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Jäger schießen gegen Vegetationsgutachten quer


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Bad Staffelstein, Donnerstag, 28. April 2016

"Es sträubt sich niemand dagegen, realistische Zahlen zu akzeptieren, aber keine Milchmädchenrechnungen", stellt Bernhard Kasper, der Leiter des Hegerings L...
Michael Hagel


"Es sträubt sich niemand dagegen, realistische Zahlen zu akzeptieren, aber keine Milchmädchenrechnungen", stellt Bernhard Kasper, der Leiter des Hegerings Lautergrund, fest. Alle drei Jahre wird das "Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung" (Vegetationsgutachten) erstellt, auf dessen Grundlage dann die Abschussplanungen stattfinden.
Für die Hegegemeinschaft Lautergrund kommt das Gutachten zum Ergebnis, dass die Verbissbelastung "deutlich zu hoch" ist, auch in der Hegegemeinschaft Banzgau ist die Verbissbelastung "zu hoch". Deshalb soll Banzgau seine Abschussquote um zehn Prozent erhöhen und Lautergrund um 20 Prozent. Die Argumentation, warum sie mehr Rehe schießen sollen, können die Jäger nicht nachvollziehen, wie Michael Hagel, Vorsitzender der Kreisgruppe Bad Staffelstein des Bayerischen Jagdverbandes bei einem Pressegespräch ausführt. Die Forstverwaltung argumentiere, dass aufgrund der hohen Verbissbelastung das Aufwachsen von Tannen in der Naturverjüngung nicht möglich seit. "In 80 Prozent der Reviere gibt es keine samenführende Tanne", erklärt Hagel. Also sei auch keine Naturverjüngung möglich.
Jetzt haben die Reviere die Möglichkeit, bei der Forstverwaltung eine revierweise Aussage zu beantragen. "Diese revierweise Aussagen werden "bei der Abschussplanung dem Vegetationsgutachten vorgezogen", so erläutert es Hagel. Ging das Gutachten für die Hegegemeinschaft Lautergrund noch von einer deutlich zu hohen Verbissbelastung aus, scheine sich das in der Einzelbetrachtung zu relativieren. Von den 24 Revieren wurden vier Reviere mit "tragbar", zehn mit "zu hoch" und lediglich vier mit "deutlich zu hoch" bewertet. Für fünf Reviere wurde keine Aussage getroffen. Es sei die Gesamtbeurteilung, die die Jäger nicht nachvollziehen können. "Ein Gutachten muss für den Empfänger nachvollziehbar sein", fordert Bernhard Kasper.


Subjektive Einschätzungen

Unmut macht sich auch in der Hegegemeinschaft Banzgau breit. Hier wurde ein Revier mit einer Verbissbelastung von 28 Prozent als "tragbar" bewertet, während andere Reviere in der gleichen Hegegemeinschaft mit einem deutlich geringeren Verbiss vom Förster als "zu hoch" bewertet wurden. Michael Hagel kann sich des Eindrucks nicht verwehren, dass die revierweisen Aussage auf einer subjektiven Einschätzung der Forstverwaltung beruhten. Dennoch wurde in beiden Hegegemeinschaften ein Abschussplan erstellt, der zwar nicht überall auf Verständnis gestoßen ist, aber von allen Revierpächtern genehmigt und jetzt dem Jagdbeirat zur Abstimmung vorliege.
Ein weiteres Thema war das Revier Wiesen. "Wiesen ist wie ein gallisches Dorf behandelt worden", klagt Hagel. Damit spielt er auf das Mitte April stattgefundene Zähltreiben an. Dabei wurden 18 Rehe auf 50 Hektar Wald gezählt. In ihrer Hochrechnung auf die gesamt Jagdfläche mit ihren 420 Hektar gingen die Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf von einem Bestand von mindestens 150 Rehen aus. Eine Hochrechnung, die keiner der Jäger nachvollziehen kann, da unter anderen wildbiologische Einflüsse nicht berücksichtigt worden seien. "Zu dieser Zeit war noch Wintereinstand, wo die Rehe noch in Sprüngen zusammen sind", erklärt Hagel. Zudem sei noch keine Vegetation auf Feld und Wiese vorhanden gewesen, die Rehe sind also im Wald geblieben.