Druckartikel: Im Laufe ihrer 60 Ehejahre wurden die Müllers Coburger durch und durch

Im Laufe ihrer 60 Ehejahre wurden die Müllers Coburger durch und durch


Autor: Martin Koch

Coburg, Montag, 16. Sept. 2019

"Sag mal Gustav, feiern wir heute oder morgen unsere diamantene Hochzeit?" Etwas verunsichert blickt Frieda Müller ihren Ehemann an. Die standesamtliche Trauung der jungen Leute fand nämlich im unterf...
Dieses Hochzeitsfoto entstand vor 60 Jahren. Das Jubelpaar Frieda und Gustav Müller zeigt es Drittem Bürgermeister Thomas Nowak, der im Namen der Stadt Coburg und der Johanneskirchengemeinde gratulierte.  Foto: Martin Koch


"Sag mal Gustav, feiern wir heute oder morgen unsere diamantene Hochzeit?" Etwas verunsichert blickt Frieda Müller ihren Ehemann an. Die standesamtliche Trauung der jungen Leute fand nämlich im unterfränkischen Lichtenstein (heute Landkreis Haßberge) statt, und zwar in einem Wohnzimmer und keineswegs in einer Amtsstube. Einen Tag später fand im feierlichen Rahmen die kirchliche Trauung statt, am 13. September 1959, in der Coburger Stadtpfarrkirche St. Moriz.

"Man soll's nicht glauben, aber wir haben viel geschafft", erinnert sich die Diamantbraut Frieda Müller, geborene Wich, an den gemeinsamen Jubeltag. Aber es waren nicht nur glückliche Jahre. Ein Tiefpunkt war der Unfalltod des zweiten, 1961 geborenen Kindes. Der erste Sohn starb im Jahr 1985. Aus der Ehe gingen drei weitere Kinder hervor, eine Tochter, geboren im Jahr 1960, der zweite Sohn, geboren 1964, und die jüngere Tochter, geboren 1970. Mittlerweile gibt es auch schon fünf Urenkel. Urenkel Nummer sechs hat sich bereits angekündigt.

Frieda Müller hat einen interessanten Lebenslauf. Sie kam am 11. Oktober 1936 als jüngstes Kind einer deutschstämmigen Familie in Prosara im heutigen Bosnien-Herzegowina auf die Welt. Ihre Mutter starb auf der Flucht nach Deutschland, da war Frieda gerade einmal fünf Jahre alt. Vater und Kinder wurden im Zuge der Flucht getrennt. Erst durch die Unterstützung des Roten Kreuzes fanden der Vater und die Kinder wieder zusammen. Die Flucht endete eben in Lichtenstein in den Haßbergen.

Frieda Wicht arbeitete in einer Pfarrersfamilie als Haushaltshilfe. Später war der Automobilzulieferer Bosch in Bamberg ihr Arbeitgeber.

Gustav Müller wurde an 5. Juni 1936 in Memmelsdorf in Unterfranken geboren. Er hatte fünf Schwestern. Auch seine Mutter starb früh, als er sieben Jahre alt war, fünf Jahre später - er war zwölf Jahre alt - starb auch noch sein Vater. Gustav begann eine Lehre als Brauer, später war er landwirtschaftlicher Helfer. Sein beruflicher Lebensweg führte ihn dann noch zum Fahrzeugteilehersteller Brose in Coburg und schließlich zum CEB (Coburger Entsorgungs- und Baubetrieb). Dort engagierte er sich auch im Personalrat.

Bis heute hat Frieda Müller ihre Freude am Kleingarten, fünf Minuten Fußweg von ihrer Wohnung im Lauersgraben entfernt. Ein Jour fixe im Kalender ist ihre Kartrunde am Montag. Ebenso freut sie sich über das Stadtteilessen, das vom Wüstenahorner Quartiersmanagement organisiert wird. Gustav Müllers Leidenschaft gehört dem Fußball. Er war beim Sportverein Ketschendorf (SVK) Spieler und Jugendleiter. Er kegelte beim Coburger Kegelclub Harmonie (CKC). Freude an einer zünftigen Schafkopfrunde hat Gustav Müller auch.

Coburgs Dritter Bürgermeister Thomas Nowak überbrachte die Glückwünsche der Stadt Coburg und auch der evangelischen Johanneskirchengemeinde. Thomas Nowak ist bei der Familie Müller schon von Kindesbeinen an bekannt. Denn seine Großmutter wohnte einst im selben Haus. mako