Katholiken im Kreis Haßberge wollen unaufhaltsamen Strukturwandel aktiv mitgestalten
Autor: Sabine Weinbeer
Haßfurt, Mittwoch, 19. Oktober 2016
Unter dem Titel "Glaubensräume erschließen" wollen die Katholiken im Dekanat Haßberge den weitergehenden Strukturwandel in der Diözese aktiv mitgestalten. D...
Unter dem Titel "Glaubensräume erschließen" wollen die Katholiken im Dekanat Haßberge den weitergehenden Strukturwandel in der Diözese aktiv mitgestalten. Dieses nahezu einstimmige Votum gaben die Delegierten der zwölf Pfarreiengemeinschaften bei der Herbstvollversammlung des Dekanatsrats in Haßfurt ab.
Die Katholiken wollen einen Prozess anstoßen, in dem sich alle Interessierten darum bemühen, die pastorale Arbeit in den Gemeinden in Zeiten schrumpfender Zahlen - bei den Hauptamtlichen und bei den Gläubigen - lebendig zu halten.
Zuvor hatten nach einer "Murmelrunde" die Delegierten ihre Bedenken kundgetan. "Die Fragen, wie es mit unserer Pfarrei weitergeht oder ob wir nicht Ehrenamtliche verlieren, wenn die Einheiten größer werden, sind ernst zu nehmen", sagte die Dekanatsratsvorsitzende Klaudia Schwarz.
Sie berichtete von der nur wenige Tage zurückliegenden Diözesanratssitzung, in der eine Erprobung unterschiedlicher Modelle von pastoralen Räumen gefordert worden sei und eben keine vorzeitige Festlegung auf eine Form, wie es derzeit der Generalvikar offenbar favorisiert.
Die Regionen im Bistum Würzburg seien sehr unterschiedlich, hieß es. Damit die Menschen die neuen Strukturen mittragen und mit Leben erfüllen, sollten diese so intensiv wie möglich an der Entwicklung beteiligt werden.
Bald "XXL-Pfarreien"?
Wenngleich schon Schlagworte wie "XXL-Pfarreien" durch die Gegend geistern würden, sei noch nichts entschieden, betonte Dekan Stephan Geßner.
Vielmehr habe der Bischof die Pfarreien aufgerufen, etwas auszuprobieren und Konzepte zu entwickeln, sagte er.Welche Gedanken sich die Gremien der Hauptamtlichen bisher gemacht haben, stellte der Dekanatsbeauftragte Günther Schmitt vor. Er sah den Trend "von der Versorgungs- zur Verantwortungskirche". Jeder Getaufte sei aufgerufen und befähigt, in seiner Gemeinde Verantwortung zu übernehmen und gewisse Teile des Gemeindelebens zu organisieren. Dies sei ja auch heute schon der Fall. Schmitt nannte hier Seniorenkreise oder Familiengottesdienst-Teams. Die Diözese sei aufgerufen, diesen Ehrenamtlichen das nötige Rüstzeug zur Verfügung zu stellen, sie zu begleiten und zu unterstützen.
Dekan Gessner wies darauf hin, die Begrifflichkeiten nicht falsch zu interpretieren. Wenn von deutlich größeren Pfarreien die Rede sei, dann beziehe sich das auf die Verwaltungsstruktur. Grundsätzlich sollten Verwaltung und Organisation stärker gebündelt und in professionelle Hände gegeben werden. Viele Kirchenverwaltungen wünschten sich hier schon lange eine Entlastung.
Erheblicher Personalmangel
Der neue Stellenplan für 2020 ist laut Dekan "bereits zum Teil Realität". Die derzeit für das Dekanat ausgewiesenen 40 Stellen seien zu einem beachtlichen Anteil nicht besetzt - und zwar aus Personalmangel. Schon damit das hauptamtliche Personal "stabile Teams bilden kann, die nicht beim ersten Krankheitsfall gleich zusammenbrechen", sei es nötig, größere Strukturen zu bilden, so Gessner. Auch die Begriffe "verantwortlich" oder "ehrenamtliche Leitung" dürfe man nicht zu hoch hängen.
Gemeint seien alle, die täglich die Kirche aufsperren oder den Seniorenkreis organisieren, sagte der stellvertretende Dekan Jürgen Schwarz."Dass ein solcher Prozess bereits in zwei Jahren abgeschlossen sein soll, halte ich für sehr ambitioniert", meinte Klaudia Schwarz. "Aber trotz vieler Fragen und Befürchtungen ist es nötig und sinnvoll, uns jetzt auf den Weg zu machen."
Alle Interessierten seien eingeladen, sich an den Tagungen zu beteiligen, ergänzte Günther Schmitt. "Wenn wir das richtig anpacken, entwickeln vielleicht wir das Konzept für andere mit, auf jeden Fall aber das für uns passende", so Dekan Gessner.
Insgesamt sei die Situation auch eine Aufforderung an alle Katholiken, sich mit ihrem Glauben zu beschäftigen und das Evangelium in den Mittelpunkt zu stellen, hieß es.
Aus diesem Grund begann die Vollversammlung auch mit einem "Bibel-Teilen". Diese Methode des gemeinsamen Lesens in der Heiligen Schrift können die Delegierten einfach in ihren Gremien anwenden.