Druckartikel: Karikaturen von Martin Perscheid: "Also sehr lustig!"

Karikaturen von Martin Perscheid: "Also sehr lustig!"


Autor: Werner Vogel

Bad Kissingen, Sonntag, 24. Sept. 2017

Das Museum Obere Saline zeigt vom 27. September bis 5. November unter dem Titel "Caricatura. Martin Perscheid" eine Sammlung der besten Cartoons des Zeichne...


Das Museum Obere Saline zeigt vom 27. September bis 5. November unter dem Titel "Caricatura. Martin Perscheid" eine Sammlung der besten Cartoons des Zeichners aus Wesseling. Die "Abgründe" genannten Zeichnungen aus Tageszeitungen und Zeitschriften bringt Kurator Martin Sonntag, Leiter und Geschäftsführer der Caricatura-Galerie für Komische Kunst in Kassel, in die ehemalige Kapelle der Oberen Saline. Der ganz eigene Stil der Zeichnungen - meist nur ein einziges Bild mit Sprechblase und einer entsprechenden Textzeile - lässt ganz Deutschland schmunzeln. Die "Abgründe" genannten Karikaturen in Zeitungen und Illustrierten nehmen die Unzulänglichkeiten der Menschen humorvoll aufs Korn. Im Interview lässt Martin Perscheid auch ohne Bilder schon mal schmunzeln.

Herr Perscheid, Sie sind einer der erfolgreichsten Cartoonisten Deutschlands. Wie wird man eigentlich Karikaturist?
Martin Perscheid: Liebe zum Zeichnen und Verzweiflung an den Unzulänglichkeiten der Menschen sind eine gute Kombination, um diesen Beruf zu wählen.

Offensichtlich beobachten Sie Ihre Umwelt genau. Wann ist für Sie ein Motiv, eine Begegnung eine Beobachtung witzig?
Meistens zwischen 11.30 und 12 Uhr, das hängt aber oft auch von den beobachteten Personen ab. Wenn sie augenscheinlich nicht sonderlich intelligent sind und mich zudem durch ihr Verhalten ärgern, ist der Cartoon schon fast fertig.

Wie wird dann aus der beobachteten Szene ein Cartoon?
Ich zeichne die Nasen etwas dicker und fertig.

Haben Sie stets einen Zeichenblock bei sich?
Inzwischen ja. Die besten meiner Cartoons habe ich nicht gezeichnet, da sie mangels Notizbuch in Vergessenheit geraten sind, bevor ich zuhause war.

Wie viele der spontanen Ideen landen als zerknüllte Skizze im Papierkorb?
Keine. Sie sammeln sich auf riesigen Stapeln, welche ich von Zeit zu Zeit durchsehe. Manchmal entdecke ich da noch etwas Verwertbares.

Was muss ein Entwurf aussagen, dass er in die Rubrik "Abgründe" passt?
Ich muss ihn witzig finden. Wenn ihn dann meine Frau nicht witzig findet, ist das ein gutes Zeichen.

Sie zeichnen seit über 20 Jahren, Ihre Ansichten haben sie in zwei Dutzend Büchern festgehalten. Wie geht das - jeden Tag ein Gag?
Der Tag hat 24 Stunden, das ist eine lange Zeit, um eine brauchbare Idee zu finden.

Witzig sein, fällt das mit Kölsch aufgewachsenen Rheinländern wie Ihnen, leichter als anderen Volksstämmen? Zum Beispiel als uns Franken?
Der Rheinländer wird ja erst durch das Bier lustig - da ich selbst nicht trinke, muss es bei mir andere Gründe geben. Die humoristischen Eigenheiten der Franken entziehen sich glücklicherweise meiner Kenntnis, sonst würde ich jetzt möglicherweise in ein Fettnäpfchen treten.

Das Museum Obere Saline war einst Wohnung des Reichskanzlers Bismarck bei seinen Kuraufenthalten in Bad Kissingen. Könnte das zu einem Cartoon mit dem "ewigen" Reichskanzler und der alten -und neuen? - Bundeskanzlerin inspirieren?
Da muss ich in 4 Jahren nochmal drüber nachdenken.

Das Museum Obere Saline zeigt eine Auswahl des Schaffens. Aquarellzeichnungen, Schwarz-Weiß-Cartoons und Acrylzeichnungen sind zu sehen. Was dürfen die Besucher erwarten?
Eine farbenfrohe Zusammenstellung menschlicher Tollpatschigkeiten aus den letzten 4-5 Jahren, gewürzt mit ein paar Prisen aus Ironie, Unverständnis und Verachtung. Also sehr lustig.
Das Gespräch führte
Werner Vogel.