Jesus ist für alle Menschen da
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Montag, 23. Dezember 2019
Der Bamberger Liturgiewissenschaftler Domkapitular Peter Wünsche nimmt Advent, Weihnachten und Christmetten-Besucher ins Visier.
Marion Krüger-Hundrup Über leere Kirchen muss sich kein Pfarrer an den Weihnachtsfeiertagen beklagen. Da strömen selbst Leute in die Gotteshäuser, die sonst einen großen Bogen darum machen. Hat sie etwa die Adventszeit mit Glühweinseligkeit und Geschenkeeinkauf darauf eingestimmt? Wir fragten den Bamberger Liturgiewissenschaftler und Domkapitular Peter Wünsche nach den Hintergründen dieses Phänomens.
Die Adventszeit war ursprünglich Fastenzeit zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Warum hat sich von diesem Brauch nichts mehr erhalten?
Das zeigt auch schon das Problem: Der Heilige Abend wurde mehr und mehr vom Vorbereitungstag zum ersten Tag des Festes, zumindest in Mitteleuropa. Der Karpfen ist ja nur von der Theorie her eine Fastenspeise, tatsächlich eine festliche Leckerei. Dazu kommt, dass die Weihnachtsbäckerei nicht wie noch vor 100 Jahren am 22. und 23. Dezember stattfand, sondern den ganzen Advent durchzog. Mit dem Stollen und den Lebkuchen ist es ähnlich wie mit dem Karpfen: Sie sind der Form nach als fleischlose Gerichte Fastenspeisen, werden aber heute nicht mehr als solche empfunden. Das alles mag dazu beigetragen haben, dass der Advent heute keine Fastenzeit mehr ist, weder von den Empfindungen der Menschen noch von den Vorschriften her.
Aufgewertet wurde der Advent allerdings nach dem letzten Konzil in der Liturgie: Heute hat jeder Tag des Advents eine eigene Messfeier mit sorgsam ausgewählten Lesungen und Gebeten, was früher an den Wochentagen nicht der Fall war. Und die Inhalte des Advents sind vielfältig: Das Bedenken des Wiederkommens Jesu steht am Anfang; die Botschaft der alttestamentlichen Propheten und des Täufers Johannes prägen den Mittelteil, und die letzte Woche vor Weihnachten ist dann schon deutlich von der Vorfreude auf das Fest geprägt.
Die meisten Menschen - gleich ob kirchentreue oder kirchenferne - strömen am 24. Dezember in die Christmette. Ist diese denn der Höhepunkt der Weihnachtsfeier aus liturgischer Sicht?