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Hohe Defizite: Steinbach am Wald muss wohl zumindest die Wassergebühren erhöhen


Autor: Heike Schülein

Steinbach am Wald, Freitag, 16. Oktober 2020

Das Unternehmen "kommunale transparenz pro fide gmbh" aus Würzburg führt für die Gemeinde Steinbach am Wald die Beitragskalkulation für die Bereiche Wasser und Abwasser durch. 2017 erfolgte eine kompl...


Das Unternehmen "kommunale transparenz pro fide gmbh" aus Würzburg führt für die Gemeinde Steinbach am Wald die Beitragskalkulation für die Bereiche Wasser und Abwasser durch. 2017 erfolgte eine komplette Grundlagenkalkulation, wonach zum 1. Januar 2018 die Gebühren für beide Bereiche entsprechend angepasst wurden.

"Nachdem aktuell das dritte Kalkulationsjahr läuft, wurde eine neue Bedarfsberechnung durchgeführt", erklärte Bürgermeister Thomas Löffler (CSU) bei der Finanz- und Haushaltsausschuss-Sitzung des Gemeinderates am Donnerstagabend. Zum Vergleich erfolgte sowohl eine Nachkalkulation als auch eine neue Grundlagenkalkulation 2019. Nachkalkulation bedeutet, man belässt den aktuellen Kalkulationszeitraum, wie er ist, und lässt ihn bis zum geplanten Ende (2021) weiterlaufen. Bei der Berechnung ist aber bereits jetzt ein Defizit erkennbar, so dass die Gebühr für Abwasser zum Ende des Kalkulationszeitraums bei 3,73 Euro je Kubikmeter (m³) liegt und für Wasser bei 2,91 Euro je m³, zuzüglich Mehrwertsteuer.

Bei den Wassergebühren geht es nur um den Ort Steinbach am Wald; die Ortsteile werden von der Frankenwaldgruppe versorgt. Der Bereich Kanal liegt komplett im Aufgabengebiet der Gemeinde, die drei Kläranlagen und ein Hebewerk betreibt.

Anhebung der Verbrauchsgebühr

Bei der neuen Grundlagenkalkulation geht man davon aus, den aktuellen Zeitraum vorzeitig zum 31. Dezember 2020 zu beenden und zum 1. Januar 2021 einen neuen Kalkulationszeitraum zu beginnen. Die Berechnungsmodelle beruhen auf jeweils einem drei- beziehungsweise vierjährigen Kalkulationszeitraum, nochmals unterschieden zwischen Übernahme sowie Ausgliederung bisher entstandener Fehlbeträge.

Beim Wasser bedeutet eine neue Grundlagenkalkulation ab 2021 eine Anhebung der Verbrauchsgebühr um mindestens 0,22 Euro je m³, trotz einer möglichen Ausgliederung von Fehlbeträgen. Beim Abwasser bleiben die Verbrauchsgebühren bei einer Ausgliederung der Fehlbeträge gleich. Nur bei Übernahme der Fehlbeträge würde sich die Verbrauchsgebühr um mindestens 0,34 Euro je m³ erhöhen.

Aufgrund des in den vier Jahren zuvor eingefahrenen hohen Defizits erhöhte man ab 1. Januar 2018 für die Kanaleinleitung die Gebühren von 1,64 auf 3,14 Euro pro m³ und führte eine Grundgebühr von 48 Euro ein. Zugleich erhöhte man die Wasserbezugsgebühren von 1,56 auf 2,57 Euro pro m³ sowie die Grundgebühr von 12,28 auf 48 Euro pro Jahr, jeweils zuzüglich sieben Prozent Mehrwertsteuer. Nach knapp drei Jahren habe man, so der Bürgermeister, jetzt ein Update gemacht, um zu sehen, wie die aktuellen Entwicklungen aussehen.

Das Zahlenwerk stellte Michael Moritz von der "kommunalen transparenz pro fide gmbh" vor. Grundlage der Kalkulation ist der jährlich fortzuschreibende Anlagennachweis. "Die Ergebnisse, sprich: die Verluste der vergangenen Jahre, zeigen, dass sich die Kosten sowohl beim Abwasser als auch beim Wasser über dem Planungsniveau bewegten", erläuterte er. Von 2018 bis 2020 habe sich erneut in der Abwasserbeseitigung ein Gesamtfehlbetrag von 21 000 Euro und in der Wasserversorgung von 33 500 Euro aufgebaut.

"Das ist ein Riesendefizit"

Bei der Abwasserbeseitigung bleibt das Kostenniveau auch im kommenden Kalkulationszeitraum stabil. Die Einleitungsmenge sinkt jedoch von der Schätzmenge 154 500 m³ auf 140 000 m³.

"Das ist ein Riesendefizit und der hauptsächliche Grund für den Verlust, da ja die Kosten gleich bleiben", verdeutlichte Moritz. Bei den aktuellen Kosten hätte man, sofern man die Schätzmenge 154 500 m³ erreicht hätte, das Niveau der letzten drei Jahre halten können.

Bei der Wasserversorgung lasse das steigende Kostenniveau die Gebühr weiter steigen, da man 2018 und 2019 kräftig investiert habe, so bei der Querung der B 85, in der Gemeindegasse, im Eberbachsweg, in der Bergstraße und in der Kronacher Straße. Dadurch stiegen Unterhalt und kalkulatorische Kosten.

"Die aktuellen Gebühren können wir nicht halten", betonte Moritz, dass beide Bereiche kostendeckend betrieben werden müssten. Aktuell würden die Verluste durch die Gemeinde querfinanziert. Um nicht Gefahr zu laufen, noch mehr Verlust anzusammeln, empfahl er, den bisherigen Kalkulationszeitraum abzubrechen und ab 1. Januar 2021 einen neuen zu beginnen.

Angela Wiegand (CSU) erachtete die Gebühren im Vergleich zu anderen Kommunen als relativ hoch. Bürgermeister Löffler berichtete, dass bei der Verbandsversammlung der Frankenwaldgruppe jüngst die gleiche Berechnung angestellt worden sei. Dort hebe man die Verbrauchsgebühr ab Januar 2021 von 2,95 auf 3,20 Euro pro m³ sowie die Grundgebühr von 108 auf 204 Euro an. Selbst wenn man in Steinbach die Wassergebühren von 2,57 auf 2,79 Euro pro m³ erhöhe, bei einer gleichbleibenden Grundgebühr von 48 Euro, liege man noch weit darunter. In Steinbach habe man ein Hebewerk sowie drei Kläranlagen zu unterhalten, die auch aufgrund der besonderen topographischen Bedingungen hohe Kosten verursachten.

Die Entscheidung über die neue Gebührenkalkulation fällt der Gemeinderat in seiner Sitzung am 4. November. hs