Jeden Tag ein lustiges Erlebnis
Autor: Sonja Adam
Wonsees, Montag, 10. Januar 2022
Abschied In Wonsees geht eine Ära zu Ende: Elfriede Amschler (63), die bisherige Leiterin der evangelischen Kindertagesstätte, geht in den wohlverdienten Ruhestand.
Wonsees — Noch ein letztes Mal setzt sich Elfriede Amschler auf ein kleines Kindergartenstühlchen an dem niedrigen Tischchen. "Was wollt ihr spielen?", fragt sie in die Runde. Und schon kommen ihre kleinen Fans und setzen sich zu ihr. "Sie ist die beste Spielerin", erklärt ein kleiner Naseweis und reicht ihr ein Puzzle, bei dem er Hilfe braucht.
Elfriede Amschlers gesamtes Leben war ein Spiel. Sie kam bereits im Jahr 1975 in die Kindertagesstätte Wonsees, um ihr sozialpädagogisches Praktikum, das die Voraussetzung für den Besuch der Fachakademie für Sozialpädagogik bildete, abzuleisten. Schon ab 1. November 1979 übernahm sie als Leiterin den Kindergarten Wonsees. "Die Leitung ging damals in den Ruhestand. Ich übernahm, obwohl ich noch keine 22 Jahre alt war. Das ging damals von heute auf morgen, ohne Einarbeitungszeit oder so", erinnert sich Amschler zurück.
Sie hat in ihrem Berufsleben acht Pfarrer, die ihre Vorgesetzten waren, erlebt. Seit 2005 gehört der Wonseeser Kindergarten zur die Kita gGmbH. Die Anforderungen haben sich im Laufe der Jahre grundlegend geändert. Am Anfang gab es kaum Bürokratie. Die Bürotätigkeit beschränkte sich darauf, monatlich Spielgeld einzusammeln. "Es gab viel weniger bürokratischen Aufwand als heute. Damals waren noch 25 Kinder in einer Gruppe. Eine Erzieherin betreute die Kinder den ganzen Tag", erzählt Amschler. Allerdings kamen die Kinder auch wesentlich später in den Kindergarten: meistens erst mit vier oder fünf Jahren.
Henkeltöpfchen und Mittagsruhe
Auch die Mittagsverpflegung war völlig anders. "Die Kinder hatten früher ihr Henkeltöpfchen dabei. Drin war das Mittagessen, das die Mama vorgekocht hatte. Wir haben dann die Töpfchen in einem großen Wassertopf erhitzt. So einfach war das", berichtet Amschler. Nach dem Essen wurde mit der Hand gespült. Und anschließend gingen die Kinder zur Mittagsruhe in die Turnhalle. Manche schliefen, manche ruhten sich aus.
"Als ich angefangen habe, wurden die Elternbriefe noch mit der Hand geschrieben - mit Durchschlagpapier", erzählt Amschler. Heute hat sich alles geändert. Die Anforderungen sind höher, strenger, komplexer. Die Kindergärten haben einen Bildungsauftrag, sie übernehmen frühkindliche Förderung. Und dann kam auch noch Corona: Hygienebestimmungen, Vorsicht bestimmten den Kindergartenalltag.