Druckartikel: Im Reich Gottes dienen in Liebe und Menschenfreudlichkeit

Im Reich Gottes dienen in Liebe und Menschenfreudlichkeit


Autor:

Ebelsbach, Montag, 22. Oktober 2018

Immer diese Platzstreitereien. Gott sei Dank ist der Wahlkampf in Bayern jetzt wieder vorbei. Die Stimmen sind ausgezählt und die Sitze sind erstmal verteilt. Nun geht es los mit den Rangeleien um die...
Joachim Stapf


Immer diese Platzstreitereien.

Gott sei Dank ist der Wahlkampf in Bayern jetzt wieder vorbei. Die Stimmen sind ausgezählt und die Sitze sind erstmal verteilt. Nun geht es los mit den Rangeleien um die besten Plätze. Sich einen guten Platz sichern. Sich neben den Mächtigen und Einflussreichen platzieren. Angst, keinen guten Platz mehr abzubekommen. Anspruch auf einen guten Platz geltend machen.

In der Politik mag das wichtig sein, aber im Reich Gottes, an dem wir Christen heute schon mitbauen, gelten andere Machtstrukturen, und zwar völlig andere. Genau wie damals die Jünger Jesu werden wir im Evangelium des kommenden Sonntags daran erinnert.

Jesus sagt seinen Anhängern auf ihre Bitte, die besten Plätze einnehmen zu dürfen: "Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker niederdrücken, und dass die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein: Sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein." Wo ist dann überhaupt noch als Christ unser Platz? Müssen wir uns jetzt anspruchslos immer hinten anstellen? Ich glaube, Jesus meint damit, dass der Dienst in seinem Reich eine Herzensangelegenheit sein sollte. Bei dem Machtkämpfe und Machtstrukturen keine Rolle spielen dürfen.

Das Wichtige beim Dienen an seinem Reich ist, dass es freiwillig, aus Liebe und Menschenfreundlichkeit geschieht. Niemand kann doch von einem anderen verlangen, dass er ihm unterworfen freiwillig dienen soll. Das ist paradox. Bei uns Menschen wird das Dienen immer noch vielmals missbraucht: Die Armen müssen Reichen dienen - Schwache müssen den Starken dienen - angeblich Ungebildete haben den selbsternannten Eliten zu dienen.

Jesus selbst hat Anerkennung gegen Schmach getauscht, er hat Macht gegen Ohnmacht getauscht, er hat Einfluss gegen Verlassenheit getauscht, er ist in der Hierarchie nach ganz unten geraten und schließlich musste er sterben, statt zu leben.

Das alles hat er freiwillig für uns getan! Aus Sorge um uns Menschen. Christen, die wir uns als Freunde und Freundinnen Jesu bezeichnen, haben keinen Anspruch auf die besten Plätzen. Wir sollten uns immer wieder von seiner Botschaft neu inspirieren lassen. Wir werden in seinem Reich den Platz bekommen, der uns zusteht.

Für jetzt sind wir berufen, an diesem Reich mitzubauen und seine Botschaft der Liebe in die Zukunft zu tragen.

Eine gute Voraussetzung zur Mitarbeit sollten Einfühlungsvermögen und Nächstenliebe sein.

Dann würde es viele Platzstreitereien so nicht mehr geben, in der Kirche und in der Welt.

Das wäre dann eine wirklich himmlische Aussicht!

(Joachim Stapf ist Diakon in der Pfarreiengemeinschaft Maintal - Heilige Länder, Kirchlauter)