Im Lockdown groß geworden
Autor: Rainer Lutz
Neustadt bei Coburg, Dienstag, 17. November 2020
Beim Verein für Gebrauchshunde wird vor allem Erziehung für Welpen und Junghunde angeboten. Zurzeit ruht das Training. Wenn es weitergehen darf, sind aus Welpen Junghunde geworden.
Der Verein für Gebrauchshunde (VfG) Neustadt hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen bei der Erziehung ihrer Hunde zu helfen. In Kursen für Welpen, später für Junghunde, vermitteln die Trainer das Rüstzeug, damit die Hundebesitzer sich mit ihren Vierbeinern ohne Probleme in jeder Alltagssituation in der Gesellschaft bewegen können. Jetzt ruht die Ausbildung seit Wochen und auf nicht absehbare Zeit - ein Problem, das Kerstin Dorschner als Ausbildungsleiterin des Vereins umtreibt.
"Die Teilnehmer an den Welpenkursen haben die ersten drei Stunden noch bekommen. Jetzt geht nichts mehr, und wir wissen nicht, wann es weitergehen kann", sagt sie. Hunde bleiben aber nun einmal nicht lange Welpen. "Gerade jetzt müssten die Halter lernen, ihre Hunde richtig zu korrigieren, wenn sie unerwünschtes Verhalten zeigen", betont Kerstin Dorschner. Zwar konnte sie den Kursteilnehmern Theoriematerial an die Hand geben. Doch das ersetzt nicht annähernd das praktische Üben unter Anleitung.
Hunde wachsen schnell
Wenn der Welpenkurs vielleicht in ein paar Wochen wieder fortgesetzt werden kann, sind die Welpen eigentlich schon Junghunde, die in den Aufbaukurs gehören. Die Junghunde aus der Zeit vor dem Lockdown konnten ihren Kurs auch nicht beenden.
Wenn sie wieder kommen, sind sie im Alter weiter als gewünscht. "Die Hunde kommen dann in die Pubertät, das ist eine Phase in der sie noch einmal ihre Möglichkeiten austesten, ihren Platz in der Rangordnung noch mal neu infrage stellen", sagt Kerstin Dorschner. Eine Lebensphase, in der es mit der Ausbildung für die Herrchen und Frauchen nicht eben leichter wird, ihrem Tier etwas beizubringen. Natürlich gehen die Kurse sofort weiter, wenn es die Bestimmungen wieder erlauben. Auch wenn die tierischen Teilnehmer, dann ein wenig älter sein werden, als sie sein sollten.
Doch durch den Lockdown entsteht auch ein Stau bei Hundehaltern, die sich eben jetzt gerade einen Welpen geholt haben oder das in den kommenden Wochen planen. "Ich habe schon einige Anfragen von Leuten, die in den Welpenkurs wollen", bestätigt Kerstin Dorschner. Sie kann da aber im Augenblick keine Hoffnungen machen. Die Welpenerziehung sollte in der Zeitspanne von der achten bis zur achtzehnten Woche erfolgt sein. Danach geht es in den Junghundekurs, der im Verein "Das kleine Einmaleins" genannt wird.
Aufnahmestau
Dass jetzt viele Hundebesitzer abgewiesen werden müssen, ärgert Kerstin Dorschner. Schließlich fordere die Gesellschaft immer nachdrücklicher, dass Hunde gut erzogen sein sollen, und gerade die, die diese Erziehung im Verein suchen, bekommen jetzt nicht die Gelegenheit. Vor allem aber versteht die Hundetrainerin nicht, warum beispielsweise Modelflugclubs weiter ihr Hobby ausüben dürfen, Hundevereine aber nicht. "Wir sind genauso draußen und können leicht den Abstand einhalten", betont sie. Daher hat sie sich auch schon in dieser Sache an das Landratsamt Coburg gewandt. Bisher hat sie aber noch keine Genehmigung erwirken können.
Wer im VfG die Grundkurse hinter sich hat, kann sich mit seinem Hund auf die Begleithundeprüfung (BH) vorbereiten. Eine bestandene BH ist Voraussetzung, um in allen möglichen Disziplinen des Hundesports von Agility bis Schutzdienst einsteigen zu können.
Prüfung muss warten
Für diese Prüfung ist aber eine mehrere Monate dauernde intensive Vorbereitung nötig. "Die Prüfungsgruppe wird dann den geplanten Termin Anfang 2021 nicht halten können", sagt Kerstin Dorschner. Doch da geht es um bereits eingespielte Teams, die einfach etwas später geprüft werden können.
Ihnen läuft die Zeit nicht so schnell davon wie den Welpen und den Junghunden. Aus denen werden eben schnell erwachsene Hunde, wenn die Versuche, Covid 19 zu bremsen, noch lange aufrechterhalten werden.