Druckartikel: Im Dorf spielt noch die Musik

Im Dorf spielt noch die Musik


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Mittwoch, 17. April 2019

Der Münnerstädter Ortsteil Fridritt ist mit 220 Einwohnern klein, doch hat er seit 50 Jahren eine Musikkapelle. Musiziert bei festlichen Anlässen wird im Dorf aber schon viel länger.
1974 war die Blaskapelle Fridritt so groß wie nie zuvor. Wendelin Volk (2. von rechts vorne) war Dirigent. Foto: Archiv Musikverein Fridritt


Seit mehr als 170 Jahren wird in Fridritt nachweislich musiziert. 50 Jahre ist es nun her, dass sich die Blaskapelle formierte und ein Musikverein gegründet wurde. An dieses Jubiläum erinnert der Verein im Rahmen eines Festabends Anfang Mai. Vorsitzender Raimund Back hat dazu in den Protokollbüchern des Vereins recherchiert und in seinen eigenen Erinnerungen gekramt, um die Geschichte des Musikvereins am Ehrenabend Revue passieren zu lassen.

Vorsitzender Raimund Back gehörte zwar nicht zu den zwölf Gründungsmitgliedern, doch er ist von Anfang an als Musiker der Kapelle dabei. Damals, nach der Gründung der Kapelle, zogen die Verantwortlichen von Haus zu Haus und suchten noch nach Akteuren. "Es gab ja noch keine Handys", sagt Back. Als 17-Jähriger wurde er 1969 Schlagzeuger. Weil es dafür keinen Ausbilder vor Ort gab, brachte er sich die Grundlagen selbst bei und holte sich für zwei Stunden Rat bei einem Münnerstädter Musikerkollegen. Zusammen mit zwei weiteren Musikern gehört er zu den einzigen, die noch aus der Anfangsbesetzung von 1969 als aktive Spieler dabei sind.

Jugend hatte Spaß an der Musik

Aus alten Kirchenbüchern geht hervor, dass die Fridritter schon im 19. Jahrhundert Musikanten hatten, die bei kirchenlichen Anlässen Musik machten. Nur fest organisiert war die Gruppierung nicht.

Wendelin Volk aus Kleinwenkheim war es 1968, der im Dorf begann Musikunterricht an Kinder zu geben. Immer mehr Familien fragten nach einer musikalischen Ausbildung, so dass die Idee reifte, einen Musikverein mit Musikkapelle zu gründen. 1969 wurde der Verein gegründet und ein Jahr später die erste Uniform für die Musiker angeschafft. Die Kapelle wuchs schnell, erinnerte sich Raimund Back. "Für uns Jugendliche war es eine Möglichkeit, wohin zu kommen." Damals habe im Dorf ja kaum einer ein Auto gehabt. So waren die Fahrten zu den Musikfesten eine willkommene Abwechslung.

Erster Auftritt in Uniform

In Strahlungen, so Raimund Back, präsentierte sich die Kapelle 1970 dann erstmals mit ihren neuen Uniformen auf einem Fest. Anfangs fehlte dem Musikverein noch ein Vereinswappen, weil ja auch das Dorf keines hatte. Auf Vorschlag des damaligen Pfarrers wählte der Verein schließlich für sein Emblem das Portal der Wallfahrtskirche.

Wendelin Volk war in den Anfangsjahren der Kapelle Ausbilder und Dirigent bis 1976. Das war auch das Jahr, in dem Fridritt die Pro-Musica-Medaille für nachweislich mehr als 100-jährige Musiktradition verliehen wurde. Auf Wendelin Volk folgten als Dirigenten Hermann Schuhmann, Ernst Schmitt, Roman Seidler, Edgar Burger, Raimund Back. Heute leitet Heike Tischler die Musikkapelle.

1974 hatte der Musikverein den bislang höchsten Stand an Musikern. 35 Männer und Frauen, darunter auch Mitglieder aus Brünn und Althausen, spielten in der Kapelle. Dazu gab es eine Nachwuchsgruppe in Ausbildung. Die Fridritter waren zu dieser Zeit viel unterwegs. Bis zu 30 Auftritte im Jahr gab es, hat Raimund Back nachgelesen.

Heute ist die Musikkapelle kleiner geworden. Doch noch immer spielen 22 Aktive im Verein Musik, bei nur rund 220 Einwohnern eine stattliche Anzahl.

Eine Krise erlebte die Kapelle im Jahr 1981, als die Familie Schuhmann nach Kanada auswanderte. Sieben Musiker auf einmal gingen damals dem Verein verloren. Und wieder gingen die Verantwortlichen von Haus zu Haus, um neue Musiker zu finden. Alfred Pretscher und Hilmar Beck übernahmen diese Aufgabe. "Innerhalb von einem Dreivierteljahr waren wir wieder spielfähig", erinnert sich Raimund Back zurück.

Der Vorsitzende freut sich, dass im Dorf bis heute die Musiktradition gepflegt werden kann. Es sei heute zwar schwerer, den Nachwuchs zu begeistern, weil es mehr andere Beschäftigungsmöglichkeiten gibt als früher.

Die dreijährige Ausbildung erfordere auch Ausdauer und zusätzlich müsse daheim geübt werden. Der Nachwuchs erhält mittlerweile in der städtischen Musikschule seine Ausbildung. Positiv bewertet Raimund Back das WiM-Projekt in den Schulen, das auch in Zusammenarbeit mit der Musikschule läuft. Er glaubt, dass dies etwas bringt.

Die Fridritter spielen aktuell vor allem böhmische Blasmusik. Diese lässt sich auch in einer kleineren Besetzung gut präsentieren. Bis zu 15 Auftritte im Jahr gibt es.

Die Festzeltmusik spiele heute nicht mehr die Rolle wie in den 1970er Jahren, sagt Raimund Back. Immer da sind die Musiker, wenn es im Dorf etwas zu feiern gibt oder bei kirchlichen Anlässen. "Die Musik gehört zum Dorfleben dazu", betont Raimund Back.