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In geselliger Runde die Heimat erlebt


Autor: Markus Häggberg

Schönbrunn, Sonntag, 18. Oktober 2015

Volkskunde  Der Theologe und Mundartdichter Josef Motschmann ging bei einem fränkischen Abend im Schönbrunner Feuerwehrhaus dem Heimatbegriff auf den Grund. Mit Gedichten, Liedern und Anekdoten wurde unter dem Motto "Dehamm is dehamm" gemeinsam gefeiert.
Heimat-Erlebnis: Im Schönbrunner Feuerwehrhaus wurde zur Musik gesungen und geschunkelt. Fotos: Markus Häggberg


von unserem Mitarbeiter  Markus Häggberg

Schönbrunn — "Dehamm ist dehamm" - das sagt sich so leicht. Aber der Titel des Programms mit Josef Motschmann ist trügerisch: Der Begriff Heimat windet sich nämlich, lässt sich schwer greifen und ändert seine Färbung im Lauf der Jahrhunderte.
Das kleine Feuerwehrhaus war voll, dicht an dicht saßen die Zuhörer und sollten Mitsinger werden. Der erste Vortrag im Herbst-/Winterprogramm der Bezirksgruppe Bad Staffelstein des Geschichtsvereins Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) war ein philosophischer und geselliger gleichermaßen. Und - wohl passend zur Begrifflichkeit - ein Heimspiel für Josef Motschmann. Der reflektierte und die Altenkunstadter Musikgruppe "Fränkischer Wind" animierte zum Schunkeln und Singen. Damit kam man einer Deutung von Heimat nahe: der Geselligkeit.
"Ein paar Wochen", so Josef Motschmann, habe er an dem Programm gearbeitet, hat er auf diese Weise Betrachtungen provoziert. Denn Heimat ist ein heute leicht über die Lippen gehender Begriff, der im 19. Jahrhundert nüchterner oder beschwerlicher war.
"Die Geburt an sich verlieh noch kein Heimatrecht, Eigentum und Vermögen waren Voraussetzung", erklärte der CHW-Bezirksgruppenleiter. Damit war klar, dass dem Begriff von Heimat keine Natürlichkeit innewohnte, eher unstillbare Sehnsucht oder Resignation.


Ein Ort, wo man sich wohl fühlt

Aber die Heimat ging auch durch die Romantik und in der keimte der durch Gedichte verbreitete Verdacht auf, dass Heimat der Ort sei, wo man sich wohlfühlt, die man durchwandern und erkunden sollte.
Passend zu den jeweiligen Programmpunkten wurden diese von Josef Motschmanns Gedichten und den Volksliedern des "Fränkischen Winds" umrahmt. Maria Winkler, Ingrid Zapf (Gesang) sowie Dieter Weberpals (Gitarre), Roland Schöps (Keyboard) und Edwin Jungkunz (Akkordeon) legten immer wieder Spiellaune an den Tag. Und Kondition. Fünf, sechs Lieder am Stück gaben sie oft zum Besten.


Singen und schunkeln

Das Publikum geriet ins Singen, ins Schunkeln sogar. Bis der Heimatbegriff von Josef Motschmann in einem anderen Programmpunkt von einer anderen Seite gewälzt wurde. Beispielsweise in der Suche nach Heimat durch Auswanderungswellen in andere Länder. Den Motiven dafür stellte Motschmann die Motive für die derzeitige Einwanderungswelle gegenüber - Heimat wiederholt sich.
Doch liegt die Heimat nur im Äußeren? Noch dazu bei einer Welt, die immer enger zusammenrückt? Das Programm versäumte es nicht, auch ideelle Heimaten anzusprechen. Die Musik, die Religionszughörigkeit, die politische Gesinnung als Heimat - all das ist landschaftsunabhängig.
"Miä senn niä blueß miä", kommentierte Motschmann beispielsweise das Interesse der Menschen im 20. Jahrhundert am Heimatgefühl anderer Nationen und Völker, beispielsweise zu ersehen an der Begeisterung für Bob Dylan, einen amerikanischen Folk-Musiker. Aber es geht auch wieder umgekehrt, denn bei aller Globalisierung rutscht Heimat auch wieder in die Gegenbewegung. Heimatkrimis erleben hohe Auflagen, Magazine für ländliche Behaglichkeit auch.
Am Ende war klar: Heimat ist ein reizvoller, nie ganz zu fassender Begriff. Doch immer und auf allen Ebenen hat er wohl mit Geselligkeit zu tun. Im Feuerwehrhaus wurde sie zünftig gepflegt.