"Jeder, der sucht, ist ein Wallfahrer"
Autor: Niklas Schmitt
Vierzehnheiligen, Freitag, 24. Mai 2019
Worin unterscheidet sich Wandern und Wallfahren? Pater Heribert von Vierzehnheiligen weiß, worauf es ankommt und was den Unterschied macht.
Niklas Schmitt Wenn sich jemand mit Wallfahren auskennt, dann der Franziskaner Pater Heribert, Leiter der Basilika Vierzehnheiligen. Jährlich kommen etwa 180 Fußwallfahrten zu den Franziskanern auf den Berg. Erreichen sie - mal mehr, mal weniger erschöpft - die Basilika, sind sie am wichtigsten Punkt der Wallfahrt angekommen: dem Ziel.
Das macht nämlich den entscheidenden Unterschied aus, erklärt Pater Heribert. Während man beim Wandern ohne Hintergedanken und eher zweckfrei durch die Schöpfung ginge und beim Pilgern der Weg das eigentliche Ziel sei, wallfahre man doch, um zu einem Ziel zu gelangen. Freilich möchte der Franziskaner diese Unterscheidung nicht allzu streng verstanden wissen. Schließlich gebe es doch zahlreiche Ähnlichkeiten. "Ich gehe, um den Weg zu genießen", sagt er, "aber vor allem auch, um zu einem Ziel zu kommen."
Wallfahren als großes Mysterienspiel
Weg, Genuss und Ziel, das ist, was alle Arten in der Natur unterwegs zu sein, verbinde. Denn auch wenn das Wallfahren eine fromme Angelegenheit sei, spreche das nicht gegen die körperliche Komponente.
Die Ausrichtung auf ein Ziel hat für Pater Heribert aber noch eine weitere Bedeutung, die alle Stationen, dieses zu erreichen, miteinbezieht. "Das Wallfahren ist für mich ein großes Mysterienspiel. Ich spiele das Leben und den Glauben durch", sagt er.
Wer ankommen wolle, müsse aufbrechen. Im Leben brächen wir jeden Tag auf, sagt er. Immer wieder seien wir mit Hindernissen konfrontiert, die zu Irrwegen führten, zu Umkehrungen oder Umwegen, manchmal seien die Wegzeichen nicht zu erkennen, manchmal brauche man eine Pause.
"Jeder, der sucht, ist ein Wallfahrer"
Dies sei alles wie im Leben. Auf der Wallfahrt spiele man das alles durch. "Jede Wegstrecke ist wichtig, ist auch ein Ziel des Ganzen."
Leben, Glaube und Ziel, das klingt, als ob man nur mit klaren Vorstellungen wallfahren würde. Pater Heribert betont aber, es sei keine Voraussetzung gläubig zu sein, sondern eher, dass man ein Suchender sei.