In der Zukunft unter Strom
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Herzogenaurach, Donnerstag, 17. März 2016
Die Zahl der Elektrofahrzeuge ist noch überschaubar, das Thema E-Mobilität ist aber trotzdem auch bei den Unternehmen in der Region ein Thema. Neue Modelle werden für sie interessant, auch für die Öffentlichkeit.
und bernhard panzer
Es ist ein überaus ambitioniertes Ziel der Bundesregierung: Laut dem sogenannten "Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität" sollen bis 2020 auf hiesigen Straßen eine Million Stromfahrzeuge rollen. Anfang Januar 2016 lag der Bestand an E-Autos jedoch erst bei rund 25 500.
Experten sind sich einig: So lange der Ölpreis auf dem niedrigen Niveau bleibt, wird es schwer, die Deutschen zum Kauf eines batteriebetriebenen und extern aufladbaren Elektroautos zu bewegen. Zumal die Ladezeit noch abschreckt und die Fahrzeuge bei Preisen von teils 40 000 Euro für die wenigsten erschwinglich sind. "Die Masse denkt immer noch: Für das Geld bekomme ich einen Top-Mittelklassewagen", sagt ADAC-Sprecher Christian Buric.
Ob da eine mögliche Kaufprämie von bis zu 5000 Euro Anreize schaffen kann, sei fraglich.
Noch eher selten
Dementsprechend sind Elektroautos auch in Franken noch eher die Seltenheit - gerade einmal knapp 5000 angemeldeten Fahrzeugen sind bayernweit gemeldet. Bei den größeren Unternehmen ist die E-Mobilität aber trotzdem schon längst ein Thema. Beispielsweise stellt die Firma Brose Brose ihren Mitarbeitern über die Fuhrparks in Coburg, Bamberg/Hallstadt und Würzburg jeweils einen Elektro-Kleinwagen für Dienstfahrten zur Verfügung. Ähnlich sieht es bei der Firma Bosch aus. Am Standort in Ansbach steht den Mitarbeitern für geschäftlichen Fahrten ein E-Auto zur Verfügung. Hierzu besitzt das Unternehmen eine Elektroauto-Ladestation innerhalb des Werkes. "Die Ladestation bietet zwei Ausgänge, sodass neben unserem Elektroauto auch Besucher ihr E-Auto aufladen können", so die Assistentin der kaufmännischen Werkleitung, Kathrin Bernhard.
Global Players in Herzogenaurach
In Herzogenaurach haben sich die Global-Player der Stadt längst auf E-Mobilität eingeschworen. Sportartikelkonzern Puma hat auf seinem Areal schon im Jahr 2012 eine Solartankstelle eröffnet - damals mit prominenter politischer Unterstützung durch den Bundesvorsitzenden der Grünen, Cem Özdemir. Rund um die Uhr steht die Solartankstelle für jedermann zur Verfügung, berichtet Johannes Hackstette von der Pressestelle. Die Anlage umfasst acht Steckplätze für Elektromobile jeder Art. Verwendet wird Sonnenenergie von einer Photovoltaik-Anlage sowie Ökostrom.
Die gesamte erzeugte Energie der Puma-Photovoltaik beträgt etwa 180 000 kWh pro Jahr. Das entspricht dem durchschnittlichen Jahresbedarf von etwa 50 Haushalten. Umgerechnet auf den "E-Smart" von Puma lassen sich damit 10 200 Tankfüllungen vornehmen. Des Weiteren führt die Raubkatze einen BMW i3, einen E-Golf sowie drei Elektroroller.
Auch Adidas setzt auf Elektro-Fahrzeuge, das erste wurde 2013 angeschafft. Inzwischen sind sieben Elektrofahrzeuge und zwei Hybridfahrzeuge im Einsatz, wie Pressesprecher Oliver Brüggen mitteilt. Bei den Hybridfahrzeugen handelt es sich um Firmenfahrzeuge. Die Elektrofahrzeuge sind reine Funktionsfahrzeuge und werden von Handwerkern, dem Werkschutz und der internen Logistik im Poolbetrieb genutzt.
Adidas hat zwei Ladestationen auf der Herzo Base und eine am Factory Outlet. Dort dürfen auch die Kunden die Station benutzen. Darüberhinaus gibt es zwei Ladesäulen in Scheinfeld und Uffenheim.
Der Stellenwert bei den Drei Streifen sei hoch, berichtet Brüggen. "Wo immer wir eine praktische Einsatzmöglichkeit sehen, werden wir solche Fahrzeuge einsetzen."
Rund ein Dutzend Elektrofahrzeuge hat Schaeffler an seinen Standorten in Herzogenaurach und Schweinfurt im Einsatz. Auch der größte Arbeitgeber im Landkreis hat 2014 eine eigene Stromtankstelle eröffnet. Allerdings ist diese nicht für die Öffentlichkeit, sondern für die werkseigene E-Flotte. Diese wird dort für Dienstfahrten, beispielsweise auch zwischen Standorten, aufgetankt.
Die E-Mobilität schaffe auch die Gelegenheit für die Mitarbeiter, täglich Erfahrung zu sammeln für die Art der Fortbewegung, die bei Schaeffler ja mitentwickelt werde, sagt Jörg Walz, der Leiter der Automotive-Sparte. Schaeffler habe bereits 500 Millionen Euro in die E-Mobilität investiert, ergänzt er. 1200 Mitarbeiter würden in diesem Bereich beschäftigt. Das alles soll sich in den kommenden fünf Jahren noch verdoppeln.
Zumal sich die E-Mobilität ja nicht rein auf das elektrische Fahren beschränkt ist. Schon zur Einweihung der Stromtankstelle hatte der FT das Unternehmen zitiert: "Wenn man die Marktentwicklung und Prognosen anschaut, dann ist klar, dass Hybrid den wesentlichen Beitrag der Elektrifizierung in den nächsten beiden Dekaden darstellen wird."
E-Bikes zum Leasen
Auch bei der HUK Coburg denkt man längst über E-Mobilität nach. Erst kürzlich wurde vor dem Verwaltungsgebäude in der Willi-Hussong-Straße zwei Ladestationen für maximal vier Autos installiert. Außerdem prüft die HUK derzeit, "ob wir unseren Mitarbeitern E-Bikes mit einem Leasing-Modell zukommen lassen können", sagt Pressesprecher Stefan Eichhorn. Lesen Sie im vierten Teil der Verkehrsserie in der kommenden Woche: Wo sich die größten Bahnbaustellen Nordbayerns befinden.