Druckartikel: "Kann ma nix machen, geht nicht"

"Kann ma nix machen, geht nicht"


Autor: Josef Hofbauer

Kirchehrenbach, Freitag, 14. Juni 2019

Der Kirchehrenbacher Heinrich Kattenbeck setzte sich von Jugend an für die Gesellschaft ein. Nun feierte er seinen 80. Geburtstag.
Als Gründungsmitglied der BIWO setzt sich der Jubilar für den Erhalt des Wiesenttales ein.  Foto: Josef Hofbauer


Josef Hofbauer Die Bürger in Stadt und Landkreis kennen Heinrich Kattenbeck, der am Montag, 17. Juni, seinen 80. Geburtstag feierte, als Freigeist und engagierten Kämpfer für die Natur. Erst vor wenigen Monaten ist er für die Wählerinitiative Forchheim in den Kreistag nachgerückt. Dabei war Kattenbeck früher Mitglied der Jungen Union. Heute buchstabiert er CSU als Centrum sicherer Umweltzerstörung.

"Ich bin ein Kanalschlamper", urteilt der frühere Ministrant von St. Martin und dem Katharinenspital über seinen Geburtsort Forchheim. Seine Liebe zur Natur wurde geprägt durch seinen Vater. Der Polizeioberkommissar war auch leidenschaftlicher Jäger. Er nahm seinen Sohn mit auf die Pirsch und zum Pilze sammeln. "Die soziale Ader habe ich von meiner Mutter, die sich für Caritas und Frauenunion gleichermaßen engagierte", ist sich der Jubilar sicher.

Wollte das Leben kennenlernen

Als folgsames Kind wechselte er 1954 vom Humanistischen Gymnasium in Forchheim zu den Benediktinermönchen nach Münsterschwarzach. "Es war der sehnlichste Wunsch der Mutter, dass ihr Sohn Pfarrer wird, zumindest aber Heiden in Afrika oder Südamerika bekehrt. Aber das hat nicht funktioniert. Ich wollte das Leben kennen lernen", verrät Heiner Kattenbeck, dessen Lieblingsfächer Mathe und Physik waren. Er begann eine Lehre in der Folienfabrik und verließ 1961 als graduierter Betriebswirt und Systemanalytiker das Unternehmen. Bei Philipps in Fürth durchlief er sämtliche Betriebsbereiche und sammelte Erfahrung. Seine Berufung fand er schließlich als Verwaltungsleiter der Erler-Klinik in Nürnberg, der missionsärztlichen Klinik in Würzburg und des St.-Hedwigs-Krankenhauses in Berlin-Spandau, ehe er 1994 frühzeitig in den Ruhestand trat.

Von Jugend an engagierte sich Kattenbeck in verschiedenen Ehrenämtern. Bereits 1958 war er Jungkolpingführer und Sanitäter. Beim Roten Kreuz und der Wasserwacht bildete er Nachwuchskräfte aus.

So lernte er auch seine Frau kennen. Als ich einen Patienten nach einem Unfall im Krankenhaus ablieferte, lag in dem Zimmer eine junge Frau, bei der ich sofort Feuer gefangen habe, erinnert sich der Jubilar. Seit 56 Jahren ist er mit ihr glücklich verheiratet.

Stets politisch aktiv

Auch politisch war Kattenbeck immer aktiv. Er gründete 1966 die Junge Union in Kirchehrenbach und übernahm 1970 den Kreisvorsitz. "Für die CSU war ich aber zu progressiv", räumt Kattenbeck ein. Deshalb schloss er sich den Freien Wählern an und kandidierte für den Gemeinderat. 18 Jahre lang bestimmte er die Geschicke von Kirchehrenbach, wo er 1996 mit seiner Frau ein Haus gebaut hatte, mit.

"Ich bin kein Kamanima", stellt der Jubilar klar. Kann man nichts machen ist für ihn ein Synonym für mangelndes Engagement. Deshalb ging er als Vorsitzender des TSV Kirchehrenbach mit gutem Beispiel voran. Ein Aufruf zum Kröten tragen führte dazu, dass sich Heinrich Kattenbeck dem Bund Naturschutz anschloss und wenig später den Vorsitz des Kreisverbandes übernahm. Zudem war er auf Landesebene und als Delegierter des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) unterwegs.

1980 suchte Mechthild Münzer für 27 Menschen mit psychischen Handicaps eine Heimat. Zusammen mit Freunden, darunter Heinrich Kattenbeck, gründete sie die Sozialtherapeutische Wohn -und Arbeitsgemeinschaft Haus Odilia in Kirchehrenbach. "Mir war wichtig, dass die Menschen nicht nur ein Zuhause sondern auch eine Tagesstruktur bekamen", verdeutlicht der Jubilar. Als die ehrenamtliche Arbeit hier zu viele wurde, überzeugte er seine Frau, die organisatorische Leitung der Einrichtung zu übernehmen.

Umfassend gefordert

Kattenbeck ist Vorsitzender der Umweltstiftung Sieglinde Schöffl und Gründungsmitglied der Seniorengemeinschaft Ehrenbürg in Kirchehrenbach. Er ist auch Gründungsmitglied der Bürgerinitiative pro Wiesenttal ohne Ostspange (Biwo) und ehrenamtlicher Wettermelder. Nicht zuletzt warten Opapflichten auf den durchtrainierten 80-Jährigen der regelmäßig Tennis spielt, kegelt und schwimmt. Hinzu kommt eine Skat- und eine Schafkopfrunde. Die 15-jährige Enkelin in Tegernheim (bei Regensburg) braucht ihren Opa, weil sie mit ihm so toll diskutieren kann und die beiden Starnberger Enkel können es ebenfalls nicht erwarten, dass der Opa wieder kommt. Da dürfen sie auch Dinge, die Papa nicht erlaubt.