Druckartikel: Johann Eigl ist gerne in Bewegung

Johann Eigl ist gerne in Bewegung


Autor: Edwin Meißinger

Coburg, Montag, 30. Dezember 2019

Der nun 90-jährige Coburger meistert sein Leben fast selbstständig. Er weiß genau, was er tun muss, damit es ihm gut geht.
Der Coburger Oberbürgermeister Norbert Tessmer gratulierte Johann Eigl zu dessen 90. Geburtstag.  Foto: Edwin Meißinger


Der in Coburg wohnende Johann Eigl feierte am vergangenen Sonntag seinen 90. Geburtstag. Der Jubilar arbeitete viele Jahrzehnte als Sanitärinstallateur bei der Coburger Wohnbau. "Ich kam mit den Menschen gut zurecht!", betonte Eigl, als ihn Oberbürgermeister Norbert Tessmer besuchte, um zu gratulieren. Eigl fügte hinzu, dass ihm die Arbeit viel Freude bereitet habe. Noch heute werde er hin und wieder auf seine Tätigkeit bei der Wohnbau angesprochen.

Karina Brockert, die Lebensgefährtin seines Sohnes Hans-Peter Eigl, erzählte: "Er macht noch alles. Er kocht und er macht die Wäsche." Der Geburtstagsjubilar schmunzelte bei diesen Worten und hob hervor: "Ich bin sehr zufrieden. Ich bin froh, dass ich das so geschafft habe. Solange mein Kopf noch so mitmacht, ist es gut. Dass ich so alt werde, hätte ich vorher nicht gedacht." Hans-Peter Eigl meinte, dass sein Vater ab und zu jemanden habe, der ihm zur Hand gehe.

Johann Eigl wurde in Iglau in Mähren an der Grenze zu Böhmen im heutigen Tschechien geboren. In dieser Silberbergwerkstadt wuchs er auf, bis seine Familie enteignet und vertrieben wurde. Da war Johann in seinem 14. Lebensjahr. "Wir mussten unser Haus innerhalb von 20 Minuten verlassen", erinnerte sich Eigl. Als Junge musste er sich dann mit um den Transport der Pferde nach Prag kümmern. Da er kein Russisch sprach, unterhielt er sich mit Händen und Füßen mit seinen Begleitern. "Das haben wir irgendwie hingekriegt. Die haben mir sogar ein Paar Schuhe geschenkt, da meine so kaputt waren", erzählte er. "Wir sind mit einem Transport über Fürth nach Coburg gekommen. Wir kamen zuerst in Creidlitz an", erzählte er dem Coburger Oberbürgermeister. Das sei im Jahr 1954 gewesen.

Dann hieß es für den jungen Mann, sich auf Lehrstellensuche zu begeben. Das sei nicht so einfach gewesen. Schließlich habe er doch noch eine Lehrstelle bei der Coburger Firma Meixner gefunden, obwohl der Chef der Firma bereits einen Lehrling eingestellt hatte. In Erinnerung daran muss Eigl erneut schmunzeln. "Die waren dann aber doch froh, dass sie mich genommen haben, denn der andere Lehrling hörte nach 14 Tagen mit der Ausbildung auf."

Seine künftige Ehefrau Gertrud lernte er über eine Freundin von ihr kennen. Gertrud und Johann waren sich sehr schnell sympathisch, und dann war auch klar, dass sie zusammenleben wollten. Im Jahr 1956 läuteten für die beiden die Hochzeitsglocken.

Bis zum Jahr 2011 durften sie ihr Eheglück genießen und ihr gemeinsames Leben gestalten. "Wir haben uns gleich gut verstanden. Sie konnte gut kochen und den Haushalt gut führen", hob der Jubilar hervor. "Meine Frau wusste auch, sparsam zu wirtschaften." Sie bekamen ihren Sohn Hans-Peter. Seit 1982 lebt Johann Eigl in der Webergasse, seit 2011 alleine und selbstständig. "Ich hatte einen Schrebergarten. Wir waren 26 Gärtner und haben uns gegenseitig geholfen", erzählte er weiter. Wichtig sei ihm, stets aktiv zu bleiben. Wache er nachts einmal auf, mache er Gymnastik und könne dann wieder für ein paar Stunden weiterschlafen. Dieses Körpertraining mache er nach Möglichkeit jeden Tag. "Man darf sich nicht gehen lassen. Man muss etwas tun. Den ganzen Tag rumsitzen und fernsehen, das geht nicht."

Neben freundlichen Gesprächen mit seinen Nachbarn mag der agile Rentner Besuche seines Stamm-Cafés. Der Coburger OB brachte nicht nur ein Glückwunschschreiben und einen bunten Geburtstagsstrauß mit, sondern riet dem Jubilar auch, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Das müsse für die Nachwelt erhalten bleiben, sagte Tessmer.