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Hurry up! Schnell noch mal auf die Insel


Autor: Sabine Christofzik

Bamberg, Dienstag, 23. Januar 2018

Vor dem "Brexit" durch Großbritannien reisen, bevor die Preise (möglicherweise) durch die Decke gehen - Einige Tour-Tipps
Egal ob Mann, Frau oder Kind: Auch wer sich sonst nicht für alte Fahrzeuge interessiert, verlässt das Riverside-Museum in Glasgow mit glänzenden Augen. Nicht nur das Gebäude am Fluss Clyde ist etwas Besonderes, sondern auch die Art, wie die Ausstellungsstücke präsentiert werden. Der Eintritt ist frei.


sabine Christofzik

Der Typ auf dem Nebensitz im Flugzeug muss geradezu darauf gelauert haben, eine Unterhaltung beginnen zu können. Die Chancen dafür stehen nach Käsebrot und Cola am besten. Denn sobald die Serviertrolleys anrollen, ist die von Anti-Brech-Tabletten hervorgerufene Müdigkeit meistens verschwunden.
Irgendwo zwischen Amsterdam und Inverness legt der junge Mann los mit seinen Fragen. Schotte ist er, daran lässt die Sprachfärbung keinen Zweifel.
Woher und wohin und warum? Und vor allem, was auf dem schottischen Abschnitt der Reise alles geplant ist, will er wissen. Nun, von oben rechts auf der Landkarte Großbritanniens nach unten links soll es gehen. In 30 Tagen. Vorgebucht sind nur die ersten drei Quartiere in Inverness, Perth, Glasgow und das am Endpunkt in Bristol. Dazwischen? Was sich so ergibt.
Die Anmerkung, noch einmal aus dem Vollen schöpfen zu wollen, bevor der "Brexit" einen längeren Urlaub auf der Insel zum Luxus machen wird, scheint ihn zu erheitern. Seine Meinung zum angestrebten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist kurz und knapp: "Nonsense!" Es sei zu befürchten, dass das Land wirtschaftlich großen Schaden nehmen wird, sagt er.
Jetzt wäre es interessant zu wissen, ob er beim Referendum 2014 für oder gegen die Unabhängigkeit Schottlands gestimmt hat. Doch für tiefgreifende Diskussionen ist das englische Sprachvermögen noch nicht "warmgelaufen" genug. Immer erst nach ein paar Tagen legt sich die Befangenheit, in der Fremdsprache zu reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist und gelegentliche Grammatikfehler einfach Fehler sein zu lassen.
Es war es ein Glücksfall, gerade diesen Sohn Albas als Sitznachbarn zugeteilt bekommen zu haben. Auch wenn er hinter das Vorhaben, von Inverness mit der Eisenbahn ins nördlichste aller Hochland-Städtchen, nach Thurso, zu fahren, sofort ein dickes Fragezeichen setzt.


Trau dem, der sich auskennt!

"Lass das bleiben, wenn Du nur drei Tage Zeit für die Highlands hast!" Das kommt unerwartet. "Es stimmt, dass ein Teil der Zug-Route schön ist. Aber dieser Teil ist klein und der Rest unspektakulär. Glaub mir, einen ganzen Tag dafür zu verschwenden, das willst du nicht wirklich. Mach das, wenn Du mal 'ne Woche oder so da bist."
Na gut, Junge, dann schlag Alternativen vor. Von Inverness nach Kyle of Lochalsh, dort hin, von wo es zur Isle of Skye geht, empfiehlt er. "Außer auf der West Highland Line wirst du sonst kaum so viel schöne Landschaften sehen."
Guter Vorschlag. Die Strecke von Ost nach West ist traumhaft; sogar bei schlechtem Wetter. Allerdings vor zehn Jahren schon mal abgefahren ... "Dann mach's nochmal. Aber mit einer Bustour, die Skye einschließt."
Gehört, beherzigt und nicht bereut.
Warum es ausschließlich in relativ große Städte gehen soll, will er wissen. Stimmt doch gar nicht. Nur, was die Quartierstandorte angeht. Von dort wird ausgeschwärmt in die Umgebung.
Nun, dann sei von Inverness aus ein Ausflug nach Nairn erste Wahl. Nie gehört diesen Namen, außer als Bezeichnung einer Haferkeks-Marke. "Prunkvolle Architektur siehst Du genug in deinen großen Städten", stichelt Mr. Scotland.
Kurzum: der Tipp, in Nairn "Fishertown" zu durchstreifen, war ein zweiter Volltreffer. Die Innenstadt ist eher langweilig, doch die Gässchen in Hafennähe, voller kleiner Häuser - teils sehr einfach gebaut und zumeist mit Waschkies-Putz verkleidet - haben eine ganz besondere Atmosphäre.
Der Schotte hatte neben vielen Empfehlungen für seine Heimatregion auch noch eine großartige für England parat: das National Justice Museum in und das Sandsteinhöhlensystem unter Nottingham.
Und deshalb soll dies hier kein Reisebericht mit dem Abarbeiten der Stationen sein, sondern eine kleine Sammlung von Tipps, was bei einer Pre-Brexit-Tour (es ist noch über ein Jahr Zeit dafür) lohnenswert sein kann.