Käse und Butter aus Heßdorf
Autor: Manfred Welker
Heßdorf, Montag, 23. Februar 2015
Geschichte Bis 1964 gab es im Seebachgrund eine Molkerei. Die Milch wurde in 40-Liter-Kannen bei den Landwirten abgeholt, während heute der Milchtanker einen Saugschlauch an einen Container anschließt.
von unserem Mitarbeiter Manfred Welker
Herzogenaurach — Die dörfliche Struktur in unserer Region wird neben der Teich-, Feld- und Waldwirtschaft vor allem von der Viehwirtschaft bestimmt. In früheren Jahrzehnten standen in fast jedem Anwesen Milchkühe im Stall, nur die kleinen Leute hielten sich eine Ziege, um Milch für den täglichen Gebrauch zu erhalten. Milch wurde als Nahrungsmittel für Säuglinge und Kinder in vielerlei Form eingesetzt. Zur Haltbarmachung stellte man Käse her.
Die auf dem Hof produzierte Milch diente aber weniger für den Eigenbedarf. Das "Milchgeld" war für die landwirtschaftlichen Anwesen eine feste Größe, auf die man nicht verzichten konnte. Der Rahm konnte zum Buttern verwendet werden, die Magermilch diente als Durstlöscher oder wurde an die Kälber und Schweine verfüttert.
Bei der Ablieferung waren grundlegende Probleme die Sauberkeit und die Haltbarmachung der Milch.
Gespräche an der Sammelstelle
Es gab keine brachliegenden Flächen in der Flur, sämtliche Raine und Weiherdämme wurden abgegrast, um auch das letzte Futter auszunutzen. Streu aus den Wäldern wurde zum Einstreuen in die Ställe genutzt. Viele Kühe dienten als Zugtiere in ihren Höfen, hatten dadurch aber eine geringere Milchleistung. Die Milchsammelstelle in den Dörfern, Märkten und Städten war ein Kommunikationsdrehpunkt. Dort wurde die Milch beim Anliefern gewogen und geprüft. Nach dem Kühlen konnte sie weiterverschickt werden.
67 Lieferanten aus der Gemeinde
Im Handel kosteten in Bayern Ende Januar 1941 für einen Milchladen frei Haus von der Molkerei geliefert 100 Liter Milch 22 Reichsmark.
In der Gemeinde Heßdorf gab es 1941 67 Betriebe, die Milch ablieferten, in Heßdorf allein 35. Der Milchhof Nürnberg unterhielt bereits während des Zweiten Weltkriegs einen Zweigbetrieb in Heßdorf. Das Gebäude wurde in den Jahren 1936/1937 errichtet, wie sich ältere Heßdorfer noch erinnern können.
Dort wurde die Milch aus den Ortschaften Adelsdorf, Aisch, Biengarten, Boxbrunn, Buch, Dannberg, Dechsendorf, Gremsdorf, Großenseebach, Großneuses, Häusling, Hannberg, Hemhofen, Heppstädt, Heßdorf, Hesselberg, Kairlindach, Klebheim, Kleinneuses, Kosbach, Krausenbechhofen, Mechelwind, Mohrhof, Neuenbürg, Neuhaus, Niederlindach, Oberlindach, Ober-, Unter- und Mittelmembach, Poppenwind, Reinersdorf, Rezelsdorf, Röttenbach, Sauerheim, Sintmann, Uttstadt, Weisendorf, Wiesendorf und Zeckern verarbeitet. Die Milch wurde entrahmt, um daraus Butter herstellen zu können.
In Heßdorf wurde zeitweise auch Quark hergestellt.
Hans Birkner aus Neuhaus holte die Milch noch in den üblichen 40-Liter-Kannen bei den landwirtschaftlichen Anwesen ab. Am Abend wurden die Kannen wieder zurückgebracht. Milch fuhr auch Otto Baumüller aus Klebheim und Schorr aus Kairlindach sowie Johann Bäreis aus Heßdorf. Die Molkerei in Heßdorf war bis 1964 in Betrieb.
Danach wurde die Milch von Johann Bäreis mit dem Tankwagen in den Ortschaften abgeholt und direkt nach Nürnberg gefahren. Ihm folgte sein gleichnamiger Sohn Johann Bäreis, der bis Februar 1991 die Milch abholte, wie er sich erinnert.
Die Maschine melkt
Heutzutage werden die Kühe mit einer Melkmaschine gemolken, in der Milchkammer steht ein Container fest montiert oder er wird täglich an den Straßenrand gerollt.
Der Milchtanker fährt vor, schließt seinen Schlauch an oder saugt die Milch aus dem Behälter. Ein einziger Betrieb in einem Dorf erzeugt in der Jetztzeit so viel Milch wie viele Kleinbetriebe in den Jahrzehnten davor. In regelmäßigen Abständen erhält der Landwirt eine Abrechnung und muss mit dem Erlös zurechtkommen, der sich nach Menge und Fettgehalt der Milch richtet.