Homestory aus dem Homeoffice
Autor: Michael Busch
Herzogenaurach, Dienstag, 14. April 2020
Seit drei Wochen arbeitet Reporter Michael Busch von zu Hause aus. In Zeiten von Corona und den daraus folgenden Beschränkungen gar nicht so einfach. Zumal die "Hausarbeit" Vor- und Nachteile hat.
Michael Busch Zugegeben, der Ausblick ist deutlich motivierender als der Ausblick im Büro. Der Wald der Grünau beendet die Sicht. Davor gibt es Wiese, Weiher und Wild. Na ja, Hasen schaffen es bis auf die Wiese, so dass ich sie von meinem Fenster aus sehen kann.
Homeoffice in Zeiten von Corona. Auch Journalisten trifft es, auch einen Lokalreporter wie mich, der nun vom Erlanger Ortsteil Dechsendorf den Blick in Richtung Herzogenaurach wirft, um über dortige Geschehnisse zu berichten. Eine spannende Erfahrung, eine lehrreiche Erfahrung, aber auch eine Erfahrung, die zeigt, wie wichtig für uns Medienschaffende auch der soziale Kontakt ist.
Erst einmal zur Geschichte im Stakkato: am 1. März mit der Familie aus Südtirol nach Hause gekommen, damals noch kein Risikogebiet. Sohn und Tochter gehen am 2. März ganz normal zur Schule, meine Frau arbeitet. Am 5. März wird Südtirol als Risikogebiet eingestuft. Der Sohn muss am 6. März ins "Homeoffice", die Tochter nach der Ankündigung Söders an jenem Wochenende zu den Schulschließungen ab dem darauf folgenden Montag.
Dann kommt der große Einschnitt: Gebannt verfolgt die Familie die Pressekonferenz von Ministerpräsident Markus Söder. Ausgangsbeschränkungen! Und Ausnahmezustand im Hause Busch seit dem 23. März. Denn plötzlich gilt nicht mehr "Trautes Heim, Glück allein" oder "My home is my castle", nein, unter dem Dach finden sich zwei Büros wieder, zwei Schulen (Liebfrauenhaus Herzogenaurach und FOS Forchheim), eine Kantine ohne eingeteilten Koch, keine Stechuhr und jede Menge Fragen.
Die Tipps, die Arbeitspsychologen für solche Situationen anbieten, sind mehr oder weniger hilfreich, denn sie beziehen sich in der Regel drauf, dass ein Mensch im Haushalt im Homeoffice arbeitet. Von Kindern, die zeitgleich ihren Unterricht abhalten, wird in der Regel gar nicht gesprochen. Dennoch, ein paar hilfreiche Tipps setzte zumindest der Reporter um. Erstens: Es gibt einen festen Arbeitsplatz. Das ist der, den ich am Anfang bereits beschrieben habe. Dort stehen Telefon, Laptop und die Unterlagen, die man so benötigt. Ein zweiter Tipp, der widersprüchlich zu manchem Psychologentipp ist: Ich ziehe mich nicht Business-like an. Okay - Reporter laufen generell nicht überdurchschnittlich oft im Anzug durch die Gegend, es sei denn, man ist Wirtschaftsreporter oder arbeitet im Feuilleton. Doch die lagerfeldsche verhasste Jogginghose, die im echten Büro ein "No-Go" wäre, geht durchaus schon. Aufpassen muss man allerdings bei Videokonferenzen, da sollte man einigermaßen gekleidet sein und nicht ungewollt Neidgefühle bei den anderen wecken, weil man den flauschigeren Pyjama trägt.
Für Reporter ebenfalls schwer umzusetzen ist die Idee der festen Arbeitszeiten. Das liegt daran, dass wir unsere Arbeit oft an den Geschehnissen in der Welt ausrichten müssen. Was aber nicht heißt, dass man so gar nicht mehr auf die Arbeitszeiten schaut. 24 Stunden erreichbar, heißt nicht, dass man auch 24 Stunden arbeitet. Im Homeoffice ist es wichtig, dass man auf seine Zeiten achtet und diese notiert.
Langeweile? Garantiert nicht!
Wichtig ist es, Pausen zu machen. Die Unsitte, dass man am Arbeitsplatz isst, fällt einem Zuhause noch einfacher als im Büro. Denn der Kühlschrank ist ja doch sehr nahe. Seit ich von Zuhause aus arbeite, gilt: Anständige Mittagspause, mit allen zusammen. Es ist erstaunlich, das, was man seit Jahren unter dem Begriff "Work-Life-Balance" versucht in den Arbeitsalltag zu integrieren, geht plötzlich ganz einfach.