Jeder Fünfte in Bayern kann nicht richtig lesen

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von unserem Mitarbeiter Andreas Welz Schney — "Wie steht es in Bayern um die Erwachsenenbildung? Wo sehen Sie konkreten politischen Handlungsbedarf?" Um diese Fragen und die Gestal...

von unserem Mitarbeiter Andreas Welz

Schney — "Wie steht es in Bayern um die Erwachsenenbildung? Wo sehen Sie konkreten politischen Handlungsbedarf?" Um diese Fragen und die Gestaltung der Erwachsenenbildung in Bayern näher zu beleuchten, hatten am Dienstag die Landtagsabgeordneten Susann Biedefeld und Klaus Adelt im Namen der SPD-Landtagsfraktion Vertreter der Erwachsenenbildung zum Fachgespräch "Veränderungen gestalten, nicht erleiden - Bedeutung der Erwachsenenbildung in Bayern" in die Franken-Akademie Schloss Schney eingeladen.
"Das schulisch erworbene Wissen genügt heute längst nicht mehr, um die Herausforderungen im beruflichen, gesellschaftlichen, politischen und persönlichen Bereich zu bewältigen", erklärte Susann Biedefeld. Auch wer des Lesens und Schreibens hinreichend mächtig sei, müsse in der globalisierten und digitalisierten Welt ständig neue Kompetenzen erwerben. Ein zunehmend wichtigerer Partner sei dabei die Erwachsenenbildung.
Als Hauptbereich des Bildungswesens gehöre sie zur Daseinsvorsorge und sei nachhaltig politisch zu fördern und bedarfsgerecht zu finanzieren. Auch Klaus Adelt unterstrich die zunehmende Bedeutung der Erwachsenenbildung. Lebenslanges Lernen werde immer wichtiger.
Hauptreferentin war Kathi Petersen, Mitglied im Ausschuss für Bildung und Kultus des Bayerischen Landtags und zuständig für Erwachsenenbildung. Sie bemängelte eine schwache Finanzausstattung für Einrichtungen der Erwachsenenbildung durch den Freistaat. Von 11,9 Milliarden Euro im Haushalt 2015 entfielen gerade 19,5 Millionen auf die Erwachsenenbildung. Das stehe in krassem Widerspruch zur Rechtslage.
"Es geht hier nicht um Freizeitgestaltung, sondern um den Erwerb grundlegender Kompetenzen, die selbstbestimmtes Leben ermöglichten", unterstrich die Abgeordnete aus Schweinfurt. Bedenklich sei, dass jeder Fünfte in Bayern nur sehr unzureichend des Lesens und Schreibens mächtig sei. Sie forderte vernünftige Bezahlung der Dozenten und höhere Wertschätzung der Erwachsenenbildung durch den Staat.
Seminarleiter Simon Moritz von der Franken-Akademie bedauerte die eher geringe Nachfrage bei der Kursen der Erwachsenenbildung. Es fehle ein amtliches Dokument, mit dem die Inhaber bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt bekämen. Er schlug vor, dass der Freistaat ein einheitliches Zertifikat für die Teilnahme an Weiterbildungskursen ausstelle, ähnlich eines Zertifikats der Industrie- und Handelskammer für die Teilnahme an einem beruflichen Bildungskurs.
"Wir brauchen generell mehr Anerkennung für die freiwillige Weiterbildung", sagte Moritz. Darüber hinaus müsse sie steuerlich anerkannt werden wie die berufliche Bildung. Der Leiter der Frankenakademie Schloss Schney, Klaus Hamann, wünschte sich, dass sich die Volkshochschulen professionalisieren. Die Dozenten müssten korrekt bezahlt werden und nicht quasi "halbehrenamtlich" ihren Dienst versehen.
Joachim Wegner, der pädagogische Leiter des Evangelischen Bildungswerks der Dekanate Kronach-Ludwigsstadt und Michelau, bedauerte die finanziellen Rahmenbedingungen für das Bildungswerk. Der Spielraum werde immer enger. "Wir sind jetzt auf dem Stand der 90er-Jahre bei gestiegenen Personalkosten", sagte er.
Diplompädagogin Martina Wegner forderte eine institutionelle Förderung, damit die Erwachsenenbildung in der Region erhalten bleibe. "Ich finde, dass die Erwachsenenbildung ein Gut für sich ist. Man erhält durch sie Information, Orientierung und Zusammenhangswissen", unterstrich die Dozentin des Bildungswerks.
Bernd Rehorz, Leiter des Bereichs Berufliche Bildung von der IHK Oberfranken Bayreuth, forderte zusätzliche Lehrer für Berufsschulen mit Klassen jugendlicher Flüchtlinge. "In Oberfranken sind es 23 Klassen und es werden mehr", stellte er fest. Die Pädagogen würden aushilfsweise eingesetzt oder ganze Klasen an andere Schulen versetzt. Dieser unhaltbare Zustand müsse beendet werden.