Druckartikel: Ja zum Gebäude-Klotz vor der Haustür

Ja zum Gebäude-Klotz vor der Haustür


Autor: Eckehard Kiesewetter

Ebern, Mittwoch, 04. Dezember 2019

Auch die Bürger von Heubach haben ein riesiges Gewerbegebäude direkt vor Augen. Doch anders als die Protestbewegung in Eyrichshof akzeptieren sie es als Tribut an den Fortschritt.
Als wollte es stumm gegen die optische Einschränkung direkt vor seinen Augen protestieren, blickt das Damwild am Ortsrand von Heubach dem Kameramann entgegen.  Fotos: Eckehard Kiesewetter


Eckehard Kiesewetter Ebern — Eyrichshof in aller Munde - und die Heubacher verstehen die Welt nicht mehr! Das geplante Hochregallager der Firma Uniwell steht seit Wochen im Fokus der öffentlichen Debatte, weil die Eyrichshöfer alle Hebel in Bewegung setzen, um das Projekt zu stoppen. Die Heubacher dagegen haben es weitgehend klaglos hingenommen, als ihnen mit der Erweiterung des Logistikzentrums der Firma Ebner im vergangenen Jahr ein ähnlicher Klotz direkt vor die Nase gesetzt wurde. Mit 14 Metern Höhe und 8000 Quadratmetern Grundfläche zwar nicht ganz so groß wie das Vorhaben in Eyrichshof, dafür aber gerade mal einen Steinwurf von den ersten Häusern im Heubacher Norden entfernt. Viel näher also und aus der Ortssicht dominanter.

Kein Durchblick mehr

Erich Wolfert, der jeweils die Kulissen für die Bunten Faschings-Abende des Kulturrings malt, wohnt seit 1981 in der Siedlung "Altenberg". Früher, sagt er, habe er die Silhouette Eberns von seinem Hof aus abpinseln können. Jetzt muss er die Stadt aus dem Gedächtnis malen "und den Klotz dabei einfach weglassen".

"Von meinem Schlafzimmer aus habe ich mal ganz Ebern gesehen", erzählt auch Thomas Limpert. Das Stadtratsmitglied wohnt ein paar Häuser weiter unten in der Siedlung Altenberg: "Jetzt spitzt gerade noch der Kirchturm hinter dem Ebner-Gebäude hervor."

Mit den Fakten arrangiert

Freilich sind die Heubacher, gerade die in der Neubausiedlung, über das Logistikzentrum in direkter Nachbarschaft nicht begeistert. Doch die Bürger dort klagen nicht. Sie haben den Gebäudekoloss und die erhebliche Einschränkung ihrer Aussicht aus pragmatischen Gründen akzeptiert. "Es geht schließlich auch um Arbeitsplätze. So viele Gewerbegebiete stehen in Ebern halt mal nicht zur Verfügung. Da muss man Kompromisse schließen", findet ein Anlieger der Hauptstraße, der anonym bleiben will, weil er Anfeindungen fürchtet.

Ebern müsse doch froh sein, dass Firmenchef Helmuth Fischer einst von Hofheim an den Standort Ebern gewechselt ist und dass in Eyrichshof ein Gewerbegebiet geschaffen werden konnte, findet auch eine Frau, die bei den letzten Einwinterungsarbeiten im Garten direkt auf die Wellblechfassade des Ebner-Baus blickt: "Mittelalterliche Idylle gibt's heute nicht mehr."

"Ich versteh das ganze Getue nicht!" Erich Wolfert zeigt im Gespräch kein Verständnis für die Bürgerinitiative gegen das Hochregallager. Er hat die gesamte Debatte verfolgt und kann nicht erkennen, dass man sich vernünftig an einen Tisch gesetzt hätte. Die Sichtbeeinträchtigung ist für ihn ohnehin kein Argument. "Das in Eyrichshof ist doch weit weg vom Schloss und vom Dorf, und wo sonst sollte die Firma Uniwell bauen?", sagt er. Für den Rentner gibt es keine Frage: "Ich habe weder beim ersten noch beim zweiten Mal unterschrieben. Ich weiß nicht, was das mit dem Bürgerentscheid soll."

Bedenken ausgeräumt

Anfangs, räumen einige Bewohner ein, gab es auch in ihrem Dorf Bedenken wegen der Lärmbelästigung durch verstärkten Schwerlastverkehr und - auch das berichten die Heubacher - Ärger, weil Lkw-Fahrer an der Hauptstraße parkten und Unrat hinterließen. Doch die Probleme habe man im Gespräch ausräumen können.

"Die Lkw fahren direkt auf die B279 ab und nicht durchs Dorf. Wir merken kaum was davon; da werden die Eyrichshöfer auch nichts merken", meint Petra Pfeufer, die im Ortskern Heubachs wohnt. Eher schon die Rentweinsdorfer und Pfarrweisacher, ergänzt dazu ein Nachbar, denn die Bundesstraße führt direkt durch beide Orte, während sie Ebern, Heubach und Eyrichshof umgeht.

In Heubach herrsche nur dann spürbar mehr Verkehr, wenn die Eberner zum Wertstoffhof fahren, erzählt Petra Pfeufer. Und dann sagt sie noch: Wenn Tausende von Besuchern zu Veranstaltungen beim Baron in Schloss Eyrichshof fahren, rege sich doch auch niemand auf. "Wir haben hier in Ebern günstigen Wohnraum und wir brauchen Arbeitsplätze, argumentiert die Heubacherin. "Ein Recht auf eine schöne Aussicht hat niemand."

Ihr Mann Herbert, früher Ortssprecher von Heubach, meint, die Leute sollten froh und dankbar sein, dass Betriebe vor Ort erfolgreich sind. "Sobald in Ebern einer investiert, hat jemand anderes was dagegen." Und dann wird er grundsätzlich, wegen all der Argumente nach dem Sankt-Florians-Prinzip: "Die Leute wollen Strom, aber keine Windräder und keine Photovoltaik und keine Masten. Bei uns stimmt doch was nicht!"