Druckartikel: Hommage an großen Pianisten

Hommage an großen Pianisten


Autor: Katharina Müller-Sanke

Wernstein, Freitag, 10. Juni 2016

Am 18. Juni findet in Wernstein ein Konzert zu Ehren Wilhelm Kempffs statt. Der bedeutende Komponist lebte nach dem Krieg auch in Thurnau und Positano.
Professor Wilhelm Kempff im Kreise seiner Kinder am Klavier Repro: BR


Katharina Müller-Sanke

Der Name Professor Wilhelm Kempff ist vielen Musikliebhabern ein Begriff. Aber die Genialität des Pianisten und Komponisten, der nach dem Krieg einige Jahre auf Schloss Thurnau lebte und in Wernstein begraben liegt, ist längst nicht jedem klar. So ging es auch Elisabeth Schulze. Sie ist kulturinteressiert und spielt in der freien Waldorfschule Wernstein Klavier. Dazu ist sie Mitglied im Institut für freie Musikausbildung Mainleus. Durch Zufall ist sie auf dem Online-Kanal You Tube auf ein Video gestoßen. Es zeigt Kempff, der Schumanns a-Moll opus 54 spielt.
Elisabeth Schulze war gleich gefesselt: "Wilhelm Kempff hat eine so besondere Art zu spielen. Nicht so romantisch, verklärt, er bleibt vielmehr souverän, er lässt sich nicht mitreißen von der Musik, sondern bleibt völlig frei. Es ist kaum in Worte zu fassen." Als sie ihre Begeisterung Mitstreitern des Mainleuser Musikinstituts mitteilte, wuchs die Idee, ein Konzert zu Ehren des verstorbenen Pianisten zu geben. Das passt besonders gut, weil sich Kempffs Todestag im Mai zum 25. Mal jährte.
Der Todestag und das Leben Kempffs sind auch ein Thema in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Schau Dich um", die Roland Friedrich regelmäßig herausbringt. Friedrich wird während des Konzertes spannende Einblicke in das Leben des großen Pianisten geben.
So wird neben dem Musiker auch der Mensch Kempff ein Stück weit zum Leben erwachen. Der Zuhörer erfährt von der einfachen Herkunft Kempffs, von seiner Familiengeschichte, von der Zeit, als er im Schloss Thurnau und auch im Schloss in Wernstein lebte. Von seiner Ehe mit Helene Hiller von Gaertringen, von seiner Zeit in Positano, der heutigen Partnerstadt des Marktes Thurnau an der Amalfiküste, die einst vielen Künstlern eine Heimat war.


Aufwendige Recherche

Aber auch von der verzwickten Situation, dass er unter Adolf Hitler auf der Liste der begnadeten Künstler stand und nach dem Krieg zunächst nicht mehr öffentlich auftreten durfte. Die Recherchearbeit ist aufwendig. Aber auch spannend, das versichern alle Beteiligten.
Im Zentrum des Abends soll aber Kempffs Musik stehen. Die Pianistin Renate von Hoersten stimmte sofort zu, als sie gefragt wurde, ob sie den Abend bestreiten wolle. Eigentlich hatte man sich vorgenommen, das Konzert am Todestag selbst, also am 23. Mai, zu geben. Doch die Zeit war viel zu knapp.
"Es war wahnsinnig schwierig, Noten zu bekommen", erinnert sich von Hoersten. Sie hat bei einschlägigen Archiven und Notenversandhäusern nachgefragt. Als Mitglied der Hofer Symphoniker verfügt sie über verschiedene Kontakte. Aber die Suche war zunächst erfolglos. In der Akademie der Künste in Berlin ist sie schließlich fündig geworden. Sie wird Stücke aus den Notizen Kempffs spielen. Unveröffentlichte Werke - vier Stimmungsbilder aus der fränkischen Landschaft, die der Künstler für seine Kinder geschrieben hat.
Begleitet wird sie bei einigen Stücken von der Sängerin Elke Höhn. Für die Pianistin ist dieser Konzertabend etwas ganz Besonderes. Sie hat Kempff zu dessen Lebzeiten auch selbst gehört und kann die Einschätzung Elisabeth Schulzes nur teilen, dass es sich um einen herausragenden Künstler gehandelt hat.