Druckartikel: Kein Druck auf die Grundstückbesitzer

Kein Druck auf die Grundstückbesitzer


Autor: Werner Baier

Hirschaid, Sonntag, 04. Dezember 2016

400 sofort nutzbare Bauplätze gibt es in Hirschaid. Die Eigentümer wollen weder bauen noch verkaufen und ernten Verständnis.
Kurt Barthelmes


Gut zwei Jahre sind vergangen, seit der Marktgemeinderat mit seinem Städtebaulichen Entwicklungskonzept der Innenverdichtung einen hohen Rang beimaß. In der Zwischenzeit wurden auch einige Baugebiete in den Ortslagen ausgewiesen, so in Sassanfahrt oder im Ortskern von Hirschaid. Ein großes Reservoire ist zudem in Form von rund 400 Bauplätzen an erschlossenen Straßen fast aller Ortsteile vorhanden. Auch dieses zu nutzen und einer sinnvollen Verwertung zuzuführen, war das Ziel zweier Initiativen aus dem Marktgemeinderat. Sie fanden allerdings keine Mehrheit.
Die Gemeindeverwaltung wurde lediglich beauftragt, im Mitteilungsblatt und auf der Homepage Aufrufe an die Besitzer von ungenutztem, bebaubarem Land in Innerortslagen zu richten, die Baulücken zu schließen. Verkaufswilligen Eigentümern von bestehenden Immobilien und Baugrundstücken will die Marktgemeinde behilflich sein.


Letzte Befragung brachte wenig

Insoweit folgte der Marktgemeinderat mit einer 18:5-Mehrheit den Empfehlungen des Arbeitskreises Bauland und Liegenschaften. Der war nach eingehender Beratung der Anträge von Kurt Barthelmes (WG Regnitzau) sowie der Ökologischen Liste Hirschaid zu dem Ergebnis gekommen, die betroffenen Grundbesitzer nicht zu bedrängen. Eine vor vier Jahren durchgeführte schriftliche Befragung erbrachte nur eine Freigabe eines Baugrundstücks.
In der letzten Sitzung des Marktgemeinderates wurden die Anträge nochmals erörtert. Barthelmes hatte empfohlen, dass Bürgermeister und Gemeinderäte direkt bei den Besitzern fraglicher Grundstücke vorsprechen sollten, um deren Pläne kennenzulernen: Reservierung für Kinder oder Enkel, Verkaufsabsicht oder anderes. Auf diese Weise würde die Gemeindeverwaltung einen Überblick über die Absichten der Eigentümer erhalten und könnte auf Wunsch helfen.
Noch weiter ging die Ökologische Liste. Sie schlug eine persönliche Bürgerbefragung durch Studenten der Uni Bamberg oder die Gemeinderäte vor, um aus dem Ergebnis einen "umfassenden Innenentwicklungsplan" zu gestalten. Gemeinderat Albert Deml (ÖLH) konnte keine bislang wirksame Maßnahme entdecken, wie man dem städtebaulichen Entwicklungsziel näherkommen wolle, "eher das Gegenteil". Er verwies auf 45 Hektar Baulücken und eine Vielzahl ungenügend genutzter Häuser. "Wir sind die einzigen, die nichts machen!", warnte Deml angesichts von Aktivitäten anderer Gemeinden.


Besser Baugebiete ausweisen

Seitens der SPD warnte Josef Haas davor, auf die - meist auch noch älteren - Grundbesitzer Druck auszuüben. Vielmehr solle man ökologisch sinnvolle Ersatzlösungen anstreben. Horst Auer sprach von der Pflicht, Baugebiete auszuweisen, damit die Baulandpreise in den Ortslagen nicht weiter in die Höhe stiegen.
Markus Zillig von der WG Röbersdorf stellte die Frage, mit welchem Recht die Gemeinde denn die Bürger nach ihren Plänen für ihre Immobilien fragen wolle. Jeder könne mit seinem Privateigentum machen, was er wolle. CSU-Fraktionssprecher Heinrich Dorn rief den Empfehlungsbeschluss des Arbeitskreises Bauland und Liegenschaften in Erinnerung und der fand dann auch die erwähnte Mehrheit.