Druckartikel: Im toten Winkel lauert die Gefahr

Im toten Winkel lauert die Gefahr


Autor: Heike Schülein

Kronach, Mittwoch, 24. Juni 2020

Durch den toten Winkel entstehen gefährliche Situationen besonders für Kinder. Bei einer ADAC-Verkehrserziehung erlernten die Viertklässler der Grundschule Johannisthal-Schmölz vorausschauendes Verhalten beim Umgang mit Schulbussen und anderen großen Fahrzeugen.
Bei der ADAC-Verkehrserziehung lernten die Viertklässler der Grundschule Johannisthal-Schmölz die Gefahren des toten Winkels kennen.  Foto: Heike Schülein


Stolz nimmt Davis auf dem Fahrersitz des Schulbusses Platz. Mit einem solchen fahren viele Schüler der Grundschule Johannisthal-Schmölz jeden Morgen in die Schule und nach dem Unterricht wieder nach Hause. Wie schon kurz vorher sein Klassenlehrer Fabian Schelhorn, testet der Viertklässler gerade, wie schwer es für den Busfahrer ist, Personen zu entdecken, die im toten Winkel stehen. Dieser uneinsehbare Bereich wird anhand eines durch Seile abgesteckten Dreiecks verdeutlicht, in dem immer ein Schüler steht - in diesem Fall Elias. Doch so sehr sich Davis auch müht, sich reckt und streckt, um seinen Klassenkameraden im rechten Außenspiegel zu erspähen - es ist vergebens; er kann ihn nicht sehen. Lediglich das Stimmengewirr verrät die Anwesenheit von Elias und weiterer Kinder.

Viele erschrockene Gesichter, betretene Minen und die - wie es ein Mädchen auf den Punkt brachte - bittere Erkenntnis "Das Ende der Klasse 4a. Die ganze Klasse wäre weg". Damit könnte man knapp zusammenfassen, was die vierte Jahrgangsstufe der Grundschule Johannisthal-Schmölz beim ADAC-Verkehrssicherheitstraining "Toter Winkel - Todes Winkel" am Mittwoch erlebte. Jeweils eine Stunde hatte die Moderatorin Elisabeth Bunzel der in zwei Gruppen aufgeteilten vierten Klasse die Gefahren, die täglich im Straßenverkehr auf sie lauern, erklärt - in diesem Fall speziell den Bereich "toter Winkel". Schließlich gehört das Aufeinandertreffen von Lkw oder Bus mit einem Fußgänger oder Radfahren zu den gefährlichsten Situationen im Straßenverkehr überhaupt.

Kinder besonders gefährdet

Jedes Jahr sterben viele Radfahrer oder Fußgänger bei Unfällen mit rechts abbiegenden Lkws. Häufige Ursache ist der tote Winkel. Betroffen sind hier oft die schwächsten Verkehrsteilnehmer: Kinder auf dem Schulweg und im Freizeitbereich. Besonders hoch ist das Unfallrisiko, wenn ein Lkw an der Ampel steht und nach rechts abbiegen will. Ein Radfahrer zwischen Lkw und Bürgersteig kann vom Lkw-Fahrer nicht gesehen werden. Auch ein Kind, das mit seinem Rad auf dem Gehweg fährt, gerät leicht in den toten Winkel.

Beim Abbiegen des Lkw kommt es dann schnell zu schweren Unfällen. Hier setzt der ADAC Nordbayern mit seinem Verkehrssicherheitstraining an. Mit diesem anschaulichen, praxisorientierten Programm sollen die Kinder lernen, diese Gefahr zu erkennen und durch richtiges Verhalten Unfälle zu vermeiden.

2019 nahmen in Nordbayern 313 Klassen mit über 6300 Schülern an dieser für die Schulen kostenlosen Aktion teil. Auch an der Grundschule Johannisthal-Schmölz lernten die Viertklässler anhand von konkreten Fallbeispielen die sichtbaren sowie nicht einsehbaren Stellen des Schulbusses kennen. Diesen hatte das Omnibusunternehmen Martin zur Verfügung gestellt.

Ergänzung zum Unterricht

Neben den Schülern zeigte sich auch der Lehrer Fabian Schelhorn sehr angetan vom Verkehrstraining. Das Angebot erachtete er als sehr wichtig, gerade in diesem Jahr, in dem die Jugend-Verkehrsschule mit der Radfahrausbildung für die vierte Klasse coronabedingt ausfallen musste. Gut fand er vor allem den Praxisbezug. Man behandle die Gefahren im Straßenverkehr zwar im Unterricht, "aber es ist doch etwas anderes, ob man den toten Winkel an die Tafel zeichnet oder ihn sozusagen hautnah erleben kann", betonte er

Dass der Tote Winkel gefährlich ist, hätten die aufmerksamen Jungen und Mädchen zwar vor der Aktion auch schon gewusst. Aber am praktischen Beispiel sei ihnen die Gefahr noch deutlicher geworden.

Die Verkehrssicherheitsaktion "Toter Winkel - Todes Winkel" wird seit 2006 an Grundschulen in Nordbayern durchgeführt. Dass das unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen durchgeführte Präventionsprojekt in Johannisthal offensichtlich auf fruchtbaren Boden fiel, war besonders der ADAC-Mitarbeiterin zu verdanken. Anschaulich erarbeitete sie mit den Schülern den Begriff des toten Winkels: Was ist der tote Winkel?, Gibt es mehr als einen Toten Winkel?, Welche Fahrzeuge haben einen toten Winkel? und Wie verhalte ich mich richtig?

Abschließend gab sie allen Teilnehmern mit auf dem Weg: "Wichtig ist der Merksatz: Blickkontakt schafft Partnerschaft! Lieber bei Unsicherheit auf die Vorfahrt verzichten und so einen schlimmen Unfall vermeiden."