Druckartikel: Hohn der Kirche - ein Schlag ins Gesicht aller Gastronomiebeschäftigten

Hohn der Kirche - ein Schlag ins Gesicht aller Gastronomiebeschäftigten


Autor: Redaktion

Kulmbach, Freitag, 06. November 2020

Zum Artikel "Gottesdienst für Gastronomen" in der BR-Ausgabe vom 5. November, Seite 11, erreichte die Redaktion folgende Lesermeinung: Unter den neuerlich angesetzten Maßnahmen zur Eindämmung des Coro...


Zum Artikel "Gottesdienst für Gastronomen" in der BR-Ausgabe vom 5. November, Seite 11, erreichte die Redaktion folgende Lesermeinung: Unter den neuerlich angesetzten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus leidet wieder einmal die bereits stark gebeutelte Gastro- und Veranstaltungsbranche am meisten: Restaurants, Kneipen und Bars müssen schließen, Konzerte und Messen werden reihenweise abgesagt. Kurzum: Die Lage ist dramatisch. Eigentümer wie Mitarbeiter sehen sich oft am Rande des finanziellen Ruins - manche bereits darüber hinaus.

Nicht so der weltumspannende Konzern "christliche Kirche". Selbige rechnet sich auf dem Papier gerne arm, kommt jedoch in dieser Pandemie recht gut weg: Gottesdienste, eine nicht ganz unwichtige Einnahmequelle, bleiben weiterhin erlaubt. Und das, obwohl gerade bei Gottesdiensten in der Vergangenheit Superspreader-Geschehen überdurchschnittlich häufig zu verzeichnen waren, trotz Hygienevorschriften.

Was ist also erlaubt: Zusammensitzen auf eng beieinander stehenden Holzbänken, gemeinsames Singen (Viruspartikel verbreiten sich dabei besonders gut), das Zuhören von Orgel-, Gitarren- und Flötenspiel - alles anscheinend kein Problem.

Hier offenbart sich die Absurdität der gesetzlich angeordneten Maßnahmen: Ein Musiker dürfte kein Konzert geben, allen Infektionsschutzkonzepten zum Trotz, es sei denn, er würde seine musikalische Darbietung als religiöse Veranstaltung tarnen.

Stellt die Politik das Seelenheil religiöser Anhänger über das Recht auf Kultur?

Nun plant man also allen Ernstes in der Kulmbacher Petrikirche einen Gottesdienst für (christliche) Gastronomen zu veranstalten, die sich dort "etwas für die Seele geben lassen" dürfen!? Das muss doch ein Schlag ins Gesicht aller Gastronomiebeschäftigten sein, die mit ausgeklügelten und teuren Infektionsschutzkonzepten versuchten, ihren Beitrag zu leisten, nur um nun erneut um ihre Existenz zittern zu müssen.

Es ist genau diese mildtätig herablassende Handlungsweise der Kirchen, dieser hinter gnädiger Barmherzigkeit versteckte Hohn, die inzwischen so viele Menschen, Andersgläubige und Atheisten zurecht wütend machen.

Meine Forderung lautet: Kirchen sind Veranstaltern gleichzusetzen und müssen mit denselben Einschränkungen klarkommen. Oder müssen endlich Eigenverantwortung zeigen, genauso wie es jeder maskentragende Bürger tut.

Wie wäre es, wenn die Kirche alle während des Lockdowns gesammelten Spendengelder lokalen Gastronomen und anderen benachteiligten Branchen zukommen ließe? Ach nein, geht ja nicht - die arme Kirche ... Tobias Eichner

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