Druckartikel: Im Frühling soll es losgehen

Im Frühling soll es losgehen


Autor: Werner Reißaus

Wirsberg, Donnerstag, 21. Januar 2021

Warum zwei Pfälzer mitten in Wirsberg einen Gemeinschafts-Backofen bauen wollen.
So stellen sich die Bäckerfreunde Wirsberg ihren Steinbackofen mit Einhausung vor. Er soll etwa 25 Brote zum Backen gleichzeitig aufnehmen können. Repro: Werner Reißaus


Seit einem Jahr gibt es in der Marktgemeinde einen neuen Verein: die Bäckerfreunde Wirsberg. Die Mitglieder haben es sich zum Ziel gesetzt, am neuen Bürgerzentrum einen Steinbackofen zu errichten. Vorsitzender Gerhard Gutheil und sein Stellvertreter Baldur Wenz sind nicht etwa alteingesessene Wirsberger, beide sind in der Pfalz aufgewachsen und kennen von dort die Brotbacktage - und die wären doch auch was für den Luftkurort. Am Erntedankfest 2021 soll im vereinseigenen Steinofen das erste Brot gebacken werden.

Das Besondere an den beiden Vorsitzenden ist, dass sie mit dem Beruf des Bäckers überhaupt nichts zu tun haben. Gerhard Gutheil (68) arbeitete als Fluglotse auf dem Werksflughafen Oberpfaffenhofen, Baldur Wenz (81) ist gelernter Edelsteinschleifer und war auch über viele Jahre ehrenamtlicher Bürgermeister in seinem Heimatort im Hunsrück.

Eine Stammtisch-Idee

Die Idee, einen Verein der Bäckerfreunde ins Leben zu rufen und das mit dem Bau eines neuen Steinbackofens zu verbinden, wurde am Stammtisch geboren. Gutheil: "Ich saß in meinem Garten mit ein paar Freunden zusammen. Wir haben uns über das neue Bürgerzentrum und die Festscheune unterhalten und festgestellt, dass im Ort noch ein Backofen gefehlt. Wir haben dann überlegt, ob es Sinn machen würde, diese Idee in einem privaten Garten zu verwirklichen und alle vier Wochen zu backen." Doch das habe man schließlich als nicht effizient erachtet.

Die beiden "Pfälzer Buben" im gesetzten Alter kannten die Backöfen aus ihrer Heimat um Idar-Oberstein. "Bei uns war in jedem Dorf ein Backofen, sogar meine Großeltern haben noch selbst Brot gebacken", erinnert sich Gutheil. Praktisch jede Familie habe die Einrichtung alle paar Wochen genutzt und fünf bis sechs Brote hergestellt. Die Fünf- und Sechspfünder hätten dann drei bis vier Wochen gereicht. Die Bäckerfreunde wollen sich aber auf Vierpfünder beschränken und dieses wegen der längeren Haltbarkeit mit Roggenmehl produzieren.

Seit der Vereinsgründung vor knapp einem Jahr hat sich laut Vorsitzendem einiges getan. So sei man als gemeinnütziger Verein anerkannt worden. Man habe, vor und nach der Kommunalwahl, Gespräche mit dem Bürgermeister und der Verwaltung im Rathaus geführt. Überall sei man auf Zustimmung für das ehrgeizige Projekt gestoßen. Bei einem Ortstermin Ende 2020 sei bereits der Standort des Steinbackofens festgelegt worden.

Aktuell 20 Mitglieder

"Wir hoffen, dass der Bau im Frühjahr beginnen kann, denn er muss Ende September abgeschlossen sein. Wir hoffen auf Zuschüsse und Spenden, denn das Projekt ist nicht billig", sagt Gutheil. Auf jeden Fall gefragt sei die Eigenleistungen der aktuell 20 Mitglieder, wobei weitere engagierte Bäckerfreunde immer willkommen seien.

Zimmerer Silvio Schelhorn, Mitglied der Bäckerfreunde, hat bereits eine Holzliste für den Dachstuhl angefertigt, Angebote wurden bereits eingeholt. Gerhard Gutheil hofft, dass das Bauholz nicht nur gespendet, sondern selbst eingeschlagen und zum Sägewerk gebracht werden kann. Auch sei es gelungen, viele Bürger in der Marktgemeinde von dem Projekt zu überzeugen. "Ich habe bislang keinen getroffen, der gesagt hat, das sei Quatsch."

Im Dezember habe der Vorstand nach einer Besprechung im Rathaus grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Der Vorsitzende lobt die Infrastruktur am Bürgerzentrum: "Die Lage ist ideal, das kann man nicht anders sagen. Der frühere Bürgermeister Hermann Anselstetter war für mich ein Visionär."

Den Backofen sollen übrigens auch andere Vereine oder Privatpersonen nutzen können. Auch ein Back-Event ist in der Planung. Das Bürgerzentrum mit der Festscheune und dem Brotbackofen könne zu einem Zentrum für alle Wirsberger werden.

Bürgermeister Jochen Trier (FW) war von dem Vorhaben von Anfang an begeistert: "Es ist nur zu begrüßen, auch unser Gemeinderat steht voll hinter dieser Idee. Das Konzept überzeugt, es bringt Leben und Frequenz an unser Bürgerzentrum."