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"Jesu Liebe ist integrativ"


Autor: Martin Koch

Coburg, Freitag, 27. Mai 2016

Dekan Roland Huth feierte mit den Gläubigen die Einsetzung des Abendmahls und erinnerte dabei an Jesu Botschaft.
Die Prozession macht Halt am zweiten Altar im Hofgarten. Kaplan Johannes Saffer hält eine kurze Andacht und erteilt den eucharistischen Segen. Die Geistlichen hinten sind Pfarrer Tomasz Dzikowski und Dekan Roland Huth.  Foto: Martin Koch


Das sonnige Frühlingswetter bot am Donnerstag die besten Voraussetzungen, um das "Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi", wie Fronleichnam in der offiziellen neuzeitlichen Liturgiesprache heißt, zu feiern.
Mehrere Hundert Gläubige versammelten sich früh um 9 Uhr zu Beginn des Festgottesdienstes in der St.-Augustin-Kirche am Hofgarten. Zahlreiche weitere Männer und Frauen schlossen sich rund 80 Minuten später der Prozession durch den üppig erblühten Hofgarten an.


Eine Premiere

Für den neu formierten Seelsorgebereich Coburg Stadt und Land war Fronleichnam 2016 eine Premiere. Die römisch-katholischen Christen aus den drei beteiligten Pfarreien St. Augustin und St. Marien in Coburg sowie St. Marien in Bad Rodach feierten das Hochfest das allererste Mal gemeinsam, was Dekan Roland Huth auch in seiner Begrüßung dankbar zur Kenntnis nahm. Für die Katholiken aus Bad Rodach war mit dieser gemeinsamen Feier der Verzicht auf die eigene Prozession verbunden. Der Name des Festes weist auf den eigentlichen Anlass hin. Es geht um die Einsetzung der Eucharistie, des Abendmahles. Die fand ja am Gründonnerstag statt. Der liegt aber in der Karwoche; dem Gründonnerstag folgt die Nacht des Verrates und der Gefangennahme Jesu und am Karfreitag der Tag der Kreuzigung. Da mag man am Gründonnerstag nicht so ausgelassen und fröhlich feiern.
Seit dem 13. Jahrhundert wird deswegen die Einsetzung des Abendmahles in einem liturgisch nicht so schwierigen zeitlichen Kontext nachgefeiert, aber ein Donnerstag ist es auf jeden Fall. Meistens zumindest, wenn es die jeweilige staatliche Gesetzgebung erlaubt.
Sehr symbolträchtig war auch der Abschnitt aus dem Lukasevangelium, den Dekan Roland Huth als Grundlage für seine Predigt im Festgottesdienst gewählt hatte, die Speisung der Fünftausend. Eigentlich hätten die Jünger das große Publikum damals heimschicken wollen, damit sie sich verköstigen hätten können. Es sei aber zu einer großen Mahlgemeinschaft gekommen, auf der Basis von fünf Broten und zwei Fischen.
Und Dekan Huth spannte in seiner Predigt einen Bogen zur Gegenwart des Jahres 2016. "Wir müssten uns schämen, Gott vor uns her zu tragen, aber in unserem Herzen zu selektieren, wer bei uns Heimat, Brot und Lebensraum findet", sagte der Geistliche. "Wir müssten uns schämen, Gott vor uns herzutragen, wenn wir polarisieren und verurteilen und nicht die aufrichtige Diskussion und Auseinandersetzung pflegen, wenn es um Werte und Grundregeln eines demokratischen Zusammenlebens geht."
Die Feier von Fronleichnam sei weit entfernt von einer machtvollen Demonstration des Glaubens. "Aber wir sind nahe dran am Auftrag Jesu Christi, wenn wir ihn bekennen als einen, dessen Liebe integrativ war und bleibt." Dessen Aufforderung zu Barmherzigkeit und Friedfertigkeit sei ein Wesenselement seiner Botschaft, Jesu Zuwendung zu den Menschen habe keine Grenzen zwischen Nationalität und Religion gekannt. "Wir müssen Gott nirgendwohin tragen, weil er schon überall ist", stellte Dekan Huth fest, "aber wir dürfen zeigen, dass wir mit ihm unterwegs sind und bleiben wollen."
Festgottesdienst und Prozession wurden vom Kirchenchor St. Marien unter der Leitung von Christine Goebel, von der Blaskapelle Oberelldorf unter der Leitung von Norbert Brückner und an der Orgel von der Dekanatskirchenmusikerin Gabriele Hirsch musikalisch ausgestaltet. Einige Mitarbeiter hatten sich schon in den frühen Morgenstunden um den Schmuck der Altäre im Hofgarten gekümmert. Nach Festgottesdienst und Prozession folgte ein gemütliches Beisammensein rund um das Dekanats- und Pfarrzentrum St. Augustin, wobei viele ehrenamtliche Unterstützer mithalfen.