Hohe Schule des Geigenspiels
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Memmelsdorf, Dienstag, 16. Mai 2017
Memmelsdorf — Die Konzerte in der Synagoge in Memmelsdorf erfreuen sich seit Jahren eines dankbaren Stammpublikums und sind inzwischen ein Insidertipp für K...
Memmelsdorf — Die Konzerte in der Synagoge in Memmelsdorf erfreuen sich seit Jahren eines dankbaren Stammpublikums und sind inzwischen ein Insidertipp für Kammermusik mit der besonderen Note. Wesentlichen Verdienst daran hat Peter Rosenberg, von 1982 bis 2015 Konzertmeister der Bamberger Sinfoniker, der oft bei diesen Konzerten - mitunter auch mit seinem Sohn - mitwirkt und hohes künstlerisches Niveau garantiert. Am Muttertag gestaltete er das Programm alleine mit seiner Geige. Ein "nur" wäre hier völlig unangebracht.
Die Stücke für Cello oder Violine solo - Bach nennt sie Sonaten, Partiten oder Suiten für Cello solo bzw. Violine solo - gehören zu den Juwelen und Bravourstücken der Kammermusik, wenngleich nicht so populär und so häufig aufgeführt, etwas für Kenner halt.
Bei der Partita in E-Dur BWV 1006 von Bach sorgen häufige Doppelgriffe (der Instrumentalist streicht zwei oder drei Seiten gleichzeitig) oder häufige Arpeggios (harfenartiges Erfassen von drei oder vier Saiten) für einen Vollklang, als ob mehrere Geigen spielten.
Vom Feinsten
Alle vorgetragenen Stücke verlangten Techniken aus der Hohen Schule des Geigenspiels: Spiel in höchsten Lagen, Doppelgriffe (wie schon erwähnt), Flageolettspiel mit leichtem Berühren der Saite ohne sie niederzudrücken (um sehr hohe Töne zu erzeugen), Pizzikato-Spiel mit der linken Hand (es erklingen gleichzeitig gezupfte und gestrichene Töne). Reichlich gespickt mit diesen Effekten um zu brillieren waren die drei Capricen des Teufelsgeigers Niccolo Paganini (1782 - 1840). Dem Hörer ging das Herz auf, wer selbst einmal in seinem Leben eine Geige traktiert hatte, war fasziniert.Mit der Ballade in d-moll op.27 des Belgiers Eugene Ysaye (1858 - 1931) erklang ein nicht so oft aufgeführtes Werk moderner Violinliteratur.
Am Ende noch einmal der Thomaskantor Bach mit der Ciaccona in d-moll, BWV 1004. Als Bach 1720 von einer Dienstreise nach Hause kam, musste er erfahren, dass seine Frau gestorben und bereits beerdigt war. Kurz darauf schrieb er die Ciaccona. Eine Musikwissenschaftlerin entdeckte jüngst, dass darin Choräle versteckt sind, die um das Thema Tod und Auferstehung kreisen.
Bach als Zugabe
Nach langem, dankbarem Beifall eine Zugabe: Aus der Solosonate a-moll BWV 1003. Es erklingt eine Melodie und gleichzeitig auf anderen Saiten - raffiniert verborgen - die Begleitung dazu. Die nächste Veranstaltung in der Synagoge ist ein Klezmerkonzert am Samstag, 27. Mai, um 19 Uhr. Peter Rosenberg kommt wieder am Sonntag, 9. Juli, mit Serenaden für Streichtrio von J.S. Bach.