Druckartikel: Im Alter nicht allein

Im Alter nicht allein


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Stegaurach, Dienstag, 19. Juli 2016

Dank der Ehrenamtlichen des Malteser- Hilfsdienstes bekommt die 90-jährige Hildegard Wittner regelmäßig Besuch im Seniorenheim. Jetzt suchen die Malteser aber Verstärkung.
Hildegard Wittner freut sich über den Besuch der Malteserin Jutta Peters, die den Besuchsdienst leitet.  Foto: Marion Krüger-Hundrup


Marion Krüger-Hundrup

Leicht ist Hildegard Wittner der Schritt ins Seniorenheim nicht gefallen. "Ich hatte immer einen Garten, Hasen, Hühner, Tauben", erzählt die 90-jährige Witwe mit deutlicher Wehmut. Jetzt habe sie lediglich ein Zimmer. Und weil sie nur mühsam ein paar Schritte am Rollator laufen könne, käme sie auch kaum nach draußen. Doch die geistig hellwache alte Dame jammert nicht: "Man muss alles positiv annehmen!", lautet Hildegard Wittners Rezept für ein langes und erfülltes Leben.
Jutta Peters hört ihr aufmerksam zu und wirft hin und wieder eine Entgegnung ein. Peters leitet ehrenamtlich den Besuchs- und Begleitdienst des Bamberger Malteser-Hilfsdienstes. Heute vertritt sie ihre Mitstreiterin Ruth Fricke, die sonst seit geraumer Zeit Hildegard Wittner regelmäßig besucht. "Die Chemie stimmt zwischen uns", freut sich die Seniorin über ihren wöchentlichen Gast, der Leben und Abwechslung bringt. Oft würden sie zusammen Rommé spielen oder sich über das austauschen, was in der Tageszeitung steht: "Seit 1951 lese ich den Fränkischen Tag, meinen FT!", lächelt Hildegard Wittern und deutet zum Beweis auf das aufgeschlagene Blatt.


Beim VdK engagiert

Nach der kriegsbedingten Flucht aus der schlesischen Heimat gelangte sie 1945 nach Bamberg. 1950 heiratete sie einen Banater Schwaben, mit dem sie sechs Kinder bekam. Als diese größer waren, arbeitete Hildegard Wittner als Verkäuferin in einer Bäckerei und später in der Feinkost-Abteilung eines Supermarktes. Etliche Jahre engagierte sich die rührige Frau als zweite Vorsitzende des VdK Bamberg-Ost und leitete in Anlehnung an die Herkunft ihres Ehemannes den Heimatverein "Buchenland-Deutschland": "Den gibt es nicht mehr", bedauert sie. Spürbar gut tut es ihr, eine Zuhörerin zu haben, die sich für ihre Lebensgeschichte interessiert.
Malteserin Jutta Peters sagt selbst, dass sie sich durch die Begegnung mit Hildegard Wittner beschenkt fühlt. Und dass sie diese Erfahrung gern teilen würde: "Wir wollen weitere und jüngere Kräfte für unseren Besuchsdienst gewinnen", erklärt Peters. Der Bedarf sei hoch, denn viele alte Menschen hätten entweder keine Angehörigen in Wohnortnähe oder litten unter Einsamkeit. Da könne der regelmäßige Besuch eines Ehrenamtlichen das Alleinsein lindern.
Für die Betreuten sei der Besuchsdienst natürlich kostenfrei, so Peters. Die Ehrenamtlichen bekämen eine Aufwandsentschädigung wie etwa für die Fahrtkosten mit dem Auto oder Bus. Überhaupt erhielten die Besucher jedwede Unterstützung, beispielsweise auch durch gezielte Schulungen oder Gruppentreffen.


Beten in Vierzehnheiligen

Mit leuchtenden Augen sagt Hildegard Büttner sofort zu, im Oktober an einer Wallfahrt nach Vierzehnheiligen teilzunehmen. "Die Malteser holen sie im Seniorenheim ab und bringen sie wieder zurück", braucht Jutta Peters keine weitere Überzeugungsarbeit zu leisten. "Wir beten zu einem Herrgott!", betont Hildegard Wittner als evangelische Christin, die sich auf den Weg zur katholischen Nothelfer-Basilika machen will. Kontaktfreudig, wie sie ist, wird die betagte Dame gewiss schnell einen glühenden Draht zum Himmel finden ...