Kalendarisch fällt der "85." aus
Autor: Josef Hofbauer
Obertrubach, Montag, 27. Februar 2017
Der Obertrubacher Ehrenbürger Gregor Schmitt wird am 29. Februar 85 Jahre alt. Weil es dieses Datum heuer nicht gibt, feiert der Jubilar bereits einen Tag früher.
Josef Hofbauer
Der Physiker Georg Christoph Lichtenberg widmete den Schaltjahr-Kindern im 18. Jahrhundert einen Essay mit dem Titel "Trostgründe für die Unglücklichen, die am 29. Februar geboren sind". Einer davon ist der Obertrubacher Ehrenbürger Gregor Schmitt. Er braucht solchen Trost nicht und hat seinen 85. Geburtstag ganz einfach auf den 28. Februar vorverlegt.
"Als Kind wurden Geburtstage bei uns nicht gefeiert", gesteht Schmitt. "Da hat die Oma höchstens ein paar Spiegeleier gebraten." Vermisst habe er als Kind deshalb seinen Geburtstag nicht.
Wäre es nach dem Willen seines 1945 gefallenen Vaters gegangen, hätte Gregor Architekt werden sollen. "Es war fest geplant, dass ich das Gymnasium in Bamberg besuche", erinnert sich der Jubilar. Der Bruder meiner Mutter war Geistlicher. Der forcierte das sehr. Ich hatte mich deshalb bereits an diesen Gedanken gewöhnt", berichtet Schmitt.
Einfach gehorcht
Er zögerte aber auch nicht, als seine Mutter ihn bat, den Beruf des Metzgers zu ergreifen und die Landwirtschaft, die Metzgerei und den Gasthof zu übernehmen. "Ich war damals 13, meine Mutter 43. Für sie stand fest, dass sie nicht mehr heiratet", erzählt Gregor Schmitt. 1961 absolvierte er die Meisterprüfung. "Damals haben wir bis zu 20 Stück Vieh pro Woche geschlachtet. Da gab es noch keine Großmärkte; deshalb haben wir viel Fleisch nach Nürnberg geliefert", berichtet der Jubilar. Das Großvieh kaufte Schmitt bei Bullenzüchtern im Ahorntal. Bei diesen Fahrten lernte Gregor Schmitt auch seine spätere Frau Elisabeth, kennen, die er 1964 heiratete.
Ohne Liesl wär' es nicht gegangen
"Ohne meine Liesl, wären meine politischen Ambitionen unmöglich gewesen", gesteht Schmitt, der 1952 der Jungen Union beitrat. 1955 übernahm den den Vorsitz der JU im Landkreis Pegnitz und 1965 rückte er in den Kreistag Pegnitz nach. "Den Menschen in der Fränkischen Schweiz eine Stimme geben, ihre Interessen vertreten, nennt Schmitt als Beweggründe.Als Geschäftsführer der CSU des Landkreises Pegnitz suchte Schmitt den Schulterschluss mit dem Forchheimer Kollegen Walter Hofmann, Otto Ammon und Gerhard Scheu. "Wir haben viel diskutiert; auch ein Landkreis Fränkische Schweiz war im Gespräche mit einem Landratsamt in Behringersmühle. Aber das wollten die Pegnitzer nicht", erinnert sich Schmitt, der sich bei der Gebietsreform für Forchheim entschied.
"Wäre ich damals nicht krank geworden, hätte der Landkreis heute den Doppelnamen Forchheim-Fränkische Schweiz", erinnert sich Schmitt, der 21 Jahre lang Vizelandrat des Landkreises Forchheim war. Seine Stimme hätte den Ausschlag gegeben. "Ich habe mir extra ein ärztliches Attest besorgt, damit niemand dachte, ich wollte mich vor der Entscheidung drücken."
Als größten Erfolg für seine Heimatgemeinde Obertrubach wertet der 85-Jährige, dass der Ort nach der Zwangs-Fusion mit Egloffstein wieder selbstständig wurde. Von Vorteil war, dass Schmitt den damaligen Innenminister Gerold Tandler noch von seiner Zeit bei der JU persönlich kannte.
Mehr Gastronom als Politiker
Dennoch fühlt sich Gregor Schmitt mehr als Gastronom, denn als Politiker. Noch heute sitzt der "Wirt vom Scheitel bis zur Sohle" eine Stunde lang am Stammtisch und begrüßt Gäste persönlich. Der Jubilar ist Mitglied in allen Vereinen und liest jeden Tag drei Zeitungen.Gregor Schmitt ist zufrieden mit seinem Leben. "Nur für meine Kinder hatte ich zu wenig Zeit", räumt er ein. "Auf einem Elternsprechtag war ich nie, aber ich habe mich gekümmert um sie", betont er. Mit seiner Enkelin Magdalena hat er so viel gespielt, wie mit seinen vier Kindern zusammen.
Und Schmitt hat Fans: Eine Frau die in Egloffstein Urlaub gemacht hat, war so beeindruckt von ihm , dass sie sämtliche Zeitungsartikel ausgeschnitten hat. "Jede Gratulation. Aber ich war nie ein Grußonkel. Ich durfte immer frei entscheiden", freut sich der Jubilar.