"Jeder ist anders"
Autor: Sabine Weinbeer
Haßfurt, Montag, 23. Juni 2014
Ausstellung In der Berufsschule wurde die Wanderausstellung "Anders? Cool!" eröffnet. Das Rollenspiel der Ehrengäste präsentierte überraschende Stabilität.
von unserer Mitarbeiterin Sabine Weinbeer
Haßfurt — "Anders? Cool!", so heißt eine Wanderausstellung, die gestern in der Aula des Berufsschulgebäudes in der Goethestraße in Haßfurt eröffnet wurde. Sie behandelt das Thema Migration auf multimediale und sehr eindringliche Weise. Es geht darum, warum Menschen ihre Heimat verlassen, wie sie sich hier in Deutschland fühlen, welche Rechte sie haben, was es bedeutet, Heimat und Identität hinter sich zu lassen, aber auch darum, welche Chancen diese Menschen für unser Land mitbringen.
Elena Vollkommer aus der Klasse 10e las während der Eröffnungsveranstaltung die Geschichte eines Flüchtlings aus Sri Lanka vor. Dessen Eltern machten alles zu Geld, was sie hatten, um ihren damals Zwölfjährigen mit einem Schleuser außer Landes zu bringen, weg vom Krieg.
Heute hat das Kind von damals in Hamburg sein Medizinstudium fast abgeschlossen, dank Bürgschaft eines Ex-Lehrers, mit drei Nebenjobs, immer wieder mit befristeten Aufenthaltsgenehmigungen und auch nach 17 Jahren in Deutschland noch immer ohne deutschen Pass. Dennoch ist er dankbar, denn er hat neben fremdenfeindlichen Erlebnissen auch viele Menschen getroffen, die ihn unterstützen. Elena Vollkommer wie auch die Ehrengäste waren sichtlich angerührt - und solche Geschichten finden sich in der Ausstellung vielfach.
Auch die Leiterin der Berufsschule, Heidrun Görtler, zeigte Geschichten von jungen Menschen auf, die ihr Heimatland verlassen haben - die einen aus freien Stücken, die anderen, um Krieg, Verfolgung oder Misshandlung zu entgehen. Verständnis will die Ausstellung wecken für diejenigen, die ins Land kommen.
Darum kümmern sich auch Rotes Kreuz und Caritas, wie BRK-Kreisgeschäftsführer Dieter Greger erläuterte, doch dürfe man sich nicht auf die sozialen Organisationen allein verlassen, so Schirmherr Steffen Vogel. Der Umgang mit Zuwanderern sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Schließlich kämen da Menschen, die eine neue Chance suchen "und die auch eine Chance für unser Land sein können, wir sollten das nicht als Bedrohung sehen". Außerdem gebe es Fachkräftemangel. "Jeder ist irgendwie anders. Ich trag‘ zum Beispiel gerne rosa Socken", meinte der CSU-Politiker, der im Landtag im Ausschuss Soziales, Jugend, Familie und Integration vertreten ist.
Für diese Arbeit bat er die Anwesenden "um Input aus der Praxis".
Martina Meisch und Tim Burkard von der Jugendsozialarbeit an Schulen, die gemeinsam mit den Fachbetreuerinnen für Sozialkunde die Ausstellung nach Haßfurt brachten, erläuterten dann die einzelnen Stationen der Ausstellung. Da kann man sich durch den Deutschen Bürokratie-Dschungel schlagen, viele Geschichten von Flüchtlingen erfahren, Sprache und Musik aus anderen Ländern hören, aber auch Infos über Fremdenfeindlichkeit sind zusammengetragen.
Die Schüler der Berufsschule werden sich mit dieser Ausstellung in den nächsten Wochen auseinandersetzen. Dabei gibt es viele Rollenspiele, oder auch Gemeinschaftsaktionen. Eine davon, die Slackline, probierten die Gäste der Eröffnung gleich aus.
Alle gemeinsam gaben der Slackline so viel Stabilität, dass Schirmherr Steffen Vogel darüber gehen konnte.
Das Thema Migration wird die Berufsschule noch stärker beschäftigen. Derzeit haben relativ wenige Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund, doch ab dem kommenden Schuljahr wird wohl in Haßfurt eine Klasse des Berufsintegrationsjahres für berufsschulpflichtige Asylanten und Flüchtlinge eingerichtet.