Identität in der Diaspora bewahrt
Autor: Franz Galster
Kunreuth, Sonntag, 09. Juli 2017
Pfarrerin Brigitte Müller bestach bei der Aktion Sommerkirche in der gut besuchten Lukas-Kirche Kunreuth als kompetente Kirchenführerin.
Ausgesprochen gut besucht war die Auftaktveranstaltung Sommerkirche von Kunreuth. Die Aktion findet im zweiten Jahr statt. Die Initiative dazu ging ursprünglich von Helmut Pfefferle, dem Vorsitzenden des Tourismusvereins "Rund ums Walberla", aus. Bei Pfarrer Michael Gehret als Vertreter des Pfarreien-Verbundes Ehrenbürg fand er offene Ohren für diese Idee. Gemeinsam, sich ergänzend, stellten sie auch für den Sommer 2017 ein attraktives Programm für Gäste und Einheimische zusammen.
Für das Luther-Jahr bot sich als erste Adresse die evangelische Lukas-Kirche an. Pfarrerin Brigitte Müller erwies sich nach Begrüßung der Gäste im gut gefüllten Kirchenraum als belesene Kirchenführerin und mit ihrem Mann, Pfarrer Jochen Müller, als gute Gastgeber.
Brigitte Müller ging auf die Weihe des Gotteshauses 1426, rund 100 Jahre vor der Reformation, ein. Es gehörte damals zum Martinsstift in Forchheim. Daher rührt auch die Kirchweih in Kunreuth am 1. Sonntag nach Peter und Paul. 1553 zerstörten marodierende Soldaten die Kirche. Sie wurde in drei Bauphasen in der heute typischen Form wieder aufgebaut und im 17. Jahrhundert "barockisiert".
Brigitte Müller wies auf die typische evangelische Ausstattung hin, wo beispielsweise die Orgel unmittelbar mit dem Altar verwoben ist und auch zwei Emporen gegenüber der Kanzel die Bedeutung des Wortes unterstreichen. Sie verwies auf viele Details in der Kirche und die Bedeutung des Adelsgeschlechtes von Egloffstein im Laufe der Geschichte hin.
Generell stellte Birgit Müller das Umfeld von Kunreuth dar. Die Kirchengemeinde ist in der Diaspora von katholischen Gemeinden umgeben, hat seine eigenständige Identität bewahrt, und zählt zu den zwölf Kirchengemeinden im Dekanat Gräfenberg. 14 Ortschaften gehören zur Kirchengemeinde Kunreuth mit insgesamt 1400 Seelen. Den sonntäglichen Kirchenbesuch in Kunreuth bezeichnet Brigitte Müller mit durchschnittlich 80 Gläubigen aller Altersgruppen als recht ordentlich.
Entscheidung für Gemeinschaft
Früher, so Müller, sei man in eine Gemeinschaft hineingeboren worden, heute sei die Glaubenszugehörigkeit eine bewusste Entscheidung. Die ökumenische Arbeit mit den katholischen Gemeinden wie Leutenbach oder auch Pinzberg hat längst die Vorurteile abgebaut, der gemeinsame Austausch gehört zum Alltag.So war es selbstverständlich, dass die Pfarrer Alfred Beißer und Michael Gehret aufmerksam der Veranstaltung folgten. Gehret dankte in der Kirche unter Applaus den netten Gastgebern. Mit dem Lied "Lobet den Herren" und dem Segen entließ Brigitte Müller die beeindruckten Zuhörer. Im Schatten der Kirche, geschützt von der sengenden Sonne, zeigte sich das Pfarrersehepaar abschließend als hervorragende Gastgeber. 40 Gäste, Erholungssuchende, teilweise mit ihren Gastgebern, sowie viele weitere Einheimische der weiteren Umgebung ließen sich auf dem grünen Rasen zur zünftigen fränkischen Brotzeit nieder.
Sie ließen den gehaltvollen Vortrag in gelebter Ökumene nachklingen. "Glauben leben, friedlich im Glauben zusammen zu sein, das ist der Urgedanke", sinniert Helmut Pfefferle zufrieden im Nachgang. Das Kulturgut Kirche sich bewusst zu machen und darüber auch die Nähe zum Glauben zu erfahren - in dieser Angelegenheit habe Kunreuth "mächtig vorgelegt".