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Idee entstand nach einem Sturm


Autor: Carmen Schwind

Neunkirchen am Brand, Dienstag, 18. Sept. 2018

Der Verein Miteinander - Füreinander in Neunkirchen am Brand hilft Menschen in Notlage. Und dazu zählen immer häufiger alleinstehende Senioren.
Ein Kaffeenachmittag mit Senioren in Neunkirchen Fotos: Thomas Berger


"Was würde ich nur machen, wenn es euch nicht gäbe." Das ist ein Satz, den die Vorstandsmitglieder des Vereins "Miteinander - Füreinander" aus Neunkirchen am Brand immer wieder hören. Denn der Verein hilft aktiv Menschen in einer Notlage. Und das sind oftmals alleinstehende Senioren.

"Die Idee kam eigentlich nach einem Sturm. Da fragten wir uns, was wohl eine ältere, allein stehende Dame machen soll, wenn ein Baum in ihren Garten fällt", erinnert sich der Vorsitzende Wilhelm Friedrich. Er erzählt von Gemeindeberatungen im Jahr 2006 mit der diakonischen Bezirksstelle Bamberg. Ein Thema war hier der demografische Wandel und dessen Auswirkungen auf das zukünftige Gemeindeleben. Dabei erkannten die Teilnehmer, dass es wichtig sei, eine Selbsthilfeeinrichtung zu schaffen.

Hilfe für alle Menschen

Zuerst sollten Senioren anderen Senioren helfen. Doch dann entschied man sich, dass die Hilfe für alle Menschen sein sollte. Im April 2006 wurde der Verein "Miteinander - Füreinander" gegründet. "Da haben sich gleich 30 Leute gefunden, die mitmachen", erzählt Friedrich. Der Vorsitzende lobt das Engagement der Mitglieder, die ihre unterschiedlichen Talente einbringen. Die einen renovieren, andere helfen beim Umgang mit Behörden. Peter Beckert zum Beispiel besucht regelmäßig einen Demenzkranken.

"Die Leute von damals sind natürlich jetzt auch zwölf Jahre älter. Wir brauchen unbedingt jüngere Leute, die sich mit ihren Fähigkeiten für die Gemeinschaft einbringen", sagt Wilhelm Friedrich. Jeder sei willkommen, jeder werde gebraucht. Da spielt auch die Religionszugehörigkeit keine Rolle.

Wer Hilfe braucht, kann die 09134/1680 anrufen und erreicht darüber ein Vereinsmitglied.

Am häufigsten wird eine Begleitung zum Arzt oder zum Einkauf benötigt, da am meisten Senioren Hilfe brauchen. Im vergangenen Jahr war das 184 Mal der Fall, im Jahr davor 246 Mal. Fahrten zum Arzt oder ins Krankenhaus wurden 120 Mal, im Vorjahr 191 Mal angefordert. 170 Mal wurden im letzten Jahr Erwachsene betreut, Menschen besucht oder mit Senioren spazieren gegangen.

Die Vereinsmitglieder helfen auch beim Schriftwechsel mit Institutionen, unterstützen im Haushalt, leisten technische Dienste, pflegen Garten und Gräber, führen Reparaturen aus, betreuen Kinder bei Hausaufgaben oder helfen am Computer.

Asylbewerber unterstützt

Im Vorjahr unterstützten sie auch viele Asylbewerber und fuhren sie zum Beispiel nach Forchheim. "Die Vereinsmitglieder werden und können keine Handwerker ersetzen oder Leistungen erbringen, die sich regelmäßig über einen längeren Zeitraum erstrecken, vor allem keine Pflegedienste leisten. Konkurrenz zu Aktivitäten bereits bestehender Institutionen oder Einrichtungen gibt es ebenfalls nicht", erklärt der Vorstandsvorsitzende.

Ein kleines Problem gibt es allerdings doch: Denn wenn Menschen mit der Dienstleistung eines Vereinsmitglieds zufrieden waren, rufen sie beim nächsten Mal dieses direkt an. "Da wollen manche Mitglieder helfen, aber wir können sie nicht einteilen", erklärt Friedrich.

Thomas Berger ergänzt: "Was wir damals erreichen wollten, haben wir erreicht." Er zählt auf, dass die Helfer ehrenamtlich arbeiten, so dass für den Hilfesuchenden keine Kosten entstehen. Laufende Ausgaben werden von den jährlichen Mitgliedsbeiträgen bezahlt. Der Verein hat etwa 120 Mitglieder, die zwölf Euro im Jahr Beitrag zahlen.

Diese Menschen halfen zum Beispiel auch bei der Renovierung und Herstellung der Räume für den unter dem Dach der Kirchengemeinde und der Diakonie neu gegründeten Kinderhort und die Kinderkrippe. "Das war eine ganz wichtige Eigenleistung zur Kosteneinsparung für diese Kindertagesstätten", sagt Wilhelm Friedrich voll Lob für das Engagement der Vereinsmitglieder. Jetzt hofft er darauf, dass sich auch mehr jüngere Bürger engagieren wollen, denn ein solcher Verein sei sehr wichtig für die Menschen vor Ort.