Hunde holen Senior vom Motorroller
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Lichtenfels, Mittwoch, 14. Oktober 2020
In einem Marktflecken aus dem Raum Redwitz entglitten im vergangenen Jahr einer Frau die Hunde. Diese zeigten sich Menschen gegenüber aggressiv und bissen Passanten. Eben "damit hat sie rechnen müssen...
In einem Marktflecken aus dem Raum Redwitz entglitten im vergangenen Jahr einer Frau die Hunde. Diese zeigten sich Menschen gegenüber aggressiv und bissen Passanten. Eben "damit hat sie rechnen müssen", hieß es am Dienstag im Amtsgericht bei der Anklageverlesung durch Rechtsreferendar Christof Herrmann.
Einspruch gegen Strafbefehl
Dass es überhaupt zur Anklageverlesung wegen fahrlässiger Körperverletzung kam, war dem Umstand geschuldet, dass die 56-Jährige Einspruch gegen den ihr zugestellten Strafbefehl einlegte. Laut diesem hätte sie 500 Euro zahlen müssen und die Sache wäre vom Tisch gewesen. So aber kam die Sache in Saal 14 des Amtsgerichts und vor Richterin Daniela Jensch.
Was ist schiefgelaufen?
Die erkundigte sich auch bei der Frau nach dem eigentlichen Ziel ihres Einspruchs. "Dass das Ganze net stimmt", gab die Frau wider. Es war 14.20 Uhr und die Verhandlung begann. Kontaktfreudig, agil, ausgeglichen - so wird die Rasse des Labradors gerne beschrieben. Was bei den beiden Labradors nebst einem weiteren Hund, welchen die 56-Jährige unter Aufsicht hatte, am 9. April 2019 schiefgelaufen ist, kann man nur mutmaßen. Kontaktfreudig zumindest zeigten sie sich, wenngleich auch auf beißende Weise. Ein Fußgänger bekam das am Unterschenkel zu spüren, als einer der Hunde zubiss.
Im November dann ein weiterer Vorfall, bei dem ein Mann durch die Hunde vom Motorroller gebracht worden sei. Mit der durch Herrmann geschehenen Schilderung des Vorfalls fremdelte die Frau aber. Der Mann sei eben nicht durch die Hunde vom Roller gerissen worden, sondern von selbst zu Fall gekommen. "Guck, so geht's älteren Herrschaften, wenn die das Gleichgewicht verlieren", soll er dabei noch gesagt haben. Dass es durch einen der von ihr beaufsichtigten Hunde zu einem Biss gekommen sei, habe sie nicht mitbekommen. Was ihr aber aufgefallen sei, war, dass der Mann "nix Besseres zu tun gehabt hat, als seine Hose auszuziehen und jedem zu zeigen, dass er gebissen worden wäre. Ich könnt' jetzt noch sagen, welche Farbe sein Schlüpfer hatte". Richterin Jensch suchte zu erkunden, wie es denn so um die Erziehung der Hunde steht und ob diese auch in eine Hundeschule gingen. Dabei bekam sie zu hören, dass die Hunde "am Anfang" eine Hundeschule besucht hätten, es sich dann aber damit etwas verlief und die Frau zum damaligen Zeitpunkt selbst "Hundeschule mit ihnen gemacht" habe.
Nichtsdestotrotz attestierte auch Jensch, dass "die Hunde wohl gebissen haben" und ging nochmalig auf den Sinn des Einspruchs gegen den Strafbefehl ein. Dabei kam zur Sprache, dass die Frau von schmaler Rente lebt und sich nicht sehr viel dazu verdient. Nochmalig mit der Summe von 500 Euro konfrontiert, warf sie ein: "Wo soll ich die hernehmen?" Dabei machte die Richterin der Frau auch klar, dass sie, wenn es zu einer echten Verhandlung mit Zeugenvernehmung und alledem kommt, Gefahr läuft, einen Urteilsspruch zu kassieren, der weit höher als die 500 Euro liegt.
Auf 300 Euro geeinigt
Doch mit Blick auf die finanziell prekäre Situation wandte sich Jensch an Herrmann und erkundigte sich, ob dieser damit einverstanden sei, die Strafbefehlshöhe abzusenken. Das sollte geschehen und nun wird die Frau 300 Euro zu zahlen haben. Somit ist die Sache erst mal vom Tisch.