Druckartikel: Kampf gegen Korrosion und Hitze

Kampf gegen Korrosion und Hitze


Autor: Peter Müller

Bayreuth, Sonntag, 01. Oktober 2017

Der Lehrstuhl Metallische Werkstoffe in Bayreuth koordiniert ein großes Förderprogramm. Für die Erforschung neuartiger Metalllegierungen werden 7,4 Millionen Euro gewährt.
Neuartige Metalllegierungen, die besonders beständig gegen Korrosion und Hitze sind, wären unter anderem für Rohre in Dampfkraftwerken interessant. Foto: Archiv/Günter Flegel


Viel Geld für Wissenschaft und Forschung: Der Lehrstuhl Metallische Werkstoffe an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Universität Bayreuth hat jetzt ein neues Förderprogramm an Land gezogen. Mit insgesamt 7,4 Millionen. Euro fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Erforschung von neuartigen Metalllegierungen, die besonders beständig gegen Korrosion und Hitze sind.
Das gesamte Vorhaben, an dem deutschlandweit über 25 Institute beteiligt sind, startet jetzt im Oktober und wird vom Bayreuther Lehrstuhlinhaber Professor Uwe Glatzel koordiniert.
Unter dem Namen "Compositionally Complex Alloys (CCA) - High Entropy Alloys (HEA)", deutsch: "Legierungen mit komplexer Zusammensetzung - Legierungen mit hoher Entropie" - werden ab sofort exzellente Wissenschaftler und Nachwuchsforscher aus ganz Deutschland neue, komplex zusammengesetzte Legierungen erforschen, die eine relativ junge und noch unerforschte Werkstoffgruppe der Metalle darstellen. Diesen Werkstoffen werden unter anderem besondere Eigenschaften hinsichtlich der Stabilität ihres Metallgefüges und Festigkeiten bei hohen Temperaturen zugesprochen.


Kein Basiselement vorhanden

Diese neue Legierungsklasse wurde vor zehn Jahren von taiwanesischen Wissenschaftlern ins Leben gerufen und unterscheidet sich von herkömmlichen Metallen dadurch, dass kein Basiselement vorhanden ist, wie zum Beispiel Eisen bei Stahl oder Titan bei Titanlegierungen. Die neuartige Struktur dieser Werkstoffe, welche erst mit Hilfe von hochauflösenden Mikroskopen zu erkennen ist, macht die Legierungen für verschiedene Anwendungsgebiete interessant, etwa Rohre in Dampfkraftwerken. So zeichnen sich die Materialien dieser Klassen durch eine hohe Beständigkeit gegen Oxidation beziehungsweise Korrosion aus und zeigen zudem eine hohe Festigkeit gegenüber äußerer Belastung - und das bei Temperaturen bis 800 Grad Celsius.
Die bewilligten Forschungsgelder des neuen DFG-Schwerpunktprogramms beinhalten eine Mercator Professur für den taiwanesischen Professor An-Chou Yeh für zwei bis drei Forschungsaufenthalte in Deutschland. Von den insgesamt 7,4 Millionen Euro erhält der Bayreuther Lehrstuhl Metallische Werkstoffe 789 000 Euro - 464 000 Euro für die Koordination des Forschungsvorhabens und 325 000 Euro für ein Forschungsprojekt. Das Programm ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt mit der Option auf eine Verlängerung auf sechs Jahre.
"Das Logo unseres Forschungsprogramms soll symbolisieren, dass wir im Innern eines großen Dreiecks mit vielen verschiedenen (Element-)Zusammensetzungen versuchen, einen Bereich - also eine ganz konkrete Zusammensetzung - zu finden, welcher herausragende Eigenschaften besitzt", erläutert Programmkoordinator Glatzel.
"Das äußerst umfangreiche DFG-Schwerpunktprogramm "Compositionally Complex Alloys (CCA) - High Entropy Alloys (HEA)" ermöglicht die Bildung eines starken deutschen Konsortiums aus unterschiedlichsten Disziplinen der Materialforschung, welches dieses junge Gebiet sehr fruchtbar vorantreiben wird. Schon allein durch die Antragstellung sind immens viele nationale und internationale Kontakte geknüpft worden. Diese werden sich in den nächsten Jahren weiter verfestigen und innerhalb des Forschungsverbunds zu völlig neuen und höchst interessanten Legierungen führen", ist sich Prof. Dr.-Ing. Uwe Glatzel, Inhaber des Lehrstuhls Metallische Werkstoffe an der Universität Bayreuth, sicher. red