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Jugendarbeit mit Persönlichkeit


Autor: Friederike Stark

Eltmann, Donnerstag, 24. November 2016

Es gibt kaum mehr einen Verein, der nicht über Mitgliederschwund klagt. Selbst die Feuerwehr, die jahrelang ein Selbstläufer war, muss sich neue Strategien ausdenken, um die Jugend für das Ehrenamt zu begeistern.


Friederike Stark

Christian Schmitt ist Feuerwehrler aus Leidenschaft. Der Limbacher ist seit neun Jahren Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Limbach. Ihm wurde das in die Wiege gelegt. "Mein Vater war vorher schon 19 Jahre Kommandant", sagt der 32-Jährige. Für ihn ist die Feuerwehr ein zweites Zuhause. "Manchmal sehr zum Ärger meiner Frau", sagt der Vater von zwei Töchtern und lacht. Die Feuerwehr, die Leute, die Feste und Treffen sind ihm sehr wichtig. "Ich leb' die Feuerwehr", sagt er mit voller Überzeugung.


Von Tür zu Tür gehen

Und genau deswegen ist es ihm wichtig, dass die Freiwillige Feuerwehr Limbach, seine Feuerwehr, mitgliederstark bleibt. "Im Moment können wir uns mit 48 Aktiven und zehn Leuten bei der Jugendfeuerwehr nicht beklagen", sagt er stolz. Doch sein Jugendwart und er haben sich dafür auch gehörig ins Zeug gelegt.


Interessen haben sich verändert

Denn vor ein paar Jahren gab es tatsächlich einen kleinen Knick beim Nachwuchs. "Die Kinder haben weniger Zeit, die Schule nimmt mehr Raum als früher ein", vermutet Schmitt. Und die Interessen sind heute auch andere, glaubt der 32-Jährige. "Früher gab es in Limbach entweder Fußball oder Feuerwehr", erinnert er sich. Heute konkurrieren die Vereine auch mit Computerspielen und den neuen Medien.
Um trotzdem junge Leute zu begeistern, setzten sich Schmitt und sein Jugendwart zusammen und heckten einen Plan aus. "Bei Festen gehen wir zu den Jugendlichen hin und sprechen sie direkt an", sagt er. Denn einfach nur einen Zettel an die Jugendlichen, die das passende Alter für die Jugendfeuerwehr haben, zu verteilen, ist Schmitt zu wenig. "Wir wollen schon mit den jungen Leuten persönlich reden."
Um den Limbachern und vor allem den Jugendlichen zu zeigen, was man bei der Feuerwehr alles erleben kann, haben die Limbacher auch ein Feuerwehrfest ausgerichtet. "Und immerhin sind von fünf Jugendlichen tatsächlich drei nach dem Fest zu uns gekommen und der Jugendfeuerwehr beigetreten", sagt er. Ein kleiner Erfolg.
"Als nächstes planen wir eine Kinderfeuerwehr", verrät Schmitt. Eine Idee, die schon in Sand, Haßfurt und Untertheres umgesetzt wurde. "Wir wollen schon jüngeren Kindern ab einem Alter von etwa fünf Jahren ermöglichen, Mitglied bei der Feuerwehr zu sein", beschreibt Schmitt das Vorhaben. Natürlich würden die Kinder noch keine Ausbildung machen. "Aber wir würden Freizeitaktivitäten anbieten, die auch immer etwas mit der Feuerwehr zu tun haben." Denn gerade die gemeinsamen Aktivitäten, der Zusammenhalt macht den Reiz aus.
So sieht es auch Schmitts Kollege aus Weisbrunn. "Die Freizeitgestaltung ist für mich ein ganz wichtiger Teil bei der freiwilligen Feuerwehr", sagt Thomas Neeb. Schon jetzt unternehmen die Feuerwehrler viel außerhalb der Aufgaben der Feuerwehr. "Wir fahren in Freizeitparks oder gehen zelten", erwähnt Neeb einige Beispiele.


Quereinsteiger in der Feuerwehr

Doch Neeb und auch Schmitt setzen nicht nur auf die Jugend, um die Feuerwehr zu stärken. "Wir versuchen auch gezielt, bereits erwachsene Leute als Quereinsteiger für uns zu gewinnen", sagt Neeb. Denn sowohl in Limbach als auch in Weisbrunn sind viele Familien neu hinzugezogen. "Wir sind im Neubaugebiet von Tür zu Tür gegangen und haben uns vorgestellt", sagt Neeb. Und das mit Erfolg: "Fünf Männer, alle so zwischen 25 und 30 , sind als Quereinsteiger zu uns gekommen", freut sich Neeb.
Auch sein Kollege Christian Schmitt will im Frühjahr die Zugezogenen ansprechen. Denn schließlich sei die Feuerwehr eine gute Möglichkeit, um ein Teil der Gemeinde zu werden.