coburg hat sich in den vergangenen Monaten zwar kräftig gedreht, aber unterm Strich ist es eigentlich nicht besser geworden, und das ausgerechnet an der Schwelle zur Feier des 500-jährigen Reformationsjubiläums, in der in der Martin-Luther-Stadt Coburg einige gewichtige Ereignisse stattfinden werden.
Dekan Andreas Kleefeld gedachte in seinem Bericht zur Herbsttagung der Coburger Dekanatssynode zwei Todesfällen, die Pfarrer aus dem aktiven Dienst gerissen hätten. Krankheitszeiten und Elternzeiten hätten zudem die Personalsituation verschärft. "Das hat zum 1. Oktober 2016 zu einer Vakanzsituation von neun unbesetzten Pfarrstellen und eineinhalb unbesetzten theologisch-pädagogischen Stellen geführt", stellte Dekan Kleefeld fest.


Pfarrer als Springer

Aber die bayerische Landeskirche will den Dekanatsbezirk Coburg gerade im großen Jubiläumsjahr nicht im Stich lassen. So kümmert sich ein "Springerpfarrer" etwa um die vakante Kirchengemeinde Hassenberg. Kleefeld sprach von fünf bis sechs temporären hauptamtlichen Mitarbeitern zur Bewältigung der Vakanzen, also der eigentlich offiziell unbesetzten Pfarrstellen. Und weil dort, wo Pfarrer oder Diakone fehlen, die anfallenden Arbeiten ja trotzdem nicht weniger werden, sondern nur anders verteilt werden, gibt es für derart geplagte Kirchengemeinden und Pfarreien noch ein Hilfsangebot der Landeskirche: Dauere eine Vakanz länger als ein halbes Jahr, zahle die Landeskirche praktisch vom siebten Monat der Vakanz an 600 Euro pro unbesetzter Stelle im Monat. Damit können längere Arbeitszeiten von Pfarramtssekretärinnen oder anderen Mitarbeitenden finanziert werden. Kleefeld: "Das bewährt sich ausgesprochen gut und führt zu echten Erleichterungen bei der Bewältigung der schwierigen Situation im Dekanat."
Das Dekanat braucht mehr Geld. Schweren Herzens haben die Synodalen einer Erhöhung der Dekanatsumlage zugestimmt. Seit zwei Jahren, da war die letzte Anpassung, zahlen die Kirchengemeinden 30 Cent pro Gemeindeglied an das Dekanat. Die nun beschlossene Erhöhung um 20 Cent auf nunmehr 0,50 Euro pro Gemeindeglied pro Jahr löste keineswegs Begeisterungsstürme aus. Dekan Andreas Kleefeld und Diakon Rainer Mattern vom Kirchengemeindeamt wiesen darauf hin, dass der Dekanatsbezirk als solcher wirtschaftlich handlungsfähig bleiben müsse. "Das Dekanat übernimmt Aufgaben für alle Kirchengemeinden", argumentierte Pfarrer Martin Frenkler aus Neustadt.
Die Dekanatssynode stimmte auch dem Haushaltsplan des Dekanates für das Jahr 2017 zu. Der Umfang beträgt knapp 6,1 Millionen Euro. Besondere Aufmerksamkeit galt auch der Jugendbildungsstätte Neukirchen. Für die Jugendbildungsstätte stehen knapp 820 000 Euro im Haushaltsplan. Das frühere Jugendhaus habe zwei neue Projekte gewinnen können.


Pläne für Jugendhaus Neukirchen

In den Projekten gehe es unter anderem um die berufliche Integration junger Flüchtlinge und Migranten. "Ein weiteres Projekt haben wir über das Diakonische Werk beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge beantragt, das bei der Integration junger Flüchtlinge helfen soll", sagte Kleefeld. "Hier warten wir auf den Zuschlag." Mit diesen Projekten werde die Bedeutung der Jugendbildungsstätte in der regionalen Bildungslandschaft gestärkt", sagte Kleefeld. Freilich sei auch eine Modernisierung des Hauses fällig. Der Dekan freute sich, dass es inzwischen auch einen konkreten Vorschlag eines Würzburger Architekturbüros gebe.
Im Haushalt sind 40 000 Euro für die Kirchenmusik vorgesehen. Ein Schwergewicht ist die evangelische Jugend mit 2,8 Millionen Euro. Darin inbegriffen sind auch Angebote in der Mittagsbetreuung an verschiedenen Schulen in Stadt und Land sowie speziell auch die Gemeinwesenarbeit an den Gemeindezentren Katharina von Bora (Demo) und Katharina von Bora (Bertelsdorfer Höhe). "Knapp 80 Prozent unseres Haushaltes wenden wir auf, um die jungen Leute in unserem Dekanat zu erreichen und ihnen zu helfen, gut ins Leben zu finden", stellte Kleefeld fest.