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Im Wald fühlt er sich sauwohl


Autor: Matthias Einwag

Bad Staffelstein, Montag, 20. Oktober 2014

porträt  Seit April ist Michael Hagel Vorsitzender der Kreisgruppe Bad Staffelstein des Bayerischen Jagdverbands. Der 38-Jährige möchte, dass Jäger, Landwirte und Behörden zusammenwirken - etwa beim Dezimieren der Schwarzkittel.
Michael Hagel in seiner Jägerkluft Foto: privat


von unserem Redaktionsmitglied 
Matthias Einwag

Bad Staffelstein/Dittersbrunn — Keilern, Bachen, Frischlingen und Überläufern geht es gut in fränkischen Wäldern und Fluren. Mancherorts zu gut. Schwarzkittel finden hier nicht nur gemütliche Dickungen und erholsame Suhlen, sondern oftmals ein Schlaraffenland für Rüssel und Saumagen. Dass die Schwarz wildproblematik so zugenommen hat, führt Michael Hagel auf die milden Winter , die starken Mastjahre und die großen Maiskulturen zurück. "Das Äsungsangebot fürs Schwarzwild ist enorm", sagt der 38-Jährige. Eicheln, Bucheckern und Mais sorgen für eine hohe Reproduktionsrate bei Ebern und Sauen.
Und genau hier setzt Michael Hagel an, der seit einem halben Jahr als Nachfolger von Dieter Erbse die Kreisgruppe Bad Staffelstein des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) führt. Die Jäger, sagt er, wollen Landwirte unterstützen, indem sie den Schwarz wildbestand auf einem natürlichen Maß halten. Ein gutes Miteinander von Jägern, Förstern, Landwirten, Waldbesitzern, und Behördenvertretern ist ihm deshalb wichtig.
Dass man im Gebiet der Kreisgruppe Bad Staffelstein bezügliche des Schwarzwildbe standes auf einem guten Weg sei, bestätigten ihm die Rückmeldungen von Landwirten, sagt Michael Hagel. "Genaue Zahlen haben wir nicht, aber wir haben auch nicht mehr die hohen Populationszahlen wie in den Vorjahren." Inzwischen seien nur noch kleinere Rotten oder einzelne Keiler in den Wäldern und Fluren zwischen Main und Jura unterwegs, wo vor gar nicht allzu langer Zeit noch wahre Großfamilien umherzogen. Dass das so bleibt, dafür sorge die Jägerschaft unter anderem mit Drückjagden. Die nächste finde im Revier rund um den Veitsberg und in den Wäldern zwischen Dittersbrunn und Kümmel am Samstag, 25. Oktober, statt.

Ein Ausgleich zum Beruf

Für Michael Hagel bedeutet die Jagd einen Gegenpol zu seiner beruflichen Tätigkeit. Der Außendienstmitarbeiter von Siemens ist in seiner Freizeit gern in der Natur, hier kann er abschalten, sich entspannen: "Die Jagd ist ein Ausgleich zu meiner beruflichen Arbeit."
Der 38-Jährige, der in Dittersbrunn aufgewachsen ist, war schon als kleiner Junge dabei, wenn "die Alten" zur Jagd gingen. Mit Hans Travnicek, von dem er jagdlich viel gelernt habe, war er als Junge oft im Wald unterwegs. "Wir haben nie was geschossen, nur die Natur genossen", erinnert er sich an diese Zeit. 1996 machte er selbst den Jagdschein. So oft wie möglich ist er in seinem Revier unterwegs, das sich rund um den Veitsberg erstreckt. Seine drei Kinder begleiten ihn häufig dabei. Sie bekommen dadurch ein Bewusstsein für Jagd und Natur.

Kindern die Natur nahe bringen

"Man wächst mit der Natur auf", sagt Michael Hagel über seine eigene Kindheit und Jugend. Diese Nähe zur Natur hätten viele Kindern heute gar nicht mehr. Betroffen seien davon nicht einmal nur Stadtkinder. Selbst in Orten wie Ebensfeld sei bereits zu beobachten, dass Kinder zwar Elche und Palmen kennen, aber kaum je ein Reh gesehen haben und eine Buche nicht von einer Eiche unterscheiden können.

Wie Wildschweine leben

Damit sich die Kenntnisse der Kinder bessern, führt Michael Hagel etwas fort, das Dieter Erbse begonnen hat: Die Waldspaziergänge mit Kindern im Sommerferienprogramm der Gemeinde Ebensfeld. Dabei erfahren die Kinder sehr anschaulich, wie die Wildschweine leben und was man tut, wenn man ein Kitz auf einer Wiese findet.
Wenn Michael Hagel in die Zukunft seiner Verbandstätigkeit schaut, sieht er aber auch Themen wie das Vegetationsgutachten. Diese Erhebung wird im kommenden Jahr ausgeführt. Die Jäger arbeiten den Forstbehörden hierbei zu. Von Revier zu Revier könnten die Ergebnisse stark variieren: "Es gibt Ecken, da gibt's keinen Verbiss und es gibt Ecken da gibt's mehr Verbiss."
Seine Funktion an der Spitze des Kreisverbandes sieht Michael Hagel so: "Ich möchte die Informationen vom BJV an die Jäger weitergeben." Zusammen mit seinem Stellvertreter Christian Hahn und den beiden Hegeringleitern Karl Hagel und Bernhard Kasper sieht er die BJV-Kreisgruppe gut aufgestellt. Immer wieder unterstreicht er, wie wichtig es ihm sei, mit allen Beteiligten in Kontakt zu kommen und Probelme im Dialog zu lösen.

Schmackhafter Schweinebraten

Und was den Abschuss von Wildschweinen betrifft: Hier gehe es nicht ums Töten einer Kreatur. Es geht dem Jäger darum, Flurschäden zu minimieren und die früher vorhandenen natürlichen Feinde zu ersetzen. Schließlich schmeckt das Fleisch der Borstentiere auch ganz gut. Michael Hagel isst am liebsten Wildschweinfilet und Wildschweinlende. Seine drei Kinder verstehen das gut, sie schätzen Wildschweinbraten ebenso sehr wie ihr Vater.