Jubiläum Der Schachclub Rudendorf baut im 50. Jahr seines Bestehens darauf, dass das königliche Spiel junge Leute fasziniert. Die Eröffnung klappte.
von unserem Mitarbeiter Günther Geiling
Rudendorf — Rudendorf ist mit rund 250 Einwohnern ein kleiner Ort im Lautertal und Grenzort des Haßbergekreises zum Kreis Bamberg. Es gibt nur wenige Vereine, aber einer davon feiert in diesem Jahr sein 50. Jubiläum. Es ist der Schachclub Rudendorf, der dem "königlichen Spiel" seine Aufmerksamkeit schenkt. Dass es einen Schachclub in einem solch kleinen Ort mitten auf dem Land gibt, ist sicher die Ausnahme.
Weltweites Spiel Angeblich spielen 550 Millionen Menschen auf der Welt Schach. In Deutschland sind es knapp 100 000, die in rund 2700 Schachvereinen organisiert sind. Einen Boom erlebte der Schachsport in den 1970er- und 1980erJahren, als der Bamberger Dr. Helmut Pfleger zu den besten deutschen Schachspielern zählte, an mehreren olympischen Spielen teilnahm und den Titel eines Schach-Großmeisters trug.
Der Schachclub 1868 Bamberg, dem Pfleger angehörte, war in aller Munde.
Gründung vor 50 Jahren In diese Zeit fiel die Gründung des Schachclubs im heutigen Ebelsbacher Gemeindeteil. Der Gründungsvorsitzende im Jahr 1964 war Gustav Mattgey aus Leppelsdorf, der im Schachsport ebenfalls kein Unbekannter war. Einige Spieler aus Rudendorf zählten damals zu den Schachstrategen und behaupteten sich gut bei Spielen gegen Clubs aus Zapfendorf, Burghaslach, Zeil, Sand, Ebern oder Höchstadt.
Jedoch hielt die Begeisterung in Rudendorf nicht allzu lange an, weil andere Sportarten dem "königlichen Spiel" den Rang abliefen. Einige Aktive wollten aber nicht auf ihr Hobby verzichteten und kooperierten deswegen eine Zeit lang mit der Schachabteilung in Ebern.
Erst vor fünf Jahren wurde der Wunsch nach einem Wiederaufleben des Vereins laut.
Gut die Hälfte der damaligen Spieler war wieder dabei und sie konnten einige jüngere für das "populärste Brettspiel" begeistern.
Initiator war Siegfried Rümmer, der wie der Gründungsvorsitzende Mattgey aus Leppelsdorf stammt. Er ging voran und plante Freundschaftstreffen mit benachbarten Vereinen. Das Schachclub erhielt neue Impulse. Rümmer führt den Vorsitz.
Ein sympathischer Verein Die Schachspieler kommen nicht nur aus Rudendorf, sondern auch aus anderen Gemeinden in der näheren Umgebung. Jeden Donnerstag trifft man sich in der Gastwirtschaft Käb in Rudendorf zur Schachpartie und zwei bis drei Mal im Jahr geht es zu Freundschaftsturnieren. "Zu den Mitgliedern gehören auch Spieler aus anderen Vereinen bis hinauf zur Bezirksliga, die sich in unserem Verein pudelwohl fühlen.
Wir spielen nämlich alle auf einem bestimmten Niveau, wo jeder jeden schlagen kann", sagt der Vorsitzende Siegfried Rümmer: "Bei anderen Schachclubs ist es so, dass der Spieler vom Brett eins nicht mit dem von Brett acht spielt. Der eine sagt, der ist für mich zu schwach, während der andere meint, gegen den habe ich keine Chance. Bei uns ist das völlig anders und das macht unseren Verein auch so sympathisch."
Dennoch macht ihm die Überalterung im Schachclub Rudendorf in den letzten Jahren Sorge. Dabei will er die "Senioren" keinesfalls hintanstellen. Stellvertretender Vorsitzender Roland Will deutet dabei auf das älteste Mitglied, Siegfried Bisha mit seinen über 80 Jahren. "Er war ein guter Schachspieler und ist es bis heute noch. Er ist auch heute noch ein gleichwertiger Partner und daran sieht man, dass Schach eine gute Betätigung für das hohe Alter ist."
Im Verein kam die Idee auf, mit dem Schachspiel auf Tour zu gehen.
Jeden letzten Donnerstag im Monat wechselt der Club nun das Vereinslokal und trifft sich in der Gaststätte Albrecht in Lauter zum Spiel. "Mit dieser Idee betreten wir ohne Zweifel Neuland, aber möglicherweise kommen wir nur auf diese Weise zu neuen Köpfen und neuen Mitgliedern", meint Rümmer. "Wir wollen die Jugend begeistern und zum Schachclub bringen."
Zwei Mal war dies nun schon der Fall. Und siehe da, es kamen junge Leute zwischen 17 und 22 Jahren. Sie zeigten großes Interesse und sind nun nach zwei "Schnupperstunden" begeistert. "Siggi versucht Nachwuchs zu gewinnen. Ich war vor zwei Wochen erstmals hier in Lauter. Wir sind von den Mitgliedern des Schachclubs nett aufgenommen worden und ich habe mit tollen Kumpels gespielt.
Ich halte Schach für ein interessantes Spiel und für einen schönen Zeitvertreib, bei dem man eben auch den Kopf anstrengen muss", schildert Markus Wolf-schmitt seine Erfahrunmgen.
Mit dabei hat er seine Freundin Janna Wolf, die vor 20 Jahren zu Hause mit ihrem Vater schon einmal Schach gespielt hatte. "Vor kurzem habe ich mich mit meinem Freund wieder einmal an dieses Spiel herangewagt. Dann waren wir zufällig hier in der Gastwirtschaft beim Schachclub. Das war gut so, und wenn die Schachspieler nicht hier gewesen wären, würden wir auch heute nicht hier spielen."
Die 26-jährige Diplompädagogin, die sich bei ihrer "innovativen Sozialarbeit" in Bamberg vor allem mit Basketball, Sport, Bewegung und Tanz beschäftigt, kann sich den Schachsport für die Zukunft vorstellen. Sie ist derzeit die einzige Frau im SC 64 Rudendorf.
Natürlich kam von den anderen jungen Burschen gleich die Frage: "Hast du nicht noch einige Freundinnen, die du mitbringen könntest?"
Mit Zuversicht in die Zukunft Der 19-jährige Marius Thomas sieht der Partie dieser beiden aufmerksam zu. "Ich versuche, erst zu lernen und mir ein paar Grundkenntnisse anzueignen. Aber ich könnte mir das Schachspielen vorstellen, wenn noch ein paar in meinem Alter dabei sind." Ähnlich sehen es auch die Gleichaltrigen Michael Bäuerlein und Stefan Helmschrott, die sich schon an das "Konzentrationsspiel" - wie sie es nennen - heranwagten. Sie erhielten wertvolle Tipps auf besondere Weise: Sie befanden sich nämlich gerade beim Nachspielen einer besonderen Partie, in der eine überragende Intelligenz deutlich wurde.
"Wir spielen die manchmal nach oder hinterher, um Kombinationen neu zu erkennen, und das bedeutet für uns gleichzeitig eine kleine Schule für unser Schachspiel."
Siegfried Rümmer ist angesichts der jungen Schachinteressenten zuversichtlich und sagt: "Die sind alle ausbaufähig."