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Kaufplatz bleibt keine Wüste


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Donnerstag, 22. April 2021

Der Kulmbacher Stadtrat beschloss gestern eine Zwischennutzung für das Gelände im Stadtzentrum. Es soll ein Raum für Begegnung werden. Ideen der Bürger sind willkommen.
Das Kaufplatzgelände im Stadtzentrum ist freigeräumt. Was jetzt wie eine Wüste ausschaut, eingerahmt vom Gasfabrikgässchen und vom Weißen Main, soll so nicht bleiben. Der Stadtrat beschloss gestern, dass es bis zur Neugestaltung eine Zwischennutzung als Raum für Begegnung geben wird.


Ein paar Pflastersteine, ein Haufen Kies und Splitt - mehr ist vom früheren Einkaufszentrum nicht mehr übrig: Der Kaufplatz ist leergeräumt - eine 9000 Quadratmeter große Wüste mitten in der Stadt. Doch so soll es nicht bleiben. Der Stadtrat beschloss gestern eine Zwischennutzung für die nächsten zwei Jahre. Dann soll die Neuplanung fertig sein, wie das Gelände künftig genutzt wird.

Kein zweiter Schwedensteg

Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) sprach von einem "Filetstück der Kulmbacher Innenstadtentwicklung". Bis der städtebauliche Wettbewerb für die Neugestaltung abgeschlossen ist, werde es einige Zeit dauern. Währenddessen könne man es nicht leisten, das Areal brach liegen zu lassen.

"So, wie der Platz jetzt ist, können wir es nicht lassen. Wir wollen auch nicht, dass ein zweiter Schwedenstegparkplatz entsteht", sagte er. Deswegen habe sich das Bauamt Gedanken über eine Zwischennutzung gemacht. Es solle ein Raum entstehen, wo sich die Menschen begegnen.

Bauamtsleiter Jens Ellinghaus hielt nichts davon, das Gelände abzusperren und der Öffentlichkeit nicht zugänglich zu machen. Die Zwischennutzung bezeichnete er als bewährtes städtebauliches Element.

Es gebe eine Vielzahl von denkbaren Nutzungsoptionen, sagte er. Mit verschiedenen Sitzmöglichkeiten werde Aufenthaltsqualität geschaffen. Durch Wege, Grünflächen, Blüh- und Blumenwiesen Neben einem Spielplatz gebe es Raum für Kinder- und Jugendprojekte sowie für Kunst- und Kulturprojekte. Vorstellbar wäre eine temporäre Bühne, um Konzerte lokaler Bands, Lesungen und Aufführungen zu veranstalten. Fener sei an Sportmöglichkeiten wie Basketball oder Beachvolleyball gedacht.

Auch Ideen aus der Bürgerschaft seien willkommen. Man sei für Anregungen offen. Allerdings, so Ellinghaus, könne natürlich nicht alles realisiert werden, betonte er.

Kosten 70.000 Euro

OB Lehmann bezifferte die Kosten der Zwischennutzung auf etwa 70.000 Euro. Dies sei nicht wenig, aber immerhin ein überschaubarer Kostenrahmen. Die Kosten könnten sich durch Fördermittel noch reduzieren. Jedenfalls solle es ein ansehnlicher Platz für die Menschen werden.

Der Stadtrat befürwortete einstimmig das Konzept. "Wir sollten den Platz schnell mit Leben füllen, aber nicht zu viel Geld investieren", meinte Matthias Meußgeyer (SPD). Dass die Stadt mit der Zwischennutzung auf dem richtigen Weg ist, zeige auch eine Umfrage unter den Studenten, die sich eine Stätte der Begegnung im Grünen wünschen.

Ralf Hartnack (WGK) erklärte, dass seine Fraktion anfangs skeptisch gewesen sei. Denn allzu oft werde aus einer Zwischennutzung eine Dauerlösung. Die Zweifel seien nun ausgeräumt. Er wies darauf hin, dass es bereits "tolle Ideen aus der Bürgerschaft" für den Platz gebe. Stellvertretend nannte er die Initiative liebenswertes Kulmbach.

Bauamtsleiter Ellinghaus stellte die zeitliche Planung vor. Die Zwischennutzung sei befristet auf heuer und nächstes Jahr. Zeitgleich werde der städtebauliche Wettbewerb vorbereitet, der von einen spezialisierten Büro begleitet und 2022 durchgeführt werden soll. "Damit wir keine Luftschlösser bauen", sagte er. Im Jahr 2023 könnten die Flächen an Investoren vergeben werden. Ellinghaus rechnete mit einer Bauzeit von zwei Jahren.

Was ist gewollt?

Nach seinen Worten sorge die Neuplanung für eine nachhaltige Sicherung und Stärkung der Innenstadt. Man wolle anknüpfen an den Genius Loci des Standorts und einen Zugang zum Main schaffen. Die Durchlässigkeit zwischen Altstadt und dem Bereich Spinnerei-Bahnhof-Unicampus solle erhalten werden. Ebenso die west-östlichen Mainachse für Fußgänger und Radfahrer.

Die bauliche Gestaltung müsse sich in die besondere städtebauliche Situation an der Nahstelle zwischen kleinteiliger Altstadtbebauung und Großbauten am Altstadtrand einfügen. Die Freiflächen seien für unterschiedliche Aktivitäten und Interessengruppen bestimmt.

Spezielle Nutzergruppen

Bei einer Teilbebauung komme Wohnen für spezielle Nutzergruppen in Frage, kleinteilige Einzelhandel, Dienstleistung, Gastronomie oder ein Hotel. Ausgeschlossen werden sollten laut Ellinghaus großflächige Einzelhandelbetriebe, Parkplätze, Vergnügungsstätten sowie reine Büro- und Verwaltungsgebäude und gewerbliche Nutzungen.