Wenn Rüben plötzlich böse dreinschauen
Autor: Redaktion
Herzogenaurach, Montag, 25. Oktober 2021
Brauchtum Ausgehöhlte, von innen erleuchtete und mit einer gruseligen Fratze versehene Früchte gibt es in Franken nicht erst, seit Halloween sich in unserem Kulturkreis eingebürgert hat.
Wenn es jetzt früher Nacht wird, finden sich vielerorts leuchtende Zeichen in Gärten und vor Häusern. Dabei handelt es sich heute meist um ausgehöhlte Kürbisse mit einem Licht darin. In den Generationen zuvor wurden dafür Futterrüben verwendet.
Für die Versorgung der Familien mit Gemüse und Obst waren ehemals die Hausgärten unerlässlich. Es gab dort früher wenig Platz für ein rankendes Gewächs wie den Kürbis, der große Flächen abdeckte und außerdem „den Boden auszog“, wie die allgemeine Formulierung lautete. Wenn aber eine derartige Frucht im Garten heranreifte, dann war es nicht üblich, mit einem Kürbis, einem Nahrungsmittel, derartig verschwenderisch umzugehen. Kürbis süß/sauer eingemacht diente im Winter als willkommene Beilage zum Essen am Mittagstisch.
Aber es gab eine andere Möglichkeit, leuchtende Zeichen in der dunklen Jahreszeit zu setzen. Und das schon lange, bevor Halloween sich in unserem Kulturkreis einbürgerte.
Denn viele Anwesen hatten Haustiere , die auch im Winter versorgt werden mussten. Kühe, Ziegen und Stallhasen bekamen Heu und Getreide . Für die nötigen Proteine und Mineralstoffe sowie Flüssigkeit sorgten die Futterrüben oder Runkelrüben, die als „ Dorsch ’n“ in und um Herzogenaurach oder „Rangers’n“ im Höchstadter Raum bezeichnet wurden.
Die Rüben sind eine sogenannte Hackfrucht mit einem hohen Anteil an Protein- und Mineralstoffen. Sie gehören zu den Fuchsschwanzgewächsen und tragen den lateinischen Namen „Beta vulgaris“.
Hier stimmten Nährstoffgehalt, Geschmack und Ertrag, auch die gute Lagerfähigkeit war wichtig. Sie sind walzen- bis kugelförmig, rötlich bis gelb gefärbt und erheben sich zu 80 Prozent über dem Erdboden. Sie wurden auf Beeten gezogen. Entweder zuvor im Garten vorgezogen und dann verpflanzt oder gesät und dann vereinzelt. Später wurden sie mit einer Sämaschine gesät, die wie ein Schubkarren geschoben werden musste. Bei zu dichtem Pflanzenstand wurden die überzähligen mit der Hacke bzw. Haue entfernt.