Druckartikel: Kameras fangen den Sonnenaufgang über dem Staffelberg ein

Kameras fangen den Sonnenaufgang über dem Staffelberg ein


Autor: Markus Häggberg

Romansthal, Montag, 29. Dezember 2014

von unserem Mitarbeiter Markus Häggberg Romansthal — Um 7.30 Uhr ist es am Freitag noch dunkel auf dem Parkplatz. Sammelpunkt zur verabredeten Zeit. Man wandert. Hinauf zum Staffel...
Geselligkeit im Selbstauslöser. Kurz vor Sonnenaufgang hält man noch fest, wer alles mitgemacht hat.  Foto: Markus Häggberg


von unserem Mitarbeiter Markus Häggberg

Romansthal — Um 7.30 Uhr ist es am Freitag noch dunkel auf dem Parkplatz. Sammelpunkt zur verabredeten Zeit. Man wandert. Hinauf zum Staffelberg geht es, hinein ins beginnende Morgengrauen. Oben angekommen wird ausgeteilt: Whisky der Marke "Jura". Wie sinnig.
Die Bad Staffelsteiner Kultur- und Freizeitfreunde gehen mit ihren Kameras auf Motivsuche, zum Plateau, zur Sonne. Seit 20 Jahren schon, meint einer der 17 Hobby-Fotografen, die dabei sind. Ein anderer glaubt, dass es dieses Ritual schon seit 25 Jahren geben mag. Alljährlich zum Zweiten Weihnachtsfeiertag gilt diese Verabredung, bei der heute der Sonnenaufgang eingefangen werden soll.
Karl-Heinz Müller fotografiert kaum. Seine Rolle ist vielmehr die eines Erzählers und eines Mundschenks für Minimalportionen. Jeder bekommt von ihm nur ein kleines Schlückchen Whisky zur Begrüßung und Aufwärmung verabreicht, aber eines mit Hintersinn. Ausgerechnet "Jura", so heißt der Trank, und er kommt von den Inneren Hebriden Schottlands. Da sind Kelten gewesen, so wie am Staffelberg auch.
Ein launiger Kreis schließt sich, die Sonne sollte nun auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Doch der Himmel im Osten ist noch teils verhangen. Zeit genug, Müller bei seinen beliebten Ausführungen zur Keltensiedlung am Staffelberg zu lauschen. Heimat- und Sachkunde bei Bewegung und in Geselligkeit, oder "Platz schaffen, für die zweite Gans", wie es Mario Kern ausdrückt.
Der Leiter der Foto-Sektion der Kultur- und Freizeitfreunde war schon häufig hier oben und weiß, dass das Wetter das Motiv bereitstellt. "Frost auf übrig gebliebenen Hagebuttenfrüchten, Schnee ... Wir hatten auch schon furchtbares Wetter, dann sind wir eben nur gesellig." Aber heute soll es der Sonnenaufgang sein. Irgendwann tut sich was im Osten, hinter und zwischen den Wolken. Doch was hier noch nicht ganz durchkommt, beglänzt im Thüringer Land hinter Coburg die Wälder. Dort liegt auch Schnee.
"Es ist der heilige Berg der Franken - er versprüht eigenen Charme durch das Oppidum", erklärt Kern. Von hier aus sollte ein besonders schöner Sonnenaufgang gelingen, hofft er. Ganz und frei von Wolken lässt sich die Sonne an diesem Tag jedoch kaum einfangen. Auch gut, besser sogar aus künstlerischer Sicht, denn nun gilt es, das Motiv zu finden, bei dem der Sonne etwas beigestellt werden darf. Geistige Entwürfe entstehen, ein leiser Fingerdruck wird sie knipsen.