In früheren Jahrhunderten beendeten Sühnesteine Blutfehden
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Altenbanz, Freitag, 29. Juli 2016
"Erwandern sollst du dir das Schöne, den weiten Blick, die klare Luft, den Vogelsang, die leisen Töne, der blauen Blume Märchenduft" - mit diesem Gedicht be...
"Erwandern sollst du dir das Schöne, den weiten Blick, die klare Luft, den Vogelsang, die leisen Töne, der blauen Blume Märchenduft" - mit diesem Gedicht begrüßte Pilgerbegleiterin Hildegard Wächter die gut gelaunte Gruppe in Kloster Banz. In der anschließenden Wanderung auf einem rund zwölf Kilometer langen Rundkurs nach Altenbanz und zurück genossen 16 Teilnehmer das Unterwegssein in der Natur, erfuhren außerdem viel Wissenswertes zur Historie der Region.
Fernab belebter Straßen führte die Wanderroute auf bei warmen Temperaturen erfreulicherweise oft schattigen Waldwegen nach Altenbanz. Ein gutes Stück davon machte der in weiten Teilen schmale "Maximilianspfad" aus. "Ich lade euch ein, diesen Weg einmal schweigend zu gehen", so der Vorschlag der Wanderführerin, den die Teilnehmer gerne annahmen, die Natur so ganz intensiv wahrnahmen, den Alltag hinter sich ließen.
Der Pfad ist benannt nach Herzog Maximilian in Bayern, der dem Museum Kloster Banz seine orientalische Sammlung stiftete.
Einkehr hielten die Wanderer in Altenbanz im Garten der Familie Hagel, die dafür Kaffee gekocht und zusammen mit Nachbarn Kuchen gebacken hatte. Nach der Einkehr ging es weiter zur örtlichen Pfarrkirche Sankt Laurentius. Dort wurde die Gruppe von Pfarrer Hans-Werner Alt begrüßt. In seiner unverfälschten Art wusste der Geistliche viel Interessantes zu berichten über die bewegte Geschichte des Gotteshauses und des Ortes. Auch dunkle Zeiten wie den verheerenden Schwedenkrieg im 17. Jahrhundert sparte Alt nicht aus. "Das Dorf war damals nur noch ein rauchender Trümmerhaufen." Der Geistliche, seit nunmehr 39 Jahren Pfarrer in Altenbanz, nahm auch beim Treffen mit den Wanderern kein Blatt vor dem Mund, thematisierte etwa Fehler der Vergangenheit den Denkmalschutz betreffend oder die Bewahrung kunsthistorischer Kostbarkeiten.
Nachdem es während der interessanten Ausführungen Alts wie aus Kübeln gegossen hatte, klarte der Himmel rechtzeitig zur Fortsetzung der Wanderung wieder auf.
Vorher machte die Wandergruppe noch Station am vor der Pfarrkirche Sankt Laurentius aufgestellten Kreuzstein. Diese "Sühnesteine" waren das Hauptthema der Veranstaltung. Wie Wächter erklärte, waren die Sühnekreuze in früheren Jahrhunderten Erfüllungsteil von Sühneverträgen, die zwischen verfeindeten Parteien geschlossen wurden, um eine Blutfehde wegen eines begangenen Mordes zu beenden. Mit der Einführung der Halsgerichtsordnung durch Kaiser Karl V. 1533 traten ordentliche Gerichte an die Stelle solcher privaten Abmachungen. "Dadurch waren die Sühneverträge zwar offiziell abgeschafft, doch noch lange Zeit danach wurden sie parallel zu den Gerichtsverfahren weiter praktiziert", so Wächter weiter.
Im Landkreis Lichtenfels seien rund 40 Kreuzsteine zu finden.
Im Acker gefunden
Dass der Kreuzstein von Altenbanz an der Kirche einen würdigen Platz bekam, ist Pfarrer Alt zu verdanken. Der Stein lag in einem Acker an der Straße nach Rossach flach im Boden - und wurde glücklicherweise bei Straßenbauarbeiten 1980 gefunden. Nähere Daten über Bedeutung und Geschichte des Sühnesteins sind nicht bekannt.Ebenfalls benannt nach einer Person, die sich um das Museum Kloster Banz verdient gemacht hat, ist der - ebenso wie der Maximilianspfad durch den Wald führende - "Carlspfad", auf dem die Wandergruppe zurückkehrte. Zusammen mit dem Geistlichen Augustin Geyer hatte der Jurist Carl Theodori die dort ausgestellte historische Petrefaktensammlung geschaffen.
Nachdem sie bis dato trocken geblieben waren, mussten die Wanderer um Hildegard Wächter auf dem Rückweg dann doch noch ihre Regenschirme auspacken. Doch der Himmel hatte ein Einsehen. Pünktlich bei der Ankunft in Kloster Banz genossen die Teilnehmer wieder strahlendes Sonnenscheinwetter, trällerten zum Abschluss gemeinsam "Möge die Straße uns zusammenführen". Nur die Schuhe mussten zuhause geputzt werden - doch das nimmt man bei einer solch schönen Wanderung mit Gleichgesinnten und den vielen Eindrücken gern in Kauf.