Innovation: kleinere Grabflächen
Autor: Sabine Weinbeer
Wonfurt, Dienstag, 15. November 2016
In Steinsfeld möchten die Bürger pflegeleichtere Flächen. Der Wonfurter Gemeinderat steht dem Wunsch aufgeschlossen gegenüber. Auch kürzere Ruhezeiten sollen möglich sein. Die Kanalsanierung wird jetzt erkundet.
"Als "Kataster-Sitzung" könnte man die Sitzung des Gemeinderats Wonfurt am Montag bezeichnen. Neben dem Kanal-Kataster, das derzeit viele Gemeinden dank großzügiger staatlicher Unterstützung erstellen lassen, sollen in Wonfurt auch für die Friedhöfe und die Grünflächen Kataster entstehen, die dem Gemeinderat eine bessere Basis für künftige Planungen oder, bei den Grünflächen, auch für die Pflege bieten.
Die Kamerabefahrungen für das Kanalkataster sollen 2017 beginnen. Den schlechtesten Zustand des Kanals befürchtet Bürgermeister Holger Baunacher in der Hauptstraße und im Speiersbaumer Weg, die er daher als ersten Abschnitt vorschlug. Der Gemeinderat schloss sich dieser Auffassung an.
Im Gemeinderat tauchte die Frage auf, wer denn dann den abschließenden Bericht bewerte und Empfehlungen ausspreche, was in welcher Form saniert werden muss. Da die Verwaltungsgemeinschaft (VG) keinen qualifizierten Techniker für solche Arbeiten hat, bot sich Gemeinderat Bernd Riedlmeier an, diese Auswertung zu machen.
Pflegeleichte Grabstellen
Immer mehr Bürger kämen auf ihn zu, führte Bürgermeister Holger Baunacher dann aus, und wünschten sich kleinere Grabstellen, wie sie in neuen Friedhofsteilen wie in Steinsfeld bereits angelegt sind. Auch eine Reihe im alten Friedhof wurde dort bereits reduziert. Um Umgestaltungen planen zu können, entsteht derzeit ein Friedhofskataster, das für Steinsfeld und Dampfach schon fast abgeschlossen ist. "Wenn wir wissen, wie die Ruhefristen sind, wie das Interesse der Besitzer an Fristverlängerungen ist, dann können wir auch abschnittsweise umgestalten", erklärte Holger Baunacher. In den Planungen können auch Details geklärt werden, etwa wie man mit Setzungen umgeht, die außerhalb der angepflanzten Fläche liegen. Das Grab selbst muss bei Sargbestattung weiterhin auf zwei Metern Länge ausgehoben werden, und in den Folgejahren gibt es auch auf ganzer Fläche Setzungen. Am einfachsten können die wie bisher mit Splitt ausgeglichen werden, doch der Splitt macht Senioren mit Rollatoren immer öfter auch zu schaffen.Auch kürzere Verlängerungen wünsche sich die Bevölkerung, gab Holger Baunacher weiter. Die Ruhefrist nach einer Erdbestattung ist in Wonfurt auf 15 Jahre festgelegt. Diese Fristen ergeben sich aus den jeweiligen Bodenverhältnissen. Die anschließende Verlängerung sollte auf fünf Jahre festgelegt werden, empfahl er. "Viele Ältere kommen zu mir und sagen, auf fünf Jahre trauen sie sich die Pflege des Grabes noch zu, zehn Jahre sind für die meisten sehr lang", fasste er den Bürgerwillen in einem Beschlussvorschlag zusammen. Dem schloss sich der Gemeinderat an. In Einzelfällen, etwa, wenn in einem ganzen Bereich die Ruhefristen auslaufen und eine Umgestaltung ansteht, sollen ein- oder zweijährige Verlängerungen abgeschlossen werden können. Umplanungen würden mit den Kirchenverwaltungen diskutiert, hieß es.
Ebenfalls immer wieder Anlass zu Diskussionen mit Bürgern ist die Frage, wer welche Grünfläche pflegt, vor allem diejenigen, die bei der Dorferneuerung entstanden sind. Während die einen mit Hingabe Beete pflegen, die vor ihren Häusern oder sogar etwas weiter weg liegen, lehnten andere eine Mitsorge kategorisch ab, wie es hieß. Deshalb sollen nun zunächst alle Grünflächen aufgenommen werden. Für Pflanzflächen auf öffentlichem Grund soll nach Vorstellung von Baunacher die Grundregel gelten: "Wenn sie direkt an das Grundstück grenzen, sind sie vom Hausbesitzer mit zu pflegen", für Senioren oder sonst körperlich Beeinträchtigte werde der Gemeinderat eine Lösung finden.
Erst eine Bestandsaufnahme
Die Gemeinderatsmitglieder sehen da allerhand Diskussionen auf sich zukommen, doch zunächst sei es sinnvoll, ein solches Grünflächenkataster anzulegen, damit man überhaupt weiß, welche Flächen auf öffentlichem Grund liegen, betonte der Bürgermeister. Dieses Kataster wird Teil eines Grünpflegeplans, den der Gemeinderat erstellen möchte.In die Feinplanung geht jetzt die Erweiterung des Baugebiets "Plochweg III" in Dampfach. Zehn Bauplätze entstehen. Einige Gemeinderäte bezweifelten, dass die Straße breit genug wird, Baunacher will die Bedenken an den Planer weitergeben. Im nördlichen Bereich will die Gemeinde den Streifen, der die Baumfallgrenze darstellt, behalten, den angrenzenden Grundstückseigentümern aber zur Pacht anbieten. "So können wir gewährleisten, dass innerhalb der Baumfallgrenze keine Gebäude entstehen", meinte der Bürgermeister.
Auch in Wonfurt könnte es künftig "Stolpersteine" geben. 1992 begann der Kölner Bildhauer Gunter Demnig mit seiner Erinnerungsaktion an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir verlegte. Diese Aktion ist zwar umstritten, läuft aber bis heute europaweit. Eine Bürgerin habe ihn angesprochen, erläuterte Baunacher, dass sie gerne die Patenschaft für einen Stolperstein übernehmen würde - entweder in Würzburg, oder wenn möglich in Wonfurt. Eine denkbare Person, auf die mit einem solchen Stolperstein hingewiesen werden könnte, ist nach Auffassung von Baunacher Klara Krapf, deren Lebensgeschichte im Jubiläumsbuch zur 1100-Jahr-Feier von Wonfurt geschildert wird.
Einverständnis für Stolperstein
Der Gemeinderat stimmte zu, dass sich der Bürgermeister informieren sollte, welche jüdischen Lebensgeschichten aus Wonfurt sich anbieten. Dann müsse das Gespräch mit den Anliegern gesucht werden, obwohl die Steine grundsätzlich in öffentlichem Grund verlegt werden, wie es hieß.Abschließend wurde auf eine Informationsveranstaltung zu Photovoltaikanlagen auf Privathäusern hingewiesen, zu der die Gemeinde am 24. November um 19 Uhr ins Rathaus einlädt. Referent ist Ralf Schüßler.