Druckartikel: Isomatte statt Hotelbett

Isomatte statt Hotelbett


Autor:

Obertrubach, Montag, 27. Juli 2020

Kein All Inclusive und keine vier Sterne - diesen Sommer ist für viele Wandern und Schlafen unter freiem Himmel die Alternative zum gestrichenen Flug. Seit vier Wochen hat auch der Zeltplatz von Martha Eichler in Obertrubach wieder geöffnet. Dort übernachten nun weniger Ausländer als normalerweise, dafür mehr Deutsche.
Oma Eichler


Sabine Memmel Das Telefon klingelt, steht oft nicht still. E-Mails trudeln am laufenden Band ein. Das war schon so, kurz bevor der Zeltplatz von Oma Eichler vor vier Wochen wieder aufgemacht hat. Alle wollten einen Platz ergattern. Seit jeher treffen sich bei ihr Kletterer, Wanderer und Radfahrer. Viele ihrer Stammgäste kommen dieses Jahr aufgrund des Coronavirus nicht. Dafür kommen neue Urlauber dazu: "Wir haben heuer viel mehr Deutsche. Sonst sind es mehr Ausländer. Vor allem Engländer kommen gerne zu uns", erzählt Martha Eichler, besser bekannt als "Oma Eichler", während sie auf ihrer Bank vor dem Haus ihren Kaffee trinkt.

"Kann ich auch noch einen haben?", fragt ein Urlauber, der gerade erst angekommen ist. "Na freilich, Kaffee gibt's immer, ich bin schon unterwegs", antwortet Oma Eichler und sputet hinein in die Küche. Für ihre Gäste macht sie alles. Sie sollen sich wohl bei ihr und ihrem Mann "Opa Eddi" fühlen. Gerade in diesem Jahr, in dem alles so anders ist.

Die Kennzeichen auf dem Platz sind bunt gemischt. Sie kommen aus Nürnberg, München, aber auch den Niederlanden, Schweden und Slowenien. Platz haben die Eichlers auf ihrem Campingplatz eigentlich für 100 Zelte. Aufgrund der derzeit geltenden Abstandsregelungen können maximal 50 Zelte aufgeschlagen werden. Aufgehängte Seile zwischen den Bäumen trennen die einzelnen Schlafplätze voneinander. Alle zwei Stunden desinfiziert Martha Eichler die Toiletten, sämtliche Lichtschalter und Türdrücker. Und ihren berühmten Kuchen, der sonst auch viel Durchgangsverkehr lockt, gibt es aufgrund der Pandemie diesen Sommer auch nicht mehr. "Ich müsste ja alles extra dokumentieren und desinfizieren. Das rechnet sich leider nicht", bedauert sie.

Sämtliche Alpenvereine haben ihre Kletterkurse auf ihrem Zeltplatz storniert. Auch die Sportgruppen der Uni Duisburg und Hannover, die sonst jedes Jahr bei Oma Eichler zu Gast sind, haben abgesagt. "Jammern bringt nichts. Es ist alles machbar und ja auch sinnvoll. Man muss eben damit umgehen lernen", sagt sie entschlossen. Sie trinkt den letzten Schluck aus ihrer Tasse, bevor sie die nächsten Urlauber versorgt, die gerade vom Klettern kommen.