Druckartikel: Johann soll auf Reisen gehen

Johann soll auf Reisen gehen


Autor: Sonny Adam

Weißenbach, Mittwoch, 07. Dezember 2016

Viele Menschen, die an der Bank in Weißenbach bei Wirsberg vorbeigekommen sind, haben sich zu dem Mann aus Beton gesetzt. Jetzt wollen seine Erschaffer Silka Gebhardt und Peter Mitchell Johann klonen.


Auf der etwas überdimensionierten Bank vor Weißenbach (bei Wirsberg) ist ein Platz schon besetzt. Johann, die 120 Kilo schwere Betonfigur, die Silka Gebhardt und Peter Mitchell designt haben, thront seit einigen Monaten dort. Wenn Desmond (90) und Evelyne (91) aus Großbritannien ihrem Enkel Erik einen Besuch abstatten, dann ist ein Ausflug zu Johann ein Muss. Johann ist für die Kinder "der Riese". Manchmal klettert Erik dem Riesen-Mann auf den Schoß. Johann hält das aus, denn er ist aus verstärktem Beton, ihn haut so schnell nichts um. "Ich kenne einen Jungen, der jeden Tag zu Johann geht und seinem Riesen erzählt, was er im Kindergarten alles erlebt hat", sagt Künstlerin Silka Gebhardt. In den letzten Monaten hat die Wirsbergerin viele Menschen beobachtet und mit Johann fotografiert.
Da gibt es ein älteres Ehepaar, das täglich einen Ausflug zu Johann macht - einfach, um ein paar Schritte zu gehen. Heike Schweens aus Kulmbach hat mit Johann Händchen gehalten und hat die Idee, einfach toll gefunden. Schmuckdesignerin Klaudia Magyar aus Aachen war so begeistert, dass sie sich zu Hause, als Erinnerung an ihren Aufenthalt in Weißenbach, selbst einen kleinen Johann kreiert hat.
"Unser Johann soll jetzt geklont werden. Er soll im nächsten Jahr auf Reisen gehen", freut sich Silka Gebhardt über die Akzeptanz des überdimensionalen Mannes aus Beton. Die Künstlerin meint damit natürlich nicht, dass der Wirsberger Johann abmoniert wird. Wenn es nach ihr geht, dann soll es überall in Franken solche Johanns geben. Und die Johanns sollen Botschafter für Franken werden. "Wir wollen das Projekt ausdehnen", sagt Silka Gebhardt.


Projekt vorgestellt

Die Künstlerin, die gemeinsam mit Peter Mitchell, das Projekt durchgeführt hat, hat schon bei verschiedenen Förderern angeklopft und hofft auf Erfolg. "Wir haben das Projekt in Kulmbach, in Hof und in Kronach vorgestellt", sagt Gebhardt.
Doch eigentlich geht es Silka Gebhardt und Peter Mitchell gar nicht darum, Betonfiguren zu installieren. "Johann ist ja nur die Spitze des Eisberges. Uns interessieren die Menschen, die Johann Geschichten erzählen und die Geschichten über die Region erzählen können", erklärt Gebhardt. "Wir wollen Schulen miteinbeziehen, wir wollen Geschichten von Kindern und Erwachsenen, von jüngeren und älteren Leuten hören und werden diese Geschichten dann sammeln", so Gebhardt. Aus diesen vielen Mosaiksteinchen wollen die Künstler dann ein Buch zusammenstellen. Herzlich willkommen sind auch Selfies mit Johann, kleine Filmchen, Zeichnungen und mehr.
Außerdem könnte dann eine Light-Version von Johann entwickelt werden - vielleicht aus Fiberglas, die tatsächlich reisen kann: vielleicht in eine Großstadt.
Silka Gebhardt kommt ursprünglich aus Oberfranken. Dann war sie als Innenarchitektin vor allem in London unterwegs. Peter Mitchell hat heruntergekommene Stadtviertel wiederbelebt, attraktiviert. "Wir wollen die Menschen mitnehmen. Wichtig ist es, dass alle mitmachen", sagt Peter Mitchell.


Künstler aus aller Welt

"Wir haben jahrelang hier in der Region Urlaub gemacht. Franken hat eine Rauheit, die einzigartig ist. Man muss etwas Größeres machen", war die Idee, die Silka Gebhardt und Peter Mitchell seitdem haben. Aus diesem Grund haben sie auch einen alten Bauernhof in Weißenbach saniert und zu einem Kunstzentrum - namens Leepswood - umfunktioniert. Seitdem treffen sich hier Designer aus aller Welt, Kunstsinnige, aber auch Urlauber, die im Heuhotel übernachten und von der Großstadthektik abschalten wollen.