Druckartikel: Idyllische Einladung zum Gebet

Idyllische Einladung zum Gebet


Autor: Gerd Fleischmann

Burggrub, Donnerstag, 19. Januar 2017

Seit 25 Jahren ist die kleine Friedenskapelle am ehemaligen Todesstreifen ein mystischer Anziehungspunkt.
Die idyllisch gelegene Grenz- und Friedenskapelle Burggrub blickt in diesem Jahr auf ihr 25-jähriges Bestehen zurück.  Foto: Gerd Fleischmann


Von seiner schönsten Seite zeigt sich in diesen Tagen der Winter im Frankenwald. Bei frostigen Temperaturen zog es in den letzten Tagen Spaziergänger und Wintersportler in eine von Schnee und Eis verzauberte Märchenlandschaft. Die vor 25 Jahren eingeweihte Friedenskapelle, am ehemaligen "Todesstreifen" zwischen Neuhaus-Schierschnitz und Burggrub gelegen, wird auch in diesen Tagen von vielen Menschen besucht.
Die Kapelle überbrückt Grenzen, lädt zu einem stillen Gebet ein, und dies seit 1992. Auch 25 Jahre nach der Weihe ist die Grenz- und Friedenskapelle ein mystischer Anziehungspunkt. Nach wie vor bewegt dieses außergewöhnliche Gotteshaus die Menschen und mahnt sie, das Vereinende zu suchen und das sie Trennende zu überwinden. Vor allem zeigt diese Kapelle - übrigens sie war die erste in Deutschland, die aus Dankbarkeit für die Wiedervereinigung erbaut wurde - dass sie nichts von ihrer Symbolkraft verloren hat.


Grundsteinlegung 1991

Die Kapelle zeigt: Selbst eine so schreckliche Grenze wie der Eiserne Vorhang zwischen den beiden deutschen Staaten kann friedlich überwunden werden. Sie vermittelt den Menschen: "Wir können an das Leben glauben!" Dies müsse, so Pfarrer Friedrich Hohenberger beim zehnjährigen Bestehen, in einer Welt voller Grenzen auch weiterhin bezeugt werden. Der Geist der Kapelle müsse weiter bewahrt und gepflegt werden.
Vor 25 Jahren wurde nicht nur die Friedenskapelle eingeweiht, sondern erstmals auch ein Kreuzweg begangen, der durch das bayerische und thüringische Grenzgebiet verläuft. Sieben Kreuze markieren diesen Weg und dokumentieren das "Kreuz, das die Menschen durch die Grenze zu tragen hatten".
Dass der Geist dieses Gotteshauses weit über die Region hinaus wirkt, ist vor allem dem 44 Mitglieder starken Kapellenbauverein Burggrub 1990 e. V. unter der engagierten Leitung von Willi Bischoff zu verdanken. Die Grundsteinlegung erfolgte am 24. November 1991 unter geistlicher Begleitung von Pfarrer Detlef Sibbor, der wenige Monate später, am 24. Juli 1992, verstarb. Im Juni 1992 konnte dann das Richtfest begangen werden. Die Einweihung erfolgte am 6. September 1992 im Rahmen einer internationalen Jugendbegegnung. An dieser nahmen 280 Jugendliche aus 21 Ländern teil. Die Kapelle wurde in der Hauptsache in Eigenleistung mit Zuschüssen von der Gemeinde Stockheim und vom Kreis Kronach gebaut. Hinzu kamen Spendengelder. Für die Realisierung waren schließlich 64 000 Euro erforderlich. Die Jubiläumsfeierlichkeiten finden heuer am Sonntag, 3. September, statt.